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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ausmalen können. Und er
ist unsterblich, denn im Innern von Hades gibt es keinen Tod. Ich
kann mir nicht vorstellen wie er sich jetzt verhalten würde, ich
weiß nicht einmal, ob wir imstande wären, sein Bewusstsein
wiederzuerkennen. Aber es hat sich verdammt so angefühlt wie
Sylveste. Vielleicht konnte er sich so darstellen, wie er einmal war,
nur um mir zu zeigen, wer uns gerettet hat.«
    »Würde er sich denn für uns
interessieren?«
    »Bisher hat man davon noch nichts bemerkt. Andererseits ist
hier draußen nicht viel passiert, seit er in Hades gespeichert
wurde. Doch jetzt sind die Unterdrücker eingetroffen und stellen
alles auf den Kopf. Wahrscheinlich dringen immer noch Informationen
zu ihm durch, vielleicht auch nur in Katastrophenfällen. Aber
überlege doch, Thorn. Hier draußen ist wirklich die
Hölle los. Und das könnte sogar Sylveste betreffen. Wir
wissen es nicht, aber wir können auch das Gegenteil nicht
beweisen.«
    »Und was war das für ein Ding?«
    »Ein Abgesandter, nehme ich an. Ein Stück Hades, das
ausgeschickt wurde, um Informationen zu sammeln. Und Sylveste gab ihm
eine Kopie von sich selbst mit. Der Abgesandte surrte um die
Maschinerie herum, dann verfolgte er uns, und als er in Erfahrung
gebracht hatte, so viel er konnte, kehrte er nach Hades zurück.
Dort wird er vermutlich wieder mit der Matrix verschmelzen.
Vielleicht war er auch nie völlig losgelöst – wenn
sich ein Faden atomarer Materie von der Dicke eines einzigen Quarks
von der Murmel bis zum Rand des Systems gespannt hätte, wir
hätten es nicht bemerkt.«
    »Geh noch ein Stück weiter zurück. Was passierte,
nachdem du Hades verlassen hattest? War Ilia auch dabei?«
    »Nein. Sie wurde nie in der Matrix gespeichert. Aber sie hat
überlebt, und wir haben uns im Orbit um Hades, auf der Sehnsucht nach Unendlichkeit wiedergefunden. Das
Vernünftigste wäre gewesen, das System zu verlassen und so
weit wie möglich weg zu fliegen. Aber das taten wir nicht. Das
Schiff war… nun, nicht gerade beschädigt, aber
verändert, es hatte einen psychotischen Schock erlitten und
wollte nichts mehr mit dem Universum um sich herum zu tun haben. Es
ließ sich nur mit Mühe überreden, ins innere System
zurückzukehren und bis auf eine AE auf Resurgam
heranzufliegen.«
    »Hm.« Thorn hatte den Kopf in die Hand gestützt.
»Das wird ja wirklich immer besser. So seltsam es ist, ich halte
es sogar für möglich, dass du die Wahrheit sagst. Denn wenn
du lügen wolltest, hättest du dir wenigstens eine
Geschichte ausgedacht, die einen Sinn ergibt.«
    »Sie ergibt durchaus einen Sinn, warte nur ab.«
    * * *
    Sie erzählte ihm auch den Rest. Thorn hörte sich alles
geduldig an, nickte gelegentlich oder bat um eine genauere
Erklärung. Sie beteuerte ihm noch einmal, sie und Irina
hätten ihm bisher nach bestem Wissen die reine Wahrheit
über die Unterdrücker erzählt, und die Bedrohung sei
tatsächlich so akut, wie sie behauptet hätten.
    »Ich glaube, davon hast du mich überzeugt«, sagte
Thorn.
    »Entweder hat Sylveste sie angelockt, oder sie waren bereits
hierher unterwegs. Vielleicht spürt er deshalb noch eine gewisse
Verpflichtung, uns zu beschützen, oder sich jedenfalls
flüchtig für das Universum zu interessieren. Das Artefakt
um Hades halten wir für eine Art Auslöser. Sylveste wusste,
dass er mit dem Feuer spielte, aber das war ihm egal.« Khouri
wurde plötzlich wütend und zog die Stirn in Falten.
»Er ist ein dreckiges arrogantes Schwein von einem
Wissenschaftler. Eigentlich hatte ich den Auftrag, ihn zu töten.
Zu diesem Zweck kam ich überhaupt auf dieses Schiff.«
    »Wieder so eine wunderschöne Komplikation.« Er
nickte beifällig. »Wer hat dich geschickt?«
    »Eine Frau aus Chasm City. Nannte sich die Mademoiselle. Sie
kannte Sylveste seit vielen Jahren. Sie wusste, was er vorhatte, und
dass er aufgehalten werden musste. Das sollte ich tun. Leider habe
ich es vermasselt.«
    »Du siehst nicht so aus, als würdest du kaltblütig
einen Mord begehen.«
    »Du kennst mich nicht, Thorn. Ganz und gar nicht.«
    »Vielleicht noch nicht.« Er sah sie so lange und
eindringlich an, bis sie sich zögernd abwandte. Sie fühlte
sich als Frau zu ihm hingezogen, und sie wusste, dass er ein Mann
war, der an etwas glaubte. Er war stark und tapfer – das hatte
sie in der Inquisitionsbehörde selbst erlebt. Und auch wenn sie
es nicht unbedingt zugeben würde, sie hatte, seit sie darauf
bestanden hatte, Thorn an Bord zu lassen, gezielt auf eine

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