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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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erfreut.«
    »Ihr Chef?«
    »Der Mann, zu dem wir unterwegs sind«, sagte Zebra.

 
Kapitel 21

     
     
    Als sie die Atmosphäre verlassen hatten und die karneolrote
Murmel vom äußersten Rand des Schiffsradars verschwunden
war, nahm Khouri allen Mut zusammen und griff nach einem der
schwarzen Würfel, die zurückgeblieben waren, als die
Hauptmasse der Unterdrücker-Maschinerie zerfiel. Er fühlte
sich erschreckend kalt an, und als sie ihn losließ, hafteten
da, wo sie ihn berührt hatte, dünne Hautschichten wie zwei
rosige Fingerabdrücke. Ihre Fingerkuppen waren nur noch rohes
Fleisch. Sie dachte zunächst, die Haut würde an den glatten
schwarzen Flächen kleben bleiben, doch nach wenigen Sekunden
schälte sie sich von selbst ab und entschwebte in zarten
durchsichtigen Flocken, die an abgefallene Insektenflügel
erinnerten. Der kalte Würfel war wieder gnadenlos dunkel, als
hätte sie ihn nie berührt. Aber sie bemerkte, dass er
schrumpfte. Die Kontraktion kam so unerwartet, dass ihr Bewusstsein
sie als Rückzug in unglaubliche Entfernungen interpretierte.
Auch die anderen Würfel verringerten ihre Größe mit
jeder Sekunde um die Hälfte.
    Eine Minute später schwebte nur noch ein dünner Nebel
aus grau-schwarzer Asche in der Kabine und sammelte sich sogar in
ihren Augenwinkeln, als hätte ihr jemand Schlafpulver ins
Gesicht gestäubt. Jetzt fiel ihr wieder ein, dass die
Würfel in ihren Kopf eingedrungen waren, bevor die Murmel sie
gerettet hatte.
    »Nun hast du deine Demonstration bekommen«, sagte sie zu
Thorn. »Du wolltest ein Zeichen setzen, aber war es das
wert?«
    »Ich musste es wissen. Und ich konnte nicht vorhersehen, was passieren würde.«
    Khouri rieb sich die Hände, die von der Kälte taub
waren. Es tat gut, sich wieder frei bewegen zu können, ohne
durch das Beschleunigungsnetz gefesselt zu sein. Thorn entschuldigte
sich für sein Verhalten, doch es klang halbherzig. Und Khouri
musste zugeben, dass sie ihm niemals die Wahrheit gesagt hätte,
hätte er nicht zu so extremen Mitteln gegriffen.
    »Was ist denn eigentlich geschehen?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls nicht alles. Wir haben
eine Reaktion provoziert, und ich bin ziemlich sicher, dass wir
dafür von diesen Maschinen getötet oder zumindest
verschlungen werden sollten.
    »Ich weiß. Mir kam es auch vor.«
    Sie sahen sich an. Die kurze Phase, in der sie beide im
Datensammelnetz der Unterdrücker vereint gewesen waren, hatte
eine Vertrautheit entstehen lassen, wie sie es niemals erwartet
hätten. Zwar hatten sie bis auf die Angst nicht viel voneinander
mitbekommen, aber Thorn hatte immerhin gespürt, dass sie sich
nicht weniger fürchtete als er, und dass der
Unterdrücker-Angriff nicht nur seinetwegen inszeniert worden
war. Aber war da nicht noch mehr gewesen als Angst? Hatte sich nicht
jeder um den anderen gesorgt? Jedenfalls war fast so etwas wie
Bedauern aufgekommen, als das dritte Bewusstsein sich einmischte.
    »Thorn… hast du dieses Bewusstsein auch
gespürt?«, fragte Khouri.
    »Ich habe etwas gespürt. Etwas, das anders war als du
und anders als die Maschinen.«
    »Ich weiß, was es war«, sagte sie. Die Zeit der
Lügen und der Ausflüchte war vorbei, Thorn musste die
Wahrheit erfahren, so weit sie selbst sie erfassen konnte.
»Jedenfalls glaube ich, dass ich es erkannt habe. Es war
Sylvestes Bewusstsein.«
    »Dan Sylveste?«, fragte er vorsichtig.
    »Ich kannte ihn, Thorn. Nicht sehr gut und nicht sehr lange,
aber doch gut genug, um zu wissen, dass er es war. Ich weiß
auch, was aus ihm geworden ist.«
    »Fang bitte von vorne an, Ana.«
    Sie rieb sich den Staub aus den Augenwinkeln und hoffte nur, dass
die Würfelmaschinen wirklich inaktiv waren und nicht nur
schliefen. Thorn hatte Recht. Ihr Eingeständnis war der erste
Riss in einer ansonsten geschlossenen Fassade gewesen. Aber der Riss
war nicht mehr ungeschehen zu machen. Er würde sich ausbreiten,
würde nach allen Seiten Sprünge aussenden. Sie konnte nur
noch versuchen, den Schaden zu begrenzen.
    »Alles, was du über den Triumvirn zu wissen glaubst, ist
falsch. Sie ist nicht die blutgierige Tyrannin, als die sie von der
Bevölkerung gesehen wird. Die Obrigkeit hat dieses Bild von ihr
gezeichnet. Sie brauchte einen Buhmann, eine Hassfigur. Ohne den
Triumvirn hätten sich der Zorn, die Enttäuschung der
Bürger von Resurgam gegen ihre Regierung gerichtet. Und das
durfte nicht geschehen.«
    »Sie hat eine ganze Siedlung ausgelöscht.«
    »Nein…« Khouri war

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