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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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herausgefunden, wozu der Raum
diente.
    »War vielleicht«, fragte er, »auch das Verfahren
der Trägheitsmodifizierung Teil dieser Technologie?«
    »Es sieht so aus. Ich muss gestehen, dass ich auf diesem
Gebiet einen gewissen Vorsprung hatte. Ich war vor sehr langer Zeit
schon einmal einem von diesen Wesen begegnet und hatte daher eine
gewisse Vorstellung davon, was mich erwartete.«
    »Ein weniger aufgeschlossener Mensch könnte Ihre
Geschichte vielleicht nicht so ohne weiteres akzeptieren«,
bemerkte Clavain.
    H blieb stehen und legte beide Hände auf die niedrige
Marmorbrüstung. »Lassen Sie mich weiter erzählen,
vielleicht glauben Sie mir dann. Es dürfte Ihnen nicht entgangen
sein, dass das Universum ein Ort voller Gefahren ist. Zu dieser
Erkenntnis sind gewiss auch die Synthetiker inzwischen gelangt. Wie
hoch ist derzeit die Zahl der Opfer – wurden dreizehn
Zivilisationen ausgerottet, oder sind es schon vierzehn? Und
möglicherweise eine oder zwei Fremdintelligenzen, die leider so
fremd sind, dass uns nichts an ihrem Verhalten einen Maßstab
dafür liefern kann, wie intelligent sie tatsächlich sind.
Alles deutet darauf hin, dass das Universum Intelligenz gerne
zertritt, bevor sie den Kinderschuhen entwachsen ist.«
    »Das ist nur eine Theorie.« Clavain verriet nicht, wie
gut sie zu seinen eigenen Informationen passte; sie war die perfekte
Bestätigung für Galianas Botschaft, dass im Kosmos
Wölfe lauerten, die zu geifern und zu heulen anfingen, sobald
sie intelligentes Leben witterten.
    »Es ist mehr als nur Theorie. Die Maden – so wird die
Rasse genannt, der das bedauernswerte Individuum angehörte
– waren selbst so sehr bedrängt worden, dass sie dem
Aussterben nahe waren. Sie versteckten sich zwischen den Sternen und
mieden Wärme und Licht, dennoch fühlten sie sich nicht
sicher. Sie wussten, dass nicht viel dazu gehörte, die Killer
wieder auf der Fährte zu haben. Und endlich entwickelten sie
eine verzweifelte Verteidigungsstrategie. Sie waren nicht von Natur
aus feindselig, aber sie lernten, dass sie manchmal zu ihrem eigenen
Schutz andere, lärmendere Spezies zum Schweigen bringen
mussten.« H schlenderte weiter und streifte mit einer Hand an
der Wand entlang. Es war seine rechte Hand, und Clavain stellte fest,
dass sie einen dünnen roten Strich hinterließ.
    »Wie haben Sie von dem Alien erfahren?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Mr. Clavain, und ich
möchte Ihnen damit nicht die Zeit stehlen. Lassen wir es damit
genug sein, dass ich – sozusagen im Rahmen meiner
Sühneaktion – gelobte, das Geschöpf vor seinen
Folterknechten zu retten. Aber ich konnte nicht sofort handeln. Das
Vorhaben bedurfte sorgfältiger Planung. Ich sammelte ein Team
von vertrauenswürdigen Helfern und traf umfangreiche
Vorbereitungen. Jahre vergingen, ohne dass der rechte Moment gekommen
wäre. Ein Jahrzehnt verging, dann wurden es zwei. Jede Nacht
träumte ich von den Leiden des Wesens, und jede Nacht nahm ich
mir von neuem vor, ihm zu helfen.«
    »Und?«
    »Es ist möglich, dass ich verraten wurde. Vielleicht
hatte die Mademoiselle auch nur die besseren Informanten. Jedenfalls
erreichte sie das Geschöpf vor mir. Sie brachte es hierher, in
diesen Raum. Wie sie das anstellte, kann ich nicht sagen; es war an
sich schon ein gewaltiges Unterfangen.«
    Clavain schaute in die Tiefe und versuchte sich ein Wesen
auszumalen, das ein Gefängnis dieser Größe brauchte.
»Es war hier untergebracht, im Château?«
    Er nickte. »Viele Jahre lang. Es am Leben zu erhalten, war
keine Kleinigkeit, aber die Menschen, die es vorher gefangen hielten,
wussten genau, was zu tun war. Ich glaube, dass die Mademoiselle es
nicht darauf anlegte, es zu foltern; sie war nicht in diesem Sinne
grausam. Doch für das Wesen war jede Sekunde seines Lebens eine
Qual, auch wenn es nicht ständig mit Starkstromelektroden
berührt wurde. Und sterben lassen wollte sie es auch nicht.
Jedenfalls nicht, bevor sie nicht alles erfahren hatte, was es
wusste.«
    Die Mademoiselle, erzählte H weiter, habe einen Weg gefunden,
sich mit der Kreatur zu verständigen. Doch so schlau sie auch
gewesen sein mochte, es gelang ihr nur, weil das Alien von sich aus
größere Anstrengungen unternahm.«
    »So viel ich weiß, gab es einen Unfall«, sagte H.
»Ein Mann stürzte von hier oben in das Gehege hinab. Er war
sofort tot, doch bevor man ihn herausholen konnte, wurde er von der
Kreatur, die sich dort frei bewegen konnte, restlos aufgefressen. Bis
dahin hatte man

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