Die Arche
keinen
Zugriff.«
»Und Skade könnte ihre Eintrittskarte gewesen
sein?«
»Ich halte das für wahrscheinlich, Mr. Clavain.
Vielleicht war es kein Zufall, dass Skade weiterleben durfte,
während alle anderen Mitglieder ihres Teams getötet
wurden.«
»Aber Skade ist eine von uns«, widersprach Clavain
zaghaft. »Sie würde das Mutternest niemals
verraten.«
»Wie ging es mit ihr weiter, Mr. Clavain? Ihr Einfluss bei
den Synthetikern ist nicht zufällig gewachsen?«
Clavain erinnerte sich, dass Skade im Anschluss an die Mission ins
Innere Konzil aufgenommen worden war. »Man könnte es so
sehen.«
»Ich denke, das ist der Beweis. Diese Strategie hat die
Mademoiselle nämlich immer verfolgt. Infiltrieren und
manipulieren. Vielleicht ist sich Skade nicht einmal bewusst, dass
sie ihr Volk verrät; die Mademoiselle war immer clever genug,
sich vorhandene Loyalitäten zunutze zu machen. Skades Mission
mochte als gescheitert gelten, aber sie konnte doch einige
interessante Objekte beschaffen, nicht wahr? Objekte, von denen das
Mutternest profitiert hat?«
»Wie ich bereits sagte, ich weiß nichts von einem
Geheimprojekt, das sich mit dem Quantenvakuum
beschäftigt.«
»Mhm. Ihr Dementi konnte mich allerdings schon beim ersten
Mal nicht überzeugen.«
* * *
Clock, der Fremde mit dem eiförmigen Kahlkopf, befahl Xavier,
Antoinette anzurufen.
»Anrufen kann ich sie schon«, sagte Xavier. »Aber
ich kann sie nicht zwingen zu kommen, auch wenn Mr. Pink
anfängt, das Schiff zu demolieren.«
»Sie werden schon einen Weg finden«, sagte Clock und
strich über das wächserne olivgrüne Blatt einer
Topfpflanze. »Sagen Sie ihr, Sie hätten einen Schaden
gefunden, den sie nicht reparieren könnten, und bräuchten
ihren fachmännischen Rat. Irgendetwas wird Ihnen schon
einfallen, Mr. Liu.«
»Wir hören mit«, fügte Mr. Pink hinzu. Das
Schwein war zu Xaviers Erleichterung aus der Sturmvogel herausgekommen, ohne das Schiff sichtbar beschädigt zu
haben; er hatte allerdings den Eindruck, dass Mr. Pink sich nur
umgesehen hatte, um später umso wirksamer zuschlagen zu
können.
Er rief Antoinette an. Sie befand sich auf der anderen Seite des
Karussell New Copenhagen in einem wahren
Verhandlungsmarathon. Seit Clavain fort war, hatte sich ihre
geschäftliche Situation dramatisch verschlechtert.
»Sieh zu, dass du so schnell wie möglich
herkommst«, flehte Xavier, ohne die beiden Besucher aus den
Augen zu lassen.
»Wozu die Eile, Xave?«
»Du weißt, was es kostet, die Sturmvogel hier zu
parken, Antoinette. Jede Stunde zählt. Allein dieser Anruf
bringt uns an den Bettelstab.«
»Heilige Scheiße, Xave. Hast du vielleicht auch etwas,
um mich aufzuheitern?«
»Komm einfach her.« Er legte auf. »Vielen Dank,
dass ich ihr das antun musste. Dreckskerle.«
»Ich kann verstehen, wie Sie empfinden, Mr. Liu, und ich
verspreche Ihnen, dass keinem von Ihnen ein Haar gekrümmt wird,
ganz bestimmt nicht Antoinette.«
»Wehe, Sie fassen sie an.« Er betrachtete die beiden und
wusste nicht, wer ihm verdächtiger vorkam. »Schön. Sie
ist in etwa zwanzig Minuten hier. Sie reden mit ihr, und danach kann
sie wieder gehen.«
»Wir werden mit ihr ins Schiff gehen, Mr. Liu. Auf diese
Weise laufen wir nicht Gefahr, dass uns einer von Ihnen
wegläuft.«
»Wie Sie meinen.« Xavier zuckte die Achseln. »Aber
ich brauche eine Minute, um die Affen wieder auf Vordermann zu
bringen.«
* * *
Der Fahrstuhl wurde langsamer und hielt an, hörte aber nicht
auf zu rattern und zu quietschen. Hoch über Clavain schallten
metallische Echos wie hysterisches Gelächter durch den
Schacht.
»Wo sind wir?«, fragte er.
»Im tiefsten Kellergeschoss, noch weit unterhalb des alten Mulch, Mr. Clavain, im Grundgestein von Yellowstone.« H
drängte Clavain zum Aussteigen. »Hier war der Schauplatz
des Geschehens.«
»Welches Geschehens?«
»Das uns so sehr beunruhigt.«
H führte ihn durch Gänge – oder eher Tunnel –,
die in den gewachsenen Fels gehauen waren. Die Verkleidung der
Wände war so dünn, dass sich die Wölbungen und Grate
der geologischen Formationen im Schein der blauen Laternen scharf
abzeichneten. Hier herrschte eine feuchte Kälte, der Steinboden
unter Clavains Füßen war unangenehm hart. Sie kamen an
einem Raum vorbei, in dem wie eine Batterie Milchkannen viele
Silberkanister aufgereiht standen, und stiegen über eine Rampe
noch weiter in die Tiefe.
»Die Mademoiselle hütete ihre Geheimnisse mit
großer Sorgfalt«, sagte H. »Als wir
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