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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Glück, Xavier.«
    Xavier kehrte zu Antoinette zurück und stellte erleichtert
fest, dass Clock und das Schwein ihre Plätze nicht verlassen
hatten. Biest schaltete die Nuklearraketen ab, und er spürte,
wie er leichter wurde.
    »Na?«, fragte Antoinette.
    »Alles klar«, sagte Xavier mit mehr Zuversicht, als er
empfand. »Die Polizei wird jeden Moment hier sein.«
    Bevor sie völlig schwerelos waren, hatte er sich
angeschnallt. Wenige Sekunden später spürte er ein paar
Stöße. Das Polizeischiff hatte am Rumpf festgemacht. So
weit, so gut, dachte er: immerhin wollten sie an Bord kommen, anstatt
sie sofort vom Himmel zu schießen. Vielleicht gab man ihm
Gelegenheit, sich zu rechtfertigen, und selbst wenn die Dreckskerle
unbedingt meinten, jemanden umbringen zu müssen, könnte er
Antoinette vermutlich vor dem Schlimmsten bewahren.
    Er spürte einen Luftzug. Dann knackte es in seinen Ohren wie
bei einem plötzlichen Druckabfall, doch bevor er richtig Angst
bekommen konnte, war es schon vorüber. Die Luft bewegte sich
nicht mehr. Von ferne war das Klirren und Kreischen gemarterten
Metalls zu hören.
    »Was war das eben?«, fragte Mr. Pink.
    »Die Polizei hat wohl unsere Luftschleuse
aufgeschnitten«, sagte Xavier. »Und ihre und unsere Luft
hatten nicht ganz den gleichen Druck. An sich hätten sie auch
auf normalem Wege hereinkommen können, aber sie wollten wohl
nicht so lange warten, bis sich die Schleuse gedreht hatte.«
    Jetzt näherten sich mechanisch klingende Schritte.
    »Sie schicken eine Drohne«, sagte Antoinette. »Ich
hasse Polizeidrohnen.«
    Kaum eine Minute später schob sich die Maschine in den Raum
und entfaltete sich wie eine hässliche schwarze Origami-Figur.
Ihre messerscharfen Gliedmaßen fuhren in tödlichen
Schwüngen durch die Luft. Antoinette erschrak, und Xavier zuckte
zusammen, als ein Klingenarm nur wenige Zentimeter an seinen Augen
vorbeipfiff. Sogar dem Schwein war anzusehen, dass es lieber anderswo
gewesen wäre.
    »Das war keine gute Idee«, bemerkte Mr. Pink.
    »Wir hatten nicht vor, Ihnen weh zu tun«, fügte
Clock hinzu. »Wir wollten nur Informationen. Jetzt sind Sie in
sehr viel größeren Schwierigkeiten.«
    »Sie hatten einen Trawl«, sagte Xavier.
    »Das war kein Trawl«, widersprach Pink. »Nur ein
eidetisches Abspielgerät. Damit wäre Ihnen gar nichts
passiert.«
    Die Drohne meldete sich zu Wort. »Als Eigner dieses Schiffes
ist Antoinette Bax eingetragen.« Die Maschine kam so nahe heran,
dass Antoinette ihr leises Summen hören und den beißenden
Ozongeruch des knisternden Tasers riechen konnte. »Sie haben
gegen die Bestimmungen des Ferrisville-Konvents betreffend Flüge
mit Fusionsantrieb innerhalb des Rostgürtels, ehemals Glitzerband verstoßen. Das ist ein Delikt der Stufe
Drei, das mit irreversiblem Neuraltod bestraft wird. Ich schreite
jetzt zur genetischen Identifizierung.«
    »Wie bitte?«, fragte Antoinette.
    »Öffnen Sie den Mund, Miss Bax. Und halten Sie
still.«
    »Du bist es wieder, nicht wahr?«
    »Ich, Miss Bax?« Die Maschine fuhr zwei Manipulatoren
mit Gummigreifern aus und fixierte damit ihren Kopf. Es tat weh, und
der Schmerz hielt an, als würde ihr Kopf langsam von einem
Schraubstock zusammengepresst. Aus einem bisher verborgenen Teil der
Maschine schoss ein weiterer Manipulator, der in einer kleinen
gebogenen Klinge von der Form einer Minisense endete.
    »Öffnen Sie den Mund.«
    »Nein…« Antoinette schossen die Tränen in die
Augen.
    Die gefährliche kleine Klinge – sie war immerhin
groß genug, um einem den Finger abzuschneiden – schwebte
zwei Zentimeter vor ihrer Nase. Der Druck wurde stärker. Das
Summen der Maschine verstärkte sich zu einem leisen,
orgiastischen Dröhnen.
    »Öffnen Sie den Mund! Das ist die letzte
Warnung.«
    Sie gehorchte, aber mehr, um vor Schmerz zu stöhnen, als um
dem Wunsch der Drohne zu entsprechen. Der Metallarm bewegte sich
schneller, als ihre Augen ihm folgen konnten. In ihrem Mund wurde es
kalt, dann streifte Metall über ihre Zunge.
    Die Klinge wurde zurückgezogen, der Manipulator klappte ein
und verstaute sie in der dafür bestimmten Öffnung. Im
Körper der Drohne summte und klickte es: wahrscheinlich ein
Schnellsequenzer, der die DNA mit den Informationen des Konvents
verglich. Dann war das anschwellende Winseln einer Zentrifuge zu
hören. Die Drohne dachte offenbar nicht daran, den Schraubstock
um Antoinettes Kopf zu lockern.
    »Lass sie los«, sagte Xavier. »Du hast, was du
willst. Jetzt gib sie

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