Die Arche
zuckte die Achseln. »Sie sind so gebaut, dass sie sich
selbst warten. Alte Technik, selbstregenerierend. Nicht wie das neue
Zeug, an das wir uns alle gewöhnt haben. Diese Fähren
stammen noch aus einer Zeit, in der die Dinge nicht kaputt gingen,
verschlissen oder veralteten. Das müssen wir uns immer vor Augen
halten.«
»Bist du drin gewesen? Man erzählt, du hättest die
Fähren betreten und es sogar geschafft, sie
aufzuwecken.«
»Weiter.«
Das nächste Bild zeigte Thorn mit einem Mann und einer Frau
auf dem Flugdeck der Fähre. Alle drei lächelten in die
Kamera, und hinter ihnen leuchteten die Instrumente an den
Konsolen.
»Es hat lange gedauert – viele Tage –, aber dann
haben wir die Fähre dazu gebracht, mit uns zu sprechen. Es ist
nicht so, dass sie nichts mit uns zu tun haben wollte, wir hatten
einfach die Routinen vergessen, die von den Erbauern als
selbstverständlich vorausgesetzt worden waren. Aber wie ihr
seht, ist dieses Raumschiff zumindest theoretisch
funktionsfähig.«
»Können sie fliegen?«
Thorn machte ein ernstes Gesicht. »Das wissen wir nicht mit
Sicherheit. Wir haben keinen Anlass, daran zu zweifeln, aber bisher
haben wir die Diagnostikschichten nur angekratzt. Wir haben
Spezialisten vor Ort, die jeden Tag mehr in Erfahrung bringen, aber
im Moment können wir nur sagen, dass die Fähren nach allem,
was wir über die Maschinen der Belle Epoque wissen,
eigentlich fliegen müssten.«
»Wie hast du sie gefunden?«, fragte eine andere
Frau.
Thorn schlug die Augen nieder und nahm seine Gedanken zusammen.
»Ich suche schon mein ganzes Leben lang nach einem Weg, um
diesen Planeten zu verlassen«, sagte er.
»Das war nicht meine Frage. Was ist, wenn die Regierung diese
Fähren nur als Köder aufgestellt hätte? Wenn man dich
mit gezielten Hinweisen auf ihre Fährte gelockt hätte? Wenn
die Schiffe nur gebaut worden wären, um dich und deine
Anhänger endgültig zu vernichten?«
»Die Regierung kennt keine Möglichkeit, wie man diesen
Planeten verlassen könnte«, erklärte Thorn. »Das
versichere ich euch.«
»Woher willst du das so genau wissen?«
»Weiter.«
Nun folgte eine Aufnahme von dem Ding am Himmel. Thorn wartete,
bis der Projektor die richtige Schärfeneinstellung gefunden
hatte, und beobachtete währenddessen die Reaktion des Publikums.
Einige kannten das Bild bereits; andere hatten ähnliche
Aufnahmen mit sehr viel schlechterer Auflösung gesehen; manche
hatten das Ding auch mit bloßem Auge entdeckt, einen matten
ockerfarbenen Fleck, der wie ein missgestalteter Komet der
untergehenden Sonne folgte. Endlich erklärte er, diese Aufnahme
sei nach seinen Informationen das neueste und beste Bild, das der
Regierung zur Verfügung stehe.
»Es ist kein Komet«, sagte Thorn. »Die Regierung
behauptet das zwar, aber es stimmt nicht. Es ist auch keine
Supernova, und auch die anderen Gerüchte, die verbreitet werden,
sind falsch. Die Regierung kommt mit diesen Lügen nur durch,
weil hier unten kaum jemand so viel von Astronomie versteht, dass er
erkennen könnte, worum es sich tatsächlich handelt. Und die
wenigen Fachleute haben bisher nicht gewagt, den Mund aufzumachen,
denn sie wissen, dass die Regierung nicht ohne Grund
lügt.«
»Was ist es denn nun wirklich?«, fragte jemand.
»Es hat ganz und gar nicht die Morphologie eines Kometen,
aber es kommt auch nicht von außerhalb unseres Sonnensystems.
Es bewegt sich vor den Sternen, jede Nacht ein wenig, und es befindet
sich wie die anderen Planeten in der Ekliptik. Dafür gibt es
eine Erklärung, und die ist sogar sehr naheliegend.« Er sah
in die Gesichter und stellte fest, dass er die Aufmerksamkeit
gewonnen hatte. »Es ist ein Planet, oder vielmehr, es war
einer. Der Fleck befindet sich genau dort, wo früher der
Gasriese war, den wir Roc nennen. Was wir sehen, ist Rocs
ausgeweideter Leichnam. Der Planet wird auseinander gerissen, im
wahrsten Sinne des Wortes demontiert.« Thorn lächelte.
»Und das möchte euch die Regierung gern verheimlichen, weil
sie nämlich nichts dagegen tun kann.«
Er nickte nach hinten. »Weiter.«
Nun zeigte er ihnen, wie vor mehr als einem Jahr alles angefangen
hatte.
»Zuerst wurden von selbstreplizierenden Maschinen drei
mittelgroße Felswelten zerlegt. Der Schutt wurde eingesammelt,
veredelt und quer durch das System zum Gasriesen geschickt. Dort
warteten bereits andere Maschinen. Sie verwandelten drei von Rocs
Monden in riesige Fabriken, die jede Sekunde Megatonnen von
Geröll fraßen und
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