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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Mischung aus legalen und am Rande der
Legalität angesiedelten Geschäften; ein paar
Gesetzesverstöße hier und dort, und ein oder zwei mal
Ärger mit dem Ferrisville-Konvent, aber nur Bagatellen, die
selbst unter den derzeitigen Notstandsgesetzen keine Verhaftung
rechtfertigten.]
    Skade spürte, wie ihr ferner Körper nickte. Der
Habitat-Gürtel um den Planeten Yellowstone beherbergte seit
langem ein breites Spektrum von Transportunternehmen mit allen Arten
von Raumfahrzeugen, von prestigeträchtigen ›Rennern‹
bis zu kleineren – und entsprechend billigeren – Schleppern
mit Fusions- oder Ionenantrieb, deren Besitzer gar nicht so genau
wissen wollten, was sie beförderten. Auch nachdem die Seuche das
einstmals so prunkvolle Glitzerband in den weitaus weniger
prächtigen Rostgürtel verwandelt hatte, gab es noch
genug ökonomische Nischen, die nur darauf warteten, besetzt zu
werden. Die Umgehung der Quarantänebestimmungen war ein gutes
Geschäft, und aus den qualmenden Trümmern der
Demarchistenregierung war eine Schar von neuen Kunden erstanden,
allerdings nicht alle von der Sorte, mit der man ein zweites Mal zu
tun haben wollte.
    Skade kannte die Familie Bax zwar nicht, aber sie stellte sich
vor, dass sie unter diesen Bedingungen zur Blüte gelangt war und
durch den Krieg noch mehr Auftrieb erhalten hatte. Nun waren
Blockadebrecher gefragt, und Agenten beider Parteien suchten
Unterstützung bei ihren Spionagemissionen. Der
Ferrisville-Konvent, die derzeit für Recht und Ordnung im
Umkreis von Yellowstone zuständige Interimsregierung, mochte das
intoleranteste Regime aller Zeiten sein, das änderte nichts.
Auch wenn die Strafen noch so streng waren, es fand sich immer
jemand, der gut dafür bezahlte, dass andere für ihn Kopf
und Kragen riskierten.
    Skades Bild von Antoinette Bax war fast fertig. Nur etwas war noch
unklar: was hatte diese junge Frau so tief im Kriegsgebiet zu suchen?
Und wieso war sie überhaupt noch am Leben?
    Hat die Schiffsführerin mit ihr gesprochen?, fragte
Skade.
    Clavain antwortete. [Sie hat ihr eine Warnung zukommen lassen.
Sie sollte abdrehen oder die Folgen tragen.]
    Und, hat sie abgedreht?
    Remontoire übermittelte ihr den Vektor des Frachters. Er
flog, genau wie vorher das Demarchisten-Schiff, geradewegs in die
Atmosphäre des Gasriesen hinein.
    Das begreife ich nicht. Die Schiffsführerin hätte sie
abschießen müssen, nachdem sie in den Umstrittenen
Abschnitt eingedrungen war.
    Wieder antwortete Clavain. [Genau das hatte ihr die
Schiffsführerin angedroht, aber Bax ließ sich nicht
beeindrucken. Sie hat versprochen, keinen Wasserstoff zu stehlen,
aber auch sehr deutlich gemacht, dass sie nicht abziehen
würde.]
    Sehr tapfer oder sehr dumm.
    [Oder ein Glückskind], gab Clavain zurück.
[Die Schiffsführerin konnte ihre Drohung offenbar nicht
wahrmachen, weil sie keine Munition mehr hatte. Wahrscheinlich hatte
sie ihre letzte Rakete bei einem früheren Zusammenstoß
verschossen.]
    Skade überlegte. Sie ahnte bereits, wie Clavain argumentieren
würde. Wenn die Schiffsführerin tatsächlich ihre
letzte Rakete verschossen hatte, würde sie verzweifelt
versuchen, diesen Umstand vor der Nachtschatten geheim zu
halten. Ein unbewaffnetes Schiff wäre reif zum Entern. Selbst
jetzt, in der Endphase des Krieges, konnte man wichtige Informationen
sammeln, wenn man ein feindliches Schiff in seine Gewalt brachte,
ganz abgesehen von der Aussicht, die Besatzung auf seine Seite zu
ziehen.
    Du glaubst, die Schiffsführerin hoffte, der Frachter
würde ihrem Befehl Folge leisten. Sie spürte Clavains
Zustimmung, noch bevor die Antwort in ihrem Kopf entstand.
    [Richtig. Nachdem Bax ihren Radarstrahl auf das
Demarchisten-Schiff gerichtet hatte, blieb der Schiffsführerin
nichts anderes mehr übrig, sie musste irgendwie reagieren.
Normalerweise hätte sie eine Rakete abgeschossen – es
wäre ihr gutes Recht gewesen –, aber zumindest musste sie
den Frachter zum Abdrehen auffordern. Das hat nicht funktioniert
– Bax ließ sich nicht einschüchtern, warum auch
immer. Nun war die Schiffsführerin kompromittiert. Sie hatte
gebellt, aber sie konnte nun einmal nicht beißen.]
    Remontoire schloss den Gedankengang ab. [Clavain hat Recht.
Sie hat keine Raketen. Und das wissen jetzt auch wir.]
    Skade wusste, was sie vorhatten. Obwohl das Demarchisten-Schiff
bereits in die Atmosphäre eingetaucht war, konnten die Raketen
der Nachtschatten es noch leicht erreichen. Ein Volltreffer
war nicht zu garantieren,

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