Die Arche
werde ich dich töten. Ohne Wenn
und Aber. Ohne Prozess. Der Ferrisville-Konvent wie auch das
Mutternest sind weit weg.«
»Ich dachte mir schon, dass wir auf einem Schiff sind«,
sagte Remontoire. »Und dass wir sehr, sehr stark beschleunigen.
Ich wollte schon etwas auf den Boden fallen lassen, um einen
Anhaltspunkt zu bekommen, wie stark. Aber du warst sehr
gründlich und hast mir alles weggenommen. Raten kann ich
trotzdem. Wie hoch sind wir jetzt – bei viereinhalb
Ge?«
»Fünf«, sagte Clavain. »Und bald gehen wir auf
sechs und höher.«
»Es sieht hier völlig anders aus als auf der Nachtschatten. Hast du etwa ein Lichtschiff gekapert, Clavain?
Das war sicher nicht so einfach.«
»Ich hatte jemanden, der mir dabei half.«
»Und die hohe Beschleunigung? Wie schaffst du die ohne Skades
Zauberkiste?«
»Skade hat die Technologie nicht von Grund auf selbst
entwickelt, sondern musste sie oder jedenfalls genügend
Komponenten dafür erst stehlen, um so weit zu kommen, wie sie
ist. Aber sie war nicht die Einzige, die diese Grundlagen hatte. Ich
habe einen Mann kennen gelernt, der in derselben Goldmine
geschürft hat.«
»Und dieser Mann ist mit auf dem Schiff?«
»Nein, wir sind uns selbst überlassen. Das Schiff
gehört mir, Rem.« Clavain riss einen Arm aus dem Exoskelett
und klopfte auf das raue Metall von Remontoires Zelle. »Es
heißt Zodiakallicht. Und wir haben eine kleine Armee an
Bord. Skade ist vor uns, aber ich werde ihr die
Weltraumgeschütze nicht kampflos überlassen.«
»Ach ja, Skade«, erwiderte Remontoire und nickte
lächelnd.
»Was gibt es da zu lachen?«
»Hat sie sich bei dir gemeldet?«
»So könnte man sagen. Deshalb habe ich dich aufgeweckt.
Worauf willst du hinaus?«
»Hat sie dich darüber aufgeklärt, was…«
Remontoire brach ab. Clavain sah, dass er ihn scharf beobachtete.
»Offensichtlich nicht.«
»Was ist?«
»Sie wäre fast gestorben, Clavain. Bei deiner Flucht von
dem Kometen, wo sie uns mit dem Baumeister bekannt gemacht
hatte.«
»Aber jetzt geht es ihr wieder besser.«
»Das kommt ganz darauf an…« Remontoire brach ab.
»Es geht gar nicht um Skade, wie? Ich sehe diesen besorgten
Vaterblick in deinen Augen.« Er schwang sich mit einer
fließenden Bewegung vom Bett und setzte sich ganz normal auf
die Kante, als spürte er die fünf Ge Beschleunigung gar
nicht. Nur eine kleine zuckende Ader an seiner Schläfe verriet
seine Anspannung. »Lass mich raten. Sie hat Felka noch immer in
ihrer Gewalt.«
Clavain wartete schweigend darauf, dass Remontoire
weitersprach.
»Ich wollte, dass Felka mich und das Schwein
begleitete«, sagte er, »aber das ließ Skade nicht zu.
Sie wollte Felka als Druckmittel behalten. Ich konnte es ihr nicht
ausreden. Und ich durfte sie auch nicht zu sehr bedrängen, sonst
hätte sie mich womöglich gar nicht fortgelassen.«
»Du wolltest mich töten.«
»Ich wollte dich aufhalten. Ich wollte dich überreden,
mit mir ins Mutternest zurückzukehren. Natürlich hätte
ich dich notfalls getötet, aber du wärst mit mir nicht
anders verfahren, wenn etwas auf dem Spiel gestanden hätte,
woran du wirklich glaubtest.« Remontoire hielt inne. »Ich
dachte, ich könnte dich umstimmen. Niemand sonst hätte dir
eine Chance gegeben.«
»Darüber reden wir später. Jetzt geht es mir um
Felka.«
Lange blieb es still zwischen den beiden Männern. Clavain
veränderte vorsichtig seine Stellung. Remontoire sollte auf
keinen Fall sehen, wie unbehaglich er sich fühlte.
»Was ist geschehen?«, fragte Remontoire.
»Skade hat angeboten, mir Felka zu übergeben,
vorausgesetzt, ich breche die Jagd ab. Sie will sie in einem Shuttle
hinter der Nachtschatten absetzen. Bei höchster
Schubleistung kann sie in ein Bezugssystem kommen, das auch wir mit
einem unserer Shuttles erreichen können.«
Remontoire nickte. Clavain spürte, dass sein Freund
angestrengt nachdachte und sich alle Permutationen und
Möglichkeiten durch den Kopf gehen ließ.
»Und wenn du nicht auf den Handel eingehst?«
»Setzt sie Felka trotzdem aus, macht es uns aber sehr schwer,
sie zu bergen. Im besten Fall muss ich die Jagd aufgeben, um für
eine sichere Rückholung zu sorgen. Schlimmstenfalls finde ich
sie niemals. Wir sind im interstellaren Raum, Rem. Da draußen
ist eine verdammte Menge Nichts. Skades Flamme vor uns, die unsere
hinter uns, das bedeutet riesige blinde Stellen in der
Sensorerfassung.«
Wieder trat Schweigen ein. Remontoire überlegte weiter. Er
legte sich auf dem Bett
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