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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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tötete sie
auch dann nicht. Ihr Bewusstsein blieb unversehrt, weil er ihre
Erinnerungen verwerten wollte. Außerdem wusste er, dass Galiana
uns teuer war, und dass wir nichts tun würden, was ihr schaden
könnte.«
    Clavain sah sie an und hoffte wider besseres Wissen, sie
täusche ihn, wie sie ihn damals getäuscht hatte, doch jetzt
sprach sie die Wahrheit. Und er konnte es nicht lassen, eine Frage zu
stellen, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    »Überlässt du sie mir?«
    »Nein.« Skade hob einen schwarzen Metallfinger. »Du
begnügst dich mit Felka, oder du gehst mit leeren Händen.
Die Entscheidung liegt bei dir. Galiana bleibt hier.« Und dann,
als hätte sie es fast vergessen: »Ach ja, falls du dich
gefragt haben solltest, ich weiß von den Sprengladungen, die du
zusammen mit dem Schwein gelegt hast.«
    »Sie werden sie nicht alle rechtzeitig finden«, sagte
Scorpio.
    »Ich brauche sie gar nicht zu suchen«, sagte Skade.
»Nicht wahr, Clavain? Denn Galiana gibt mir ebenso viel Schutz
wie Felka. Nein, zeigen werde ich sie dir nicht. Dazu besteht kein
Anlass. Felka wird dir bestätigen, dass sie hier ist. Auch sie
ist dem Wolf begegnet – nicht wahr?
    Aber Felka regte sich nicht.
    »Kommen Sie«, drängte Scorpio. »Gehen wir,
bevor sie es sich anders überlegt.«
    * * *
    Clavain war dabei, als Felka zu sich kam. Er saß in einem
Sessel neben ihrem Bett und kratzte sich den Bart. Das
grillenähnliche ›kritsch, kritsch, kritsch‹ bohrte sich gnadenlos in ihr Unterbewusstsein und holte sie in
die Realität zurück. Sie hatte vom Mars geträumt, von
ihrer Mauer, und war ganz aufgegangen in der anspruchsvollen und nie
vollendeten Aufgabe, sie vor Schaden zu bewahren.
    »Felka.« Die Stimme klang scharf, fast streng.
»Felka. Wach auf! Ich bin es, Clavain. Du bist unter
Freunden.«
    »Wo ist Skade?«, fragte sie.
    »Ich habe sie zurückgelassen. Sie braucht dich nicht
mehr zu kümmern.« Clavain legte seine Hand auf die ihre.
»Ich bin nur froh, dass mit dir alles in Ordnung ist.
Schön, dich wiederzusehen, Felka. Ich hatte schon fast nicht
mehr daran geglaubt.«
    Sie befanden sich in einem Raum, der anders aussah als die Kabinen
auf der Nachtschatten. Alles wirkte ein wenig rustikaler. Kein
Zweifel, es war ein Raumschiff, aber es war nicht so schnittig und
technisch fortgeschritten wie das andere.
    »Du hast Fahnenflucht begangen, ohne dich wenigstens von mir
zu verabschieden«, hielt sie ihm vor.
    »Ich weiß.« Clavain rieb sich die Augen. Er sah
müde aus und wirkte älter, als sie ihn nach ihrer letzten
Begegnung in Erinnerung hatte. »Ich weiß, und ich hoffe,
du kannst mir verzeihen. Aber ich habe es absichtlich unterlassen. Du
hättest versucht, mich davon abzubringen.« Er schlug einen
vorwurfsvollen Ton an. »Oder etwa nicht?«
    »Ich wollte, dass du besser auf dich Acht gibst. Nur aus
diesem Grund habe ich dir zugeredet, dem Inneren Konzil
beizutreten.«
    »Was alles in allem wahrscheinlich ein Fehler war.«
Seine Stimme klang milder, und sie war einigermaßen sicher,
dass er lächelte.
    »Wenn du unter ›auf dich Acht geben‹ das verstehst,
was dann geschah, dann muss ich zugeben, dass ich mir die Sache etwas
anders vorgestellt hatte.«
    »Hat Skade denn besser auf dich Acht gegeben?«
    »Sie wollte, dass ich ihr helfe. Das habe ich nicht getan.
Ich… habe mich zurückgezogen. Ich wollte nicht hören,
dass sie dich getötet hätte. Sie hat sich große
Mühe gegeben, Clavain.«
    »Ich weiß.«
    »Sie hat Galiana.«
    »Auch das weiß ich«, sagte er. »Remontoire,
Scorpio und ich haben Sprengladungen auf ihrem Schiff verteilt. Wir
könnten es immer noch zerstören, aber dadurch würde
sich unsere Ankunft vor Resurgam verzögern.«
    Felka stemmte sich mühsam zum Sitzen hoch. »Hör mir
genau zu, Clavain.«
    »Ich höre.«
    »Du musst Skade töten. Auch wenn sie Galiana hat, das
spielt keine Rolle. Galiana hätte es so gewollt.«
    »Ich weiß«, sagte Clavain wieder. »Aber das
macht es nicht leichter.«
    »Nein.« Felka hob die Stimme, scheute sich nicht, ihren
Retter wütend anzuschreien. »Nein. Du verstehst mich nicht.
Ich meine, es ist genau das, was Galiana von dir will. Ich weiß es, Clavain. Ich bin noch einmal in ihr Bewusstsein
eingedrungen, als wir uns mit dem Wolf trafen.«
    »Aber von Galiana ist nichts mehr übrig,
Felka.«
    »O doch. Der Wolf gab sich große Mühe, sie zu
verstecken, aber… ich konnte sie spüren.« Sie sah in
sein Gesicht, das so uralt und voller Geheimnisse war.

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