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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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die einzige Überlebende, Skade. Aber du
bist nicht allein zurückgekommen. Du wirst dich wohl kaum noch
erinnern, was damals tatsächlich geschah, aber das macht nichts.
Ich bin überzeugt, dass etwas von dir Besitz ergriffen hat. Und
dieses Etwas ist verantwortlich für alles, was sich in letzter
Zeit ereignet hat.« Er zwang sich zu einem Lächeln.
»Deshalb hasse ich dich nicht. Ich mache dir nicht einmal
ernsthaft Vorwürfe. Denn du bist entweder nicht mehr die Skade,
die ich kannte, oder du glaubst blind daran, einer höheren Macht
zu dienen.«
    »Lächerlich.«
    »Aber durchaus im Bereich des Möglichen. Ich sollte es
wissen, Skade, ich war selbst dort. Hast du dich nie gefragt, wie wir
es geschafft haben, dir die ganze Zeit über auf den Fersen zu
bleiben? Wir haben beide die Technologie eingesetzt, die aus dem
Château stammt. Eine fremde Technologie zur Manipulation der
Massenträgheit. Nur bist du noch sehr viel weiter gegangen,
nicht wahr?«
    »Ich habe alles getan, um mein Ziel zu erreichen.«
    »Du wolltest schneller sein als das Licht, genau wie
Galiana.« Als sie Galianas Namen hörte, flackerte es wieder
in ihren Augen. »Warum, Skade? Was ist so wichtig an diesen
Geschützen? Es sind doch nur Waffen.«
    »Du bist doch auch hinter ihnen her.«
    Clavain nickte. »Aber nur, weil ich sehe, wie versessen du
darauf bist. Als du mir deine Flotte zeigtest, kam ich dahinter, dass
du vorhattest, aus diesem Teil des Weltraums zu fliehen. Warum,
Skade? Was hast du in deiner Kristallkugel gelesen?«
    »Soll ich es dir zeigen, Clavain?«
    »Zeigen?«, fragte er.
    »Gib mir Zugriff auf dein Bewusstsein, und ich übertrage
dir genau das Gleiche, was man mir gezeigt hat. Dann weißt du
Bescheid. Vielleicht wirst du dich zu meiner Haltung
bekehren.«
    »Tun Sie es nicht…«, warnte Scorpio.
    Clavain senkte seine mentalen Barrieren. Skade brach so jäh
und gewalttätig in sein Bewusstsein ein, dass er
zurückzuckte. Doch sie hielt ihr Versprechen und
beschränkte sich darauf, ihm Bilder zu vermitteln.
    Clavain sah das Ende hereinbrechen. Ganze Ketten von menschlichen
Habitats flammten auf und verbrannten. Auf den Oberflächen von
Welten, die zu unwichtig waren, um zerlegt zu werden, erblühten
Girlanden nuklearen Feuers. Wellen von Kometen und Asteroiden, viel
zu viele, als dass die vorhandenen Verteidigungssysteme sie
hätten neutralisieren können, wurden gegen die Kolonien
geschleudert. Von Sonnenoberflächen wurden Brandfackeln
abgenommen, gebündelt und über Planeten geführt, wo
sie alles auf ihrer Bahn sterilisierten. Felswelten wurden
zerschlagen und gingen auf in heißen Wolken interplanetaren
Schutts. Gasriesen wurden, ein Spielzeug unter den Händen
verwöhnter Kinder, so lange beschleunigt, bis sie zerplatzten.
Selbst Sonnen starben, sie wurden vergiftet, so dass sie zu
heiß oder zu kalt strahlten, oder mit einem Dutzend
verschiedener Verfahren in Stücke gerissen. Schiffe explodierten
im interstellaren Raum, wo sie sich sicher wähnten. Ein Chor von
panischen Funk- und Laserbotschaften gellte in seinen Ohren, viele
menschliche Stimmen, die immer weniger und immer verzweifelter
wurden, bis sie schließlich nach und nach verstummten.
Zurück blieb das geistlose Trällern automatischer
Botschaften, und auch das erstarb, als die letzten Bollwerke der
Menschheit zerbröckelten.
    Die Säuberung umfasste einen Raumabschnitt von mehreren
Lichtjahren. Sie dauerte viele Jahrzehnte, doch verglichen mit der
langsamen Tretmühle der galaktischen Geschichte zuckte sie
vorüber wie ein Blitz.
    Und Clavain ahnte eine schemenhafte, skrupellose Intelligenz, die
den Säuberungsprozess koordinierte, einen Zusammenschluss von
Maschinenintelligenzen, die meisten dicht unter der Schwelle zum
Bewusstsein. Sie waren alt, älter als die jüngsten Sterne,
und sie waren Experten in der Kunst der kosmischen Zerstörung.
Nichts anderes interessierte sie.
    »Wie weit liegt das in der Zukunft?«, fragte er
Skade.
    »Es hat bereits begonnen. Wir wissen es nur noch nicht. Doch
innerhalb der nächsten fünfzig Jahre erreichen die
Wölfe die Stammkolonien, die dem Ersten System am nächsten
liegen. In hundert Jahren besteht die menschliche Rasse nur noch aus
einer Handvoll verschüchterter Grüppchen, die es nicht mehr
wagen, durch den Weltraum zu reisen oder Verbindung zueinander
aufzunehmen.«
    »Und die Synthetiker?«
    »Wir gehören zu ihnen, aber wir werden ebenso gejagt und
sind ebenso wehrlos. Kein Mutternest bleibt verschont. In

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