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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gelockt hat.«
    »Ja. Wir dachten uns schon, dass er etwas damit zu tun hatte.
Auch wir wissen von diesen Maschinen – zumindest hatten wir den
Verdacht, sie könnten existieren.«
    »Wer ist ›wir‹?«, fragte sie.
    »Ich meine die Synthetiker. Ich bin erst vor kurzem
desertiert.« Er hielt inne. »Vor ein paar Jahrhunderten
schickten wir Expeditionen in den interstellaren Raum«, fuhr er
dann fort. »Wir drangen viel weiter in seine Tiefen vor als
irgendeine andere menschliche Gruppierung vor uns. Auf diesen
Expeditionen begegneten wir den Maschinen. Wir gaben ihnen den
Codenamen ›Wölfe‹, aber wir können wohl davon
ausgehe, dass es sich hier im Wesentlichen um die gleichen
Entitäten handelt.«
    »Sie haben keinen Namen für sich selbst«, sagte
Volyova. »Aber wir nennen sie ›die Unterdrücker‹.
Die Bezeichnung hatten sie sich in ihrer Glanzzeit
verdient.«
    »Haben Sie das alles durch Beobachtung
herausgefunden?«
    »Nein«, sagte Volyova. »Nicht unbedingt.«
    Ich rede zu viel, dachte sie. Aber dieser Clavain war so Vertrauen
erweckend, dass sie sich kaum zurückhalten konnte. Wenn sie
nicht aufpasste, würde sie ihm bald alles erzählen, was vor
Hades geschehen war: wie Khouri einen Blick in die dunkle,
vormenschliche Geschichte der Galaxis geworfen und unzählige
Episoden gewaltsamer Ausrottung gesehen hatte, die
zurückreichten bis zu den ersten Anfängen intelligenten
Lebens…
    Es gab Themen, über die sie mit Clavain sprechen wollte, aber
auch Dinge, die sie vorerst lieber für sich behielt.
    »Sie sind eine Frau voller Rätsel, Ilia
Volyova.«
    »Und ich habe eine Menge Arbeit, Clavain.« Sie befahl
der Projektionssphäre, die fast fertige Maschine näher
heranzuholen. »Die Unterdrücker bauen eine Waffe, und ich
vermute stark, sie wollen damit irgendeine solare Katastrophe
auslösen. Die Amarantin wurden mit einer künstlich
erzeugten Sonnenfackel ausgelöscht, aber ich fürchte,
diesmal ist ein größeres und wahrscheinlich verheerenderes
Ereignis geplant. Und das kann ich einfach nicht zulassen. Auf
Resurgam leben zweihunderttausend Menschen, und wenn diese Waffe zum
Einsatz kommt, werden sie alle sterben.«
    »Ich habe für Ihre Einstellung volles
Verständnis.«
    »Dann werden Sie auch verstehen, dass ich Ihnen keine Waffen
aushändigen werde, weder jetzt noch irgendwann in der
Zukunft.«
    Sie hatte Clavain zum ersten Mal aus der Fassung gebracht. Er
raufte sich das dichte weiße Haar, bis es unordentlich nach
allen Seiten abstand. »Sie geben mir die Geschütze, und ich
garantiere Ihnen, dass sie gegen die Wölfe eingesetzt werden.
Was ist dagegen einzuwenden?«
    »Nichts«, erklärte sie fröhlich. »Ich
glaube Ihnen nur nicht. Und wenn diese Geschütze so
gefährlich sind, wie Sie behaupten, dann sollte ich sie
vielleicht besser nicht in fremde Hände geben. Wir passen
schließlich schon seit Jahrhunderten auf sie auf, und bisher
ist kein Schaden entstanden. Das rückt uns doch in ein recht
vorteilhaftes Licht, finden Sie nicht? Wir sind
verantwortungsbewusste Hüter. Wie können wir da so
leichtsinnig sein und sie dem nächstbesten dahergelaufenen
Gesindel überlassen?« Sie lächelte. »Obendrein
sind Sie nach eigenem Eingeständnis nicht einmal der
rechtmäßige Besitzer, Clavain.«
    »Wenn Sie sich mit den Synthetikern einlassen, werden Sie es
bereuen, Ilia.«
    »Hm. Aber wenigstens verhandle ich dann mit einer Gruppe, die
berechtigte Ansprüche hat.«
    Clavain massierte sich mit den Fingern der rechten Hand die Stirn,
als kämpfte er gegen eine Migräne. »Das ist nicht
wahr, jedenfalls nicht so, wie Sie glauben. Die Synthetiker wollen
die Geschütze nur, um damit in den Weltraum zu
fliehen.«
    »Während Sie vermutlich sehr viel hehrere Ziele
verfolgen?«
    Clavain nickte. »Ganz richtig. Ich möchte diese Waffen
der menschlichen Rasse zurückgeben. Demarchisten…
Ultras… Scorpios Armee… wer sie übernimmt, ist mir
gleichgültig, solange derjenige mich überzeugen kann, dass
er das Richtige damit anstellt.«
    »Und das Richtige wäre?«
    »Die Wölfe bekämpfen. Sie kommen immer näher.
Die Synthetiker wussten es, und was hier vorgeht, ist der Beweis
dafür. Wir haben sehr interessante Jahrhunderte vor uns,
Ilia.«
    »Interessante?«, wiederholte sie.
    »Gewiss, aber in einem anderen Sinn, als wir uns das
wünschen würden.
    * * *
    Volyova schaltete die Beta-Kopie ab. Clavains Bild zerfiel in
einzelne Pixel und verblasste. Nur das Gerippe des Servomaten blieb
zurück. Der

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