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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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glücklichen Zufällen verdankten, mit denen sie in
Zukunft sicher nicht rechnen konnten. Sie konnten immer noch
scheitern, aber nicht mehr aus militärischer Unerfahrenheit oder
Mangel an Disziplin.
    Nach der Zerstörung von Skades Schiff war die Gefahr eines
Angriffs auf dem Weg nach Resurgam geringer geworden. Tiefenscans
bestätigten, dass ihnen andere Synthetiker-Schiffe folgten, die
mit der Beschleunigung der Zodiakallicht zwar mithalten, sie
aber nicht übertreffen konnten. Nach dem, was der Nachtschatten zugestoßen war, wagte offenbar niemand
mehr einen Übergang in Zustand Vier.
    Auf halbem Weg nach Resurgam hatte das Schiff mit dem Abbremsen
begonnen. Nun zündeten seine Raketen in Flugrichtung, und die
Verfolgerschiffe hatten keinen relativistisch beschleunigten
Abgasstrahl mehr, den sie anpeilen konnten. Dadurch wurde die
Bedrohung weiter verringert, und die Besatzung konnte sich ganz auf
das Hauptziel der Mission konzentrieren. Und da auch die Daten vom
Zielsystem zunehmend umfassender wurden, beschäftigte sich alles
intensiv mit den Details der Bergungsoperation.
    Um Delta Pavonis gingen seltsame Dinge vor, das stand außer
Zweifel. Drei mittelgroße erdähnliche Planeten waren
unerklärlicherweise von den Aufnahmen des Planetensystems
verschwunden, als hätte sie jemand gelöscht. Und mit dem
größten Gasriesen des Systems waren noch erschreckendere
Dinge passiert. Von ihm war nur ein kleiner Teil des Metallkerns
übrig geblieben, umhüllt von einer Wolke aus freigesetzter
Materie, die ein Vielfaches des ursprünglichen
Planetendurchmessers hatte. Außerdem gab es Hinweise darauf,
dass der Planet durch eine gewaltige Maschinerie so lange in Rotation
versetzt worden war, bis er auseinander flog. Die letzten Bögen
und Spulen wurden bereits abgebaut, um für eine neue Anlage
wiederverwendet zu werden. Und im Herzen der Wolke zeigte sich ein
Gebilde, das noch größer war als diese Komponenten: eine
Maschine mit einem Durchmesser von zweitausend Kilometern, an deren
Bau mit Sicherheit kein Mensch beteiligt gewesen war.
    Clavain hatte mit Remontoires Hilfe Sensoren entwickelt, mit denen
man die Neutrino-Signaturen der Höllenklassen-Geschütze
auffangen konnte. Damit hatten sie ab einer gewissen Entfernung
festgestellt, dass dreiunddreißig Waffensysteme sich noch mehr
oder weniger am gleichen Ort befanden, während sechs weitere im
Ruhezustand in einem weiten Orbit um den Neutronenstern Hades
kreisten. Ein Geschütz war abhanden gekommen, aber das hatte
Clavain schon gewusst, bevor er das Mutternest verließ. Auf
genaueren Scans, die erst möglich wurden, als sie sich ihrem
Ziel bis auf drei Lichtmonate genähert hatten, ließ sich
erkennen, dass die dreiunddreißig Geschütze sich mit hoher
Wahrscheinlichkeit auf einem Schiff der gleichen Bauart wie die Zodiakallicht befanden. Wahrscheinlich hatte man sie in einem
großen Frachtraum verstaut. Das Schiff – es musste sich um
die Sehnsucht nach Unendlichkeit handeln, das Lichtschiff des
Triumvirn – kreiste im interplanetaren Raum am Lagrange-Punkt
zwischen der Sonne und Resurgam um Delta Pavonis.
    Damit hatten sie endlich eine Vorstellung, mit was für einem
Gegner sie es zu tun hatten. Aber was war mit Resurgam selbst? Der
einzige bewohnte Planet des Systems meldete sich weder auf Radio-,
noch auf anderen elektromagnetischen Frequenzen, aber die Kolonie war
auch nicht untergegangen. Eine Analyse der Atmosphäregase ergab,
dass weiterhin Terraformung betrieben wurde. Inzwischen gab es
größere Wasseransammlungen auf der Oberfläche. Die
Eiskappen hatten sich an die Pole zurückgezogen. Die Luft war so
warm und feucht wie seit einer Million Jahre nicht mehr. Die
Infrarot-Signaturen der heimischen Flora stimmten mit den Strukturen
überein, die man erwarten konnte, wenn terranisches Genmaterial
an einen kalten, trockenen Lebensraum mit niedrigem Sauerstoffgehalt
angepasst wurde. Warme Flecken verrieten den Standort großer
Atmosphäreaufbereitungsanlagen von beachtlicher
Leistungsfähigkeit. Die Signaturen veredelter Metalle
ließen auf umfangreiche Industrietätigkeit
schließen. Bei stärkster Vergrößerung waren
sogar Straßen oder Pipelines zu unterscheiden, und hin und
wieder fingen sie das Echo eines massigen Frachtschiffs für den
Einsatz innerhalb der Atmosphäre auf – ein Luftschiff
vielleicht. Der Planet war mit Sicherheit noch immer bewohnt. Aber da
unten hatte man offenbar wenig Interesse daran, mit der
Außenwelt in Verbindung zu

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