Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
gegen mich richten
könnten?«
    Sie konnte nur stammeln. »Was… haben… Sie…
getan?«
    Zwanzig Sekunden dehnten sich zu einer Ewigkeit.
    »Eigentlich gar nichts«, sagte Clavain. »Ich habe
dem Geschütz nur befohlen, nicht zu feuern. Die Geschütze
sind unser Eigentum, Ilia, sie gehören nicht Ihnen. Ist Ihnen
denn niemals in den Sinn gekommen, dass wir eine Möglichkeit
haben könnten, uns vor ihnen zu schützen?«
    »Sie lügen«, sagte sie.
    Clavains Stimme klang so amüsiert, als hätte er
insgeheim gehofft, sie würde mehr Beweise verlangen. »Wenn
Sie wollen, zeige ich es Ihnen noch einmal.«
    Er forderte sie auf, sich auf die anderen Weltraumgeschütze
zu konzentrieren, die sich bereits im Kampf gegen die
Unterdrücker befanden.
    »Achten Sie jetzt bitte auf das Geschütz, das den
Überresten von Roc am nächsten ist. Sie werden gleich
sehen, wie es das Feuer einstellt.«
    * * *
    Von da an bekam der Krieg eine andere Qualität. Binnen einer
Stunde erreichten die ersten Wellen von Clavains Angriffstruppe das
Raumvolumen um die Sehnsucht nach Unendlichkeit. Er
beobachtete die Schlacht, die er in Gang gesetzt hatte, aus der
sicheren Entfernung von zehn Lichtsekunden und kam sich vor wie ein
General aus alter Zeit, der von seinem Feldherrnhügel aus seine
Armeen mit dem Fernglas beobachtete, dem Lärm und dem
Getöse der Schlacht so weit entrückt, dass nichts davon bis
zu ihm drang.
    »Der Trick war nicht schlecht«, erklärte
Volyova.
    »Das war kein Trick. Nur eine Vorsichtsmaßnahme, mit
der sie von vornherein hätten rechnen müssen. Unsere
eigenen Waffen, Ilia! Was dachten Sie denn!«
    »Ein Signal, Clavain?«
    »Ein codierter Neutrinostoß. Sie können ihn weder
abfangen noch blockieren, also versuchen Sie es gar nicht erst. Es
funktioniert nicht.«
    Sie antwortete mit einer Frage, die er nicht erwartet hatte.
Wieder einmal wurde ihm klar, dass er sie keinen Augenblick lang
unterschätzen durfte.
    »Schön. Aber wenn Sie die Möglichkeit haben, die
Geschütze außer Gefecht zu setzen, müssten Sie dann
nicht auch die Möglichkeit haben, sie zu
zerstören?«
    »Was brächte mir das ein, Ilia? Ich würde doch
genau das vernichten, was ich mir holen will.«
    Volyovas Antwort kam prompt nach zwanzig Sekunden. »Nicht
unbedingt, Clavain. Sie bräuchten nur damit zu drohen. Ich nehme
an, die Zerstörung eines Weltraumgeschützes, ganz gleich
mit welcher Methode, wäre ziemlich spektakulär. Ich brauche
das nicht einmal anzunehmen, ich habe es ja bereits einmal erlebt,
und ich muss sagen, es war beeindruckend. Warum drohen Sie mir nicht
an, eines der Geschütze, die sich noch in meinem Schiff
befinden, zur Explosion zu bringen, nur um zu sehen, was Sie damit
erreichen?«
    »Bringen Sie mich nicht auf solche Ideen«, warnte
er.
    »Warum nicht? Aus Angst, Sie würden es tun? Das glaube
ich nicht, Clavain. Ich denke, Sie können nur verhindern, dass
die Geschütze feuern, aber nicht mehr.«
    Sie hatte ihn in die Enge getrieben. Er konnte nur noch reagieren.
»Ich kann schon…«
    »Dann beweisen Sie es mir. Schicken Sie ein
Zerstörungssignal an eins von den Geschützen am anderen
Ende des Systems. Am besten an dasselbe, das Sie bereits angehalten
haben.«
    »Wäre es nicht sehr dumm, eine unersetzliche Waffe zu
zerstören, nur um etwas zu demonstrieren?«
    »Das käme ganz darauf an, was sie demonstrieren wollen,
Clavain.«
    Er begriff, dass er nichts mehr gewinnen konnte, wenn er sie
belog, und seufzte. Eine gewaltige Last fiel ihm von den Schultern.
»Ich kann die Geschütze nicht zerstören.«
    »Gut…«, schnurrte sie. »Bei Verhandlungen
sollten alle Karten auf dem Tisch liegen. Sagen Sie, können die
Geschütze überhaupt per Fernsteuerung zerstört
werden, Clavain?«
    »Ja«, antwortete er. »Es gibt einen eigenen Code
für jedes Geschütz.«
    »Und?«
    »Ich kenne die Codes nicht. Aber ich versuche sie durch
Permutationen herauszubekommen.«
    »Sie könnten also irgendwann Erfolg haben?«
    Clavain kratzte sich den Bart. »Theoretisch ja. Aber halten
Sie lieber nicht den Atem an.«
    »Trotzdem, Sie suchen weiter?«
    »Weil ich die Codes gerne hätte. Sie nicht?«
    »Ich brauche sie nicht, Clavain. Ich habe für jedes
Geschütz ein eigenes Selbstzerstörungsprogramm geschrieben,
das vollkommen unabhängig von dem arbeitet, was Ihre Leute im
Stammverzeichnis angelegt haben mögen.«
    »Sie sind eine Frau mit viel Weitblick, Ilia.«
    »Ich nehme nur meine Arbeit ernst, Clavain. Aber das tun Sie
doch

Weitere Kostenlose Bücher