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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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denken, dass es dem Triumvirn ähnlich
erging.
    Felka und Remontoire schwebten neben ihm in der Aussichtskuppel,
die vom rotierenden Teil des Schiffes abgekoppelt war. Seit die Zodiakallicht am Rand der Kampfzone zum Stillstand gekommen
war, brauchten sie die Exoskelette nicht mehr. Clavain fühlte
sich ohne die künstliche Stütze seltsam schutzlos.
    »Enttäuscht, Clavain?«, fragte Remontoire.
    »Nein. Eher beruhigt. Wenn etwas zu einfach ist, wittere ich
eine Falle.«
    Remontoire nickte. »Sie ist nicht dumm, so viel steht fest,
was immer sie auch mit ihrem Schiff angestellt haben mag. Du glaubst
wohl immer noch nicht an die Geschichte von dem
Evakuierungsversuch?«
    »Sie ist jetzt glaubwürdiger, als sie bisher war«,
mischte sich Felka ein. »So ist es doch, Clavain? Wir haben
Raumfähren gesehen, die zwischen dem Planeten und der Umlaufbahn
verkehren.«
    »Das ist aber auch alles«, sagte Clavain.
    »Und ein größeres Schiff, das zwischen der
Umlaufbahn und dem Lichtschiff hin und her fliegt«, fuhr sie
fort. »Wie viele Beweise brauchen wir noch, um von ihrer
Aufrichtigkeit überzeugt zu sein?«
    »Das muss nicht unbedingt auf eine Evakuierung
hinweisen«, knirschte Clavain. »Es könnte alles
Mögliche bedeuten.«
    »Dann halte dich wenigstens an den Grundsatz ›im Zweifel
für den Angeklagten‹«, verlangte Felka.
    Clavain sah sie an. Eine jähe Wut hatte ihn gepackt, aber er
hoffte, sie würde es nicht merken. »Es liegt ganz bei ihr.
Sie hat die Geschütze. Und mehr will ich nicht.«
    »Die Geschütze werden auf lange Sicht nichts ändern
können.«
    Jetzt ließ er seinem Zorn freien Lauf. »Wie, zum
Teufel, meinst du das?«
    »Genau so, wie ich es sage. Ich weiß es einfach. Ich
weiß, dass alles, was hier geschieht, alles, was dir, was uns
so viel bedeutet, auf lange Sicht nicht die geringste Rolle spielen
wird.«
    »Diese Perle der Weisheit haben wir sicher dem Wolf zu
verdanken?«
    »Du weißt, dass ich einen Teil von ihm von Skades
Schiff mitgebracht habe.«
    »Ja«, sagte er. »Und deshalb habe ich allen Grund,
nicht auf dich zu hören, Felka.«
    Sie zog sich an eine Seite der Kuppel und verschwand durch den
Ausgang ins Hauptschiff. Clavain wollte ihr eine Entschuldigung
nachrufen. Aber er brachte kein Wort heraus.
    »Clavain?«
    Er sah Remontoire an. »Was ist, Rem?«
    »Die ersten hyperschnellen Raketen treffen in einer Minute
ein.«
    * * *
    Antoinette sah die erste Welle von hyperschnellen Raketen
vorbeirasen. Sie überholten die Sturmvogel mit einer
Geschwindigkeitsdifferenz von fast tausend Kilometern pro Sekunde.
Der Schwarm hatte aus vier Raketen bestanden, und obwohl sie ihr
Schiff auf vier Seiten passierten, fanden sie gleich darauf vor ihr
wieder zusammen, und ihre Abgasfackeln vereinigten sich wie die
Linien einer perspektivischen Zeichnung.
    Zwei Minuten später ging steuerbords eine zweite Welle
vorbei, und drei Minuten danach eine dritte viel weiter draußen
auf der Backbordseite.
    »Ach du Scheiße«, flüsterte sie. »Wie
spielen nicht nur Krieg, wie?«
    »Angst?«, fragte Xavier, der neben ihr in den Sitz
gepresst wurde.
    »Mehr als das.« Sie war bereits im Frachtraum der Sturmvogel gewesen und hatte den bis an die Zähne
gepanzerten Sturmtrupp inspiziert, der dort untergebracht war.
»Aber das ist gut so. Dad hat immer gesagt…«
    »Angst musst du haben, wenn du keine Angst hast. Ja.«
Xavier nickte. »Das war einer von seinen Sprüchen.
    »Eigentlich…«
    Beide schauten zur Konsole.
    »Was gibt es, Schiff?«, fragte Antoinette.
    »Eigentlich war es einer von meinen Sprüchen, aber er
gefiel deinem Vater so gut, dass er ihn mir klaute. Ich habe das
immer als Kompliment aufgefasst.«
    »Eigentlich sagte also Lyle Merrick…«, begann
Xavier.
    »Kein Quatsch?«, fragte Antoinette.
    »Kein Quatsch, Kleine Miss.«
    * * *
    Die letzte Projektilwelle war noch unterwegs, als Clavain die
nächste Phase seines Angriffs gegen Volyova einleitete. Wieder
fehlte das Überraschungsmoment. Aber das gab es bei
Raumschlachten, wo Verstecke und Deckungsmöglichkeiten so selten
und spärlich verteilt waren, ohnehin so gut wie nie. Man konnte
planen und Strategien entwerfen und hoffen, dass der Feind die
offensichtlichen oder verborgenen Fallen bei der Aufstellung der
eigenen Streitkräfte nicht bemerkte, aber davon abgesehen war
der Krieg im Weltraum ein Spiel mit offenen Karten, ein Kampf
zwischen zwei Feinden, von denen jeder getrost davon ausgehen konnte,
dass der andere allwissend war. Wie

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