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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Scharen von
neuen Sternen entstehen ließe. Binnen eines kosmischen
Lidschlags würde eine Generation von supermassiven heißen
Sonnen geboren und in einer wilden Orgie von Supernova-Zyklen wieder
vergehen. Einzelne Sterne und ihre Systeme mochten unbeschadet durch
die Katastrophe kommen, doch weite Teile der Galaxis würden
durch die gigantischen Explosionen sterilisiert. Ein Frontalaufprall
wäre natürlich Millionen Mal schlimmer, doch auch in diesem
Fall heiße es, die Wirkung einzudämmen und den Schaden zu
begrenzen. Deshalb würden sich die Maschinen noch eine weitere
Million Jahre nach Kräften bemühen, nicht die Entstehung
von Leben, aber die Bildung von heißen Sonnen zu verhindern.
Was durch das Netz schlüpfte, sollte mit den bekannten Verfahren
zur Verlegung von Sonnensystemen an den Rand des Kollisionsbereichs
gedrängt werden, damit die neu aufblühenden Zivilisationen
nicht von den Explosionen sterbender Sterne bedroht
würden.
    Das große Werk wäre noch nicht so schnell
vollendet.
    Doch dies sei nur eine mögliche Zukunft. Es gebe noch eine
zweite, fuhr Felka fort. Bei dieser Alternative schlüpfte
die Intelligenz hier und dort durch das Netz, und die
Unterdrücker verloren die Kontrolle über die
Galaxis.
    In dieser Zukunft, sagte sie, stehe nach kosmischen
Begriffen eine große Blütezeit unmittelbar bevor; in den
nächsten paar Millionen Jahren würde es so weit sein.
Binnen eines Herzschlags würde das Leben außer Rand und
Band geraten, die Galaxis würde zu einer wimmelnden, aus allen
Nähten platzenden Oase der Intelligenz. Eine Epoche voller
Wunder bräche an.
    Dennoch sei diese Zukunft dem Untergang geweiht.
    Denn organische Intelligenz wäre, so Felka, niemals
fähig, sich ausreichend zu koordinieren, um sich durch die
Kollision zu steuern. Eine Kooperation der Arten in diesen
Dimensionen sei einfach nicht möglich. Selbst wenn es nicht zum
Xenozid käme und eine Spezies alle anderen auslöschte,
würden die galaktischen Kulturen nie zu der Einheit finden, die
ein so gewaltiges und langwieriges Programm wie die Operation zur
Kollisionsvermeidung erforderte. Sie würden durchaus einsehen,
dass etwas geschehen müsse, aber jede Spezies würde
ihre eigene Strategie, ihre eigene Lieblingslösung
für das Problem entwickeln. Und die Streitigkeiten würden
mit der gleichen Heftigkeit geführt wie einst der
Morgenkrieg.
    Zu viele Hände am kosmischen Rad, wie Felka sich
ausdrückte.
    Die Kollision würde stattfinden, und die Folgen – der
Kollision und der Kriege, die sie begleiteten – wären
schlicht katastrophal. Das Leben in der Milchstraße würde
nicht mit einem Schlag zu Ende gehen; ein paar
Intelligenzflämmchen würden noch ein paar Milliarden Jahre
lang weiterflackern, aber sie hätten ihr Überleben von
vornherein mit Maßnahmen von solcher Radikalität
gesichert, dass sie selbst kaum mehr als Maschinen wären.
Niemals wieder würde etwas entstehen, was sich mit den
Gesellschaften vor der Kollision vergleichen ließe.
    * * *
    Volyova hatte kaum registriert, dass das Geschütz feuerte,
als der Strahl bereits erlosch und Siebzehn wieder so im All
schwebte, wie sie es gefunden hatte. Ihrer Schätzung nach hatte
die Waffe Clavains Kontrolle vielleicht für eine halbe Sekunde
abgeschüttelt. Womöglich noch weniger.
    Unbeholfen schaltete sie den Helmfunk ein. Sofort ertönte
Khouris Stimme. »Ilia…? Ilia…? Kannst
du…«
    »Ich höre dich, Khouri. Was gibt es denn?«
    »Nichts weiter, Ilia. Außer, dass es so aussieht, als
hättest du deinen Willen durchgesetzt. Das Weltraumgeschütz
hat die Zodiakallicht voll getroffen.«
    Sie schloss die Augen, um den Triumph gebührend auszukosten,
und wunderte sich, dass er schaler schmeckte, als sie sich das
vorgestellt hatte. »Ein Volltreffer?«
    »Ja.«
    »Das kann nicht sein. Wenn die Synthetiker-Triebwerke
explodiert wären, hätte ich den Blitz sehen
müssen.«
    »Ich sprach von einem Volltreffer, nicht von einem
tödlichen Treffer.«
    Inzwischen hatte sich Volyova eine Fernaufnahme der Zodiakallicht auf die Konsole des Shuttles geholt, legte sie
auf die Innenseite ihres Helmvisiers und begutachtete mit
ehrfürchtiger Faszination die Schäden. Der Strahl hatte wie
mit einem Brotmesser in den Rumpf von Clavains Schiff geschnitten und
etwa ein Drittel davon einfach abgetrennt. Der nadelspitze Bug mit
seinen blitzenden diamantdurchsetzten Eiskristallen knickte so
gespenstisch langsam ab wie ein einstürzender Turm. Die Wunde,
die der Strahl

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