Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Kurven, die sich
unter der Bettdecke abzeichneten.
    »Hier ist mein Vorschlag«, sagte sie mit einer Stimme so
dünn wie der Wind. »Es ist übrigens nicht
verhandelbar.« Ihr Blick huschte wieder zu Antoinette. »Sie
da. Wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Bax«, antwortete Antoinette. Fast hätte ihr die
Stimme versagt.
    »Mhm.« Die Antwort schien den Triumvirn nicht im
Mindesten zu interessieren. »Und dieses Schiff… dieser
Frachter… ist er wirklich so groß und so schnell, wie hier
behauptet wird?«
    Antoinette zuckte die Achseln. »Ich denke schon.«
    »Dann nehme ich ihn ebenfalls mit. Wenn die Evakuierung erst
abgeschlossen ist, brauchen Sie ihn nicht mehr. Aber sehen Sie zu,
dass Sie damit fertig werden, bevor ich sterbe.«
    Clavain sah erst Bax und dann wieder den Triumvirn an.
»Wofür wollen Sie Antoinettes Schiff, Ilia?«
    »Ich will Ruhm erwerben«, sagte Volyova
verächtlich. »Ruhm erwerben und mir Erlösung
verdienen. Was hatten Sie denn gedacht?«
    * * *
    Antoinette saß allein auf der Brücke ihres Schiffes,
jenes Schiffes, das bisher ihr und ihrem Vater gehört hatte, das
sie einst geliebt und später gehasst hatte, und das wie ihr
eigen Fleisch und Blut für sie war. Es war das letzte Mal, und
sie wusste es. Von diesem Augenblick an würde nichts mehr so
sein wie früher. Es war Zeit, den Prozess abzuschließen,
der begonnen hatte, als sie vom Karussell New Copenhagen startete, um ein albernes Kindheitsgelübde zu erfüllen.
Bei aller Torheit war es freilich ein Gelübde, das aus der
Güte ihres Herzens entstanden war, und es hatte sie mitten in
den Krieg und in das zerstörerische Mahlwerk der Geschichte
hinein geführt. Hätte sie gewusst – hätte sie
auch nur die leiseste Ahnung gehabt, was geschehen, wie sie in
Clavains Geschichte verstrickt werden würde, eine Geschichte,
die schon Jahrhunderte vor ihrer Geburt begonnen hatte – sie
wäre vielleicht an ihrer Aufgabe verzagt. Vielleicht. Oder aber
sie hätte der Angst ins Auge gesehen, die Zähne
zusammengebissen und erst recht getan, was sie sich vor so vielen
Jahren vorgenommen hatte. Auch das wäre durchaus möglich
gewesen, dachte Antoinette. Einmal ein Dickkopf, immer ein Dickkopf
– falls das noch nicht ihr Lebensmotto war, dann wurde es
höchste Zeit, es dazu zu machen. Ihr Vater wäre vielleicht
nicht glücklich darüber gewesen, aber innerlich hätte
er ihr wohl zugestimmt und sie vielleicht sogar bewundert.
    »Schiff?«
    »Ja, Antoinette?«
    »Schon gut. Ich habe nichts dagegen. Du kannst mich weiter
Kleine Miss nennen.«
    »Es war sowieso immer nur eine Rolle.« Biest – oder
vielmehr Lyle Merrick – hielt inne. »Aber ich habe sie doch
gut gespielt?«
    »Dad hatte Recht, dir zu vertrauen. Du hast wirklich auf mich
aufgepasst, nicht wahr?«
    »So gut ich konnte. Wenn auch nicht so gut, wie ich es gern
getan hätte. Du hast es mir auch nicht gerade leicht gemacht.
Aber das war in dieser Familie wohl unvermeidlich. Dein Vater war
nicht gerade ein Ausbund an Vorsicht. Und der Apfel fällt
bekanntlich nicht weit vom Stamm.«
    »Wir sind durchgekommen, Schiff«, sagte Antoinette.
»Wir sind trotz allem durchgekommen. Das muss doch auch etwas
zählen?«
    »Ich denke schon.«
    »Schiff…Lyle…«
    »Antoinette?«
    »Du weißt, was der Triumvir vorhat?«
    Merrick schwieg mehrere Sekunden lang. Antoinette hatte ihr Leben
lang angenommen, diese Pausen wären künstlich
eingefügt worden, um die Unterhaltung mit der
Unterpersönlichkeit natürlicher erscheinen zu lassen, aber
jetzt wusste sie, dass sie echt waren. Merricks Simulation war nicht
weit von menschlichem Bewusstsein entfernt, und folglich waren die
Pausen ein Hinweis darauf, dass er tatsächlich mit sich zu Rate
ging.
    »Xavier hat mich informiert.«
    Antoinette war froh, dass sie ihm diesen Teil der Vereinbarung
zumindest nicht als Erste mitzuteilen brauchte. »Wenn die
Evakuierung abgeschlossen ist und wir so viele Menschen vom Planeten
weggeholt haben wie möglich, will der Triumvir die Sturmvogel selbst fliegen. Sie sagt, es ginge ihr um Ruhm und Erlösung.
Das klingt nach einem Himmelfahrtskommando, Lyle.«
    »Zu diesem Schluss war ich auch schon gekommen,
Antoinette.« Merricks synthetische Stimme war aufreizend
ruhig.
    »Wenn ich recht verstanden habe, wird sie ohnehin sterben,
damit ist es wohl kein klassischer Selbstmord… aber der
Unterschied ist ohne Belang. Sie will offenbar Buße tun
für ihre Vergangenheit.«
    »Khouri, die andere Frau, behauptet, sie wäre

Weitere Kostenlose Bücher