Die Arche
Khouri, als
wolle sie sich verteidigen.
Clavain hob die Hand. »Ich weiß. Wenn man die
Einschränkungen und Hindernisse bedenkt, war es schon
erstaunlich, dass Sie wenigstens so viele ins All gebracht haben.
Aber das heißt ja nicht, dass wir jetzt nicht mehr schaffen
könnten. Die Wolfswaffe – die Unterdrücker-Anlage
– hat das Herz von Delta Pavonis fast erreicht. Für einen
Alternativplan bleibt einfach keine Zeit mehr. Mit der Sturmvogel brauchen wir nur fünfzig Flüge hin und zurück.
Antoinette meint sogar, es wären noch weniger. Vierzig
vielleicht. Sie hat Recht – das Schiff ist eine Arche. Und
schnell ist es noch dazu.«
Volyovas Seufzer war so alt wie die Zeit. »Wenn es nur so
einfach wäre, Clavain.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wir holen ja nicht einfach gesichtslose Objekte von Resurgam
ab. Wir versetzen Menschen. Verängstigte, verzweifelte
Menschen.« Die graue Brille neigte sich leicht zur Seite.
»So ist es doch, Khouri?«
»Sie hat Recht. Da unten geht alles drunter und drüber.
Die Regierung…«
»Bisher waren Sie nur zu zweit«, sagte Clavain.
»Sie mussten mit der Regierung zusammenarbeiten. Aber jetzt
haben wir eine Armee und können unseren Willen durchsetzen.
Nicht wahr, Scorpio?«
»Wir können Cuvier einnehmen«, sagte das Schwein.
»Ich habe es mir schon angesehen. Es ist nicht schwieriger, als
einen einzigen Straßenzug in Chasm City zu erobern. Oder dieses
Schiff.«
»Sie haben mein Schiff niemals eingenommen«, erinnerte
ihn Volyova. »Also überschätzen Sie Ihre
Fähigkeiten nicht.« Sie wandte sich an Clavain. Nun klang
ihre Stimme härter, forschender als bei seiner Ankunft.
»Sie denken allen Ernstes an eine gewaltsame
Besetzung.«
»Wenn das die einzige Möglichkeit ist, die Menschen von
dem Planeten herunterzuholen, ja, dann wäre genau das mein
Plan.«
Volyova lächelte ihn verschmitzt an. »Das sind ja ganz
neue Töne, Clavain. Seit wann hat die Evakuierung Resurgams eine
so hohe Priorität für Sie?«
Er sah Felka an. »Ich musste einsehen, dass die
Besitzverhältnisse bei den Weltraumgeschützen nicht ganz so
einfach gelagert waren, wie man mich glauben machen wollte. Ich
musste Entscheidungen treffen, schwere Entscheidungen, die mir nicht
angenehm waren, und ich begriff, dass ich ihnen gerade deshalb
ausgewichen war.«
»Dann wollen Sie die Geschütze jetzt gar nicht
mehr?«, fragte Volyova.
Clavain lächelte. »Eigentlich will ich sie immer noch.
Und Sie wollen sie auch. Aber ich denke, wir können zu einer
Einigung kommen. Meinen Sie nicht?«
»Wir haben hier eine Aufgabe zu erledigen, Clavain. Und ich
spreche nicht nur von der Evakuierung Resurgams. Oder glauben Sie
wirklich, ich würde die Unterdrücker einfach ungehindert
weitermachen lassen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ich ehrlich sein
soll, hatte ich mir schon so etwas gedacht.«
»Ich sterbe, Clavain. Ich habe keine Zukunft mehr. Mit der
richtigen Behandlung hätte ich vielleicht noch ein paar Wochen
zu leben, aber mehr auch nicht. Auf einer Welt könnte man
vermutlich noch etwas für mich tun, vorausgesetzt, es wäre
eine Welt, die noch über die Technologie aus der Zeit vor der
Seuche verfügt, aber dazu müsste ich mich wieder einmal der
umständlichen Prozedur des Einfrierens unterziehen, und das habe
ich in meinem Leben oft genug hinter mir. Ich mache Feierabend.«
Sie hob ihre vogelleichte Hand und klopfte auf das Bett. »Ich
übereigne Ihnen diese verdammte Monstrosität von einem
Schiff. Bringen Sie es mit den Flüchtlingen von hier weg, sobald
wir sie alle hier heraufgekarrt haben. Da haben sie es. Es
gehört Ihnen.« Sie hob die Stimme, obwohl sie das sicher
mehr anstrengte, als er sich vorstellen konnte. »Hören Sie
mich, Captain? Von jetzt an übernimmt Clavain das Schiff. Ich
stelle mein Amt als Triumvir zur Verfügung.«
»Captain…?«, fragte Clavain zaghaft.
Sie lächelte. »Keine Sorge, er wird sich schon bemerkbar
machen.«
»Ich werde mich um die Evakuierten kümmern«,
versprach Clavain tief bewegt. Er nickte auch Khouri zu. »Ich
gebe Ihnen mein Wort darauf. Ich werde Sie nicht enttäuschen,
Triumvir.«
Volyova entließ ihn mit einer müden Handbewegung.
»Ich glaube Ihnen. Sie scheinen mir ein Mann zu sein, der etwas
bewegt, Clavain.«
Er kratzte sich den Bart. »Dann wäre da nur noch eine
Frage zu klären.«
»Die Geschütze? Wer sie letztlich bekommt? Keine Sorge.
Das habe ich bereits bedacht.«
Er wartete und betrachtete die abstrakten grauen
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