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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Fortschritten des Terraformungsprogramms angepasst worden und
zeigte zwischen den unbarmherzigen Grau-, Braun- und
Weißtönen, die das Bild vor hundert Jahren
ausschließlich beherrscht hätten, auch kleinere blaue oder
grüne Inseln. Cuvier war immer noch der größte Ort,
aber inzwischen gab es etwa ein Dutzend größerer
Außenposten, die eigentlich kleine Städte waren. Die
meisten waren durch Slev-Linien miteinander verbunden; der Rest durch
Kanäle, Straßen oder Frachtpipelines. Da und dort gab es
auch Landebahnen, aber Flugzeuge waren so knapp, dass nur die
höchsten Regierungsbeamten regelmäßig fliegen
konnten. Kleinere Siedlungen – Wetterstationen oder die wenigen
archäologischen Grabungsstätten, an denen noch gearbeitet
wurde – waren mit Luftschiffen oder geländegängigen
Raupenschleppern zu erreichen, allerdings war man dazu
gewöhnlich wochenlang unterwegs.
    In der Nordostecke dieser Karte blinkte, hunderte von Kilometern
von jeder nur halbwegs zivilisierten Gegend entfernt, ein rotes
Licht. Ein Agent hatte sich gemeldet. Agenten wurden durch
Codenummern identifiziert, die jeweils neben dem Lichtfeld
aufblinkten, das ihre Position markierte.
    Nummer Vier.
    Die Inquisitorin spürte ein Kribbeln im Nacken, die kurzen
schwarzen Härchen sträubten sich. Von Nummer Vier hatte sie
schon sehr, sehr lange nichts mehr gehört.
    Sie hackte eine Abfrage in die schwergängige schwarze
Tastatur des Sekretärs und ließ überprüfen, ob
Nummer Vier derzeit erreichbar wäre. Der Anzeige entnahm sie,
dass das rote Licht erst in den letzten zwei Stunden aufgeleuchtet
hatte. Der Agent war noch auf Sendung und wartete darauf, dass sich
die Inquisitorin meldete.
    Die Inquisitorin nahm den Telefonhörer von ihrem Schreibtisch
und hielt sich das schneckenförmige schwarze Ding ans Ohr.
    »Vermittlung«, verlangte sie.
    »Hier Vermittlung.«
    »Verbinden Sie mich mit Außenagent Vier. Wiederhole,
Außenagent vier. Nur Audio. Protokoll Drei.«
    «Bitte warten Sie. Verbindung wird hergestellt. Verbindung
steht.«
    »Auf sichere Leitung wechseln.«
    Das Rufzeichen veränderte sich leicht, als die Vermittlung
sich ausklinkte. Sie lauschte, hörte aber nur ein Zischen.
    »Nummer Vier…?«, flüsterte sie.
    Nach einer quälend langen Pause kam endlich die Antwort.
»Am Apparat.« Eine schwache Stimme, immer wieder
unterbrochen von statischem Rauschen.
    »Lange nicht gesehen, Vier.«
    »Ich weiß.« Die Stimme gehörte einer Frau und
war der Inquisitorin wohlbekannt. »Wie geht es Ihnen,
Inquisitorin Vuilleumier?«
    »Dieser Beruf hat seine Höhen und Tiefen.«
    »Das Gefühl kenne ich. Wir müssen uns unbedingt
treffen, persönlich. Verfügt Ihre Behörde nach wie vor
über ihre kleinen Privilegien?«
    »In gewissen Grenzen.«
    »Dann würde ich empfehlen, sie jetzt hemmungslos
auszunützen. Sie kennen meinen derzeitigen Standort.
Fünfundsiebzig Kilometer südwestlich davon gibt es eine
kleine Siedlung mit Namen Solnhofen. Ich kann in einem Tag dort sein,
in folgendem…« Sie beschrieb der Inquisitorin ein Hotel,
das sie bereits im Vorfeld ausfindig gemacht hatte.
    Die Inquisitorin stellte die üblichen Berechnungen an. Mit
Slev und Straßenfahrzeug dauerte die Fahrt zu diesem Solnhofen
etwa zwei bis drei Tage. Mit Slev und Luftschiff wäre sie
schneller, aber auffälliger: Solnhofen lag nicht an einer der
normalen Flugrouten. Mit einem Flugzeug könnte sie den
Treffpunkt in anderthalb Tagen erreichen, selbst wenn sie einen
langen Umweg in Kauf nehmen müsste, um Schlechtwetterfronten
auszuweichen. Normalerweise hätte sie bei einer so dringenden
Anfrage eines Außenagenten nicht gezögert, ein Flugzeug zu
nehmen. Aber hier ging es um Nummer Vier. Da durfte das Treffen nicht
allzu viel Aufmerksamkeit erregen. Andererseits würde genau das
passieren, wenn sie nicht flöge.
    Es war nicht einfach.
    »Ist es wirklich so eilig?«, fragte die Inquisitorin,
obwohl sie die Antwort bereits kannte.
    »Natürlich.« Die Frau gluckste wie ein Huhn.
»Hätte ich sonst angerufen?«
    »Und es handelt sich… um den Triumvirn?« Vielleicht
bildete sie es sich ein, aber sie glaubte, in der Stimme der Agentin
ein Lächeln zu hören.
    »Um wen sonst?«

 
Kapitel 5

     
     
    Der Komet hatte keinen Namen. Vielleicht war er einmal
klassifiziert und katalogisiert worden, aber daran konnte sich
niemand mehr erinnern, und in den öffentlichen Datenbanken fand
sich erst recht kein Eintrag darüber. Man hatte niemals einen
Transponder auf

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