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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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offenbar vorgehabt hatte aktiv zu werden - erschien ihr auf Papier realer als auf einem Bildschirm. Und je länger sie diese Liste betrachtete, desto besser schien sie zu dem Jim Rennie zu passen, den sie fast ihr ganzes Leben lang gekannt hatte. Dass Big Jim ein Ungeheuer war, hatte sie schon immer gewusst; erst jetzt erkannte sie, was für ein gewaltiges Ungeheuer dieser Mann in Wirklichkeit war.
    Sogar die Angaben über Coggins' Erlöserkirche passten dazu ... wenn Brenda die Informationen richtig deutete, war sie allerdings keine Kirche, sondern eine große, alte heilige Maytag, die statt Wäsche Geld wusch. Die Gewinne eines Drogenlabors, das nach den Worten ihres Mannes »vielleicht zu den größten in der Geschichte der Vereinigten Staaten« gehörte.
    Aber es gab Probleme, die Polizeichef Howie »Duke« Perkins und der Justizminister des Staates Maine sehr wohl erkannt hatten. Diese Probleme waren schuld daran, dass die Beweissicherungsphase der Operation Vader so lange gedauert hatte. Jim Rennie war nicht nur ein gewaltiges Ungeheuer; er war ein cleveres Ungeheuer. Deshalb hatte er sich stets damit begnügt, Zweiter Stadtverordneter zu sein. Er hatte sich immer von Andy Sanders den Weg bahnen lassen.
    Und Andy hatte als Blitzableiter gedient - auch das. Er war lange der Einzige gewesen, gegen den Howie hieb- und stichfeste Beweise besaß. Er war der Strohmann und wusste es vermutlich nicht einmal, weil er ein freundlicher, umgänglicher Blödmann war. Andy war Erster Stadtverordneter, Erster Diakon der Erlöserkirche, Erster in den Herzen der Bürger und an zahlreichen Firmengründungen beteiligt, die letztlich in die düsteren Finanzsümpfe der Bahamas und der Kaimaninseln führten. Hätten Howie und der Justizminister zu früh losgeschlagen, wäre er auch als Erster erkennungsdienstlich behandelt und fotografiert worden. Vielleicht als Einziger, falls er an Big Jims unvermeidliches Versprechen geglaubt hätte, alles würde gut werden, wenn Andy nur den Mund hielt. Und das hätte er vermutlich getan. Wer konnte sich besser dumm stellen als ein Dummkopf?
    Letzten Sommer hatten die Dinge auf etwas zugesteuert, was Howie für das Finale hielt. Damals war Rennies Name in Unterlagen aufgetaucht, die Fahnder des Justizministeriums beschafft hatten - hauptsächlich von der Firma Town Ventures in Nevada. Geld von Town Ventures war nicht in die Karibik, sondern auf das chinesische Festland gegangen, wo man die Hauptbestandteile abschwellend wirkender Mittel in großen Mengen kaufen konnte und dabei nur wenige oder gar keine Fragen beantworten musste.
    Wieso hatte Rennie sich diese Blöße gegeben? Dafür hatte Howie Perkins nur eine Erklärung gewusst: Für eine einzige heilige Waschmaschine waren die Gewinne zu schnell gewachsen. In der Folge war Rennies Name in den Unterlagen eines halben Dutzends fundamentalistischer Kirchen im Nordosten aufgetaucht. Town Ventures und die anderen Kirchen (von einem halben Dutzend weiterer religiöser Sender, keiner so groß wie WClK, ganz zu schweigen) waren Rennies erste wirkliche Fehler gewesen. Sie hinterließen lose Fäden. An Fäden konnte man ziehen, und früher oder später - meist früher -löste sich das ganze Geflecht auf.
    Du konntest nicht aufhören, was?, dachte Brenda, als sie, am Schreibtisch ihres Mannes sitzend, die Unterlagen studierte. Du hast Millionen verdient - vielleicht Dutzende von Millionen -, und die Risiken sind gewaltig geworden, aber du konntest trotzdem nicht aufhören. Du hattest ein Millionenvermögen gehortet, aber du hast weiter in deinem zweistöckigen alten Haus gelebt und draußen an der 119 mit Gebrauchtwagen gehandelt. Weshalb?
    Aber sie wusste ja Bescheid. Ihm war es nicht ums Geld, sondern um die Stadt gegangen. Um The Mill, das er als seine Stadt betrachtete. Am Strand irgendwo in Costa Rica oder auf einem streng bewachten Landsitz in Namibia hätte Big Jim sich in Small Jim verwandelt. Weil ein Mann ohne Lebenszweck - auch einer, dessen Bankkonten von Geld überquellen - immer ein kleiner Mann ist.
    Konnte sie einen Deal mit ihm abschließen, wenn sie ihn mit ihrem Material konfrontierte? Ihn zum Rückzug zwingen, als Gegenleistung dafür, dass sie weiter schwieg? Sie war sich nicht sicher. Und sie fürchtete diese Konfrontation, die hässlich, möglicherweise gefährlich sein würde. Dazu würde sie gern Julia Shumway mitnehmen. Und Barbie. Nur war Dale Barbara jetzt selbst zur Zielperson geworden.
    Howies Stimme, ruhig, aber bestimmt,

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