Die Arena
Besten.
Aber er trat nicht ab, er wurde nicht einmal bewusstlos. Er rutschte langsam zur Seite und beobachtete zuckend, wie in dem roten Himmel eine schwarze Murmel aufstieg. Sie wuchs zu einer Kegelkugel, dann zu einem übermäßig aufgepumpten Wasserball an. Sie wuchs weiter, bis sie den roten Himmel ganz ausfüllte.
Das Ende der Welt, dachte er. Wahrscheinlich nur zum Besten. Einen Augenblick lang glaubte er, sich geirrt zu haben, weil die Sterne zum Vorschein kamen. Nur hatten sie die falsche Farbe. Sie waren rosa. Und dann, o Gott, begannen sie zu fallen und hinterließen lange rosa Feuerschweife.
Als Nächstes kam Feuer. Ein röhrendes Brausen, als hätte jemand eine verdeckte Falltür geöffnet und die Hölle auf Chester's Mill losgelassen.
»Das ist unser Saures«, murmelte er. Seine Pfeife lag an seinen Arm gedrückt und hinterließ eine Brandwunde, die er später sehen und fühlen würde. Er lag zuckend im gelben Gras und hatte die Augen so verdreht, dass ihr reines Weiß den grässlichen Sonnenuntergang reflektierte. »Unser Halloween-Saures. Erst das Süße ... dann das Saure.«
Das Feuer wurde zu einem Gesicht, einer orangeroten Version der blutigen Gesichter, die er in den Wolken gesehen hatte, bevor der Anfall ihn erfasste. Das Gesicht gehörte Jesus, der ihn finster ansah.
Und redete. Mit ihm redete. Ihm erklärte, dass es seine Aufgabe sei, das Feuer zu bringen. Seine. Das Feuer und die ... die »Die Reinheit«, murmelte er im Gras liegend. »Nein die Läuterung.«
Jesus wirkte nicht mehr so wütend. Und er verblasste allmählich. Wieso? Weil der Chef verstanden hatte. Erst kamen die rosa Sterne; dann kam das reinigende Feuer; danach würde die Heimsuchung enden.
Der Chef kam zur Ruhe, als sein Anfall in den ersten wirklichen Schlaf seit Wochen, vielleicht sogar seit Monaten überging. Als er aufwachte, war es ganz dunkel- jegliche Spur von Rot war aus dem Himmel verschwunden. Er war komplett ausgekühlt, aber kein bisschen feucht. Unter der Kuppel fiel kein Tau mehr.
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Während der Chef in dem blutroten Sonnenuntergang das Gesicht Christi beobachtete, saß Andrea Grinnell, die Dritte Stadtverordnete, auf ihrer Couch und versuchte zu lesen. Ihr Notstromaggregat hatte den Geist aufgegeben - hatte es überhaupt jemals gearbeitet? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Aber sie hatte eine Leselampe namens Mighty Brite Lite, die ihre Schwester Rose ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Bisher hatte Andrea noch keine Gelegenheit gehabt, sie zu benutzen, aber sie funktionierte sehr gut. Man befestigte sie mit der Klammer an seinem Buch und knipste sie an. Ein Kinderspiel. Licht war also kein Problem. Die Wörter dagegen leider schon. Sie schlängelten sich über die ganze Seite, tauschten manchmal sogar die Plätze miteinander, so dass Nora Roberts' Prosa, normalerweise kristallklar, absolut keinen Sinn ergab. Trotzdem versuchte Andrea weiterzulesen, weil sie sonst nichts zu tun hatte.
Das Haus stank, obwohl alle Fenster offen waren. Sie hatte Durchfall, und die Toilettenspülung funktionierte nicht mehr. Sie war hungrig, konnte aber nichts essen. Gegen fünf Uhr hatte sie es mit einem Sandwich versucht - nur mit einem harmlosen Käsesandwich -, es aber schon wenige Minuten später in den Mülleimer in der Küche erbrochen. Jammerschade, denn es war harte Arbeit gewesen, das Sandwich zu essen. Andrea schwitzte stark - einmal hatte sie sich schon umgezogen, wahrscheinlich sollte sie sich erneut umziehen, wenn sie es irgendwie schaffte -, und ihre Füße zitterten und zuckten ständig.
Dass eine Entwöhnung kein Zuckerschlecken ist, weiß jeder, dachte sie. Und ich schaffs nie zur heutigen Sondersitzung, wenn Jim wirklich auf einer besteht.
Dachte man an ihr letztes Gespräch mit Big Jim und Andy Sanders, war das vielleicht sogar gut so; wenn sie aufkreuzte, würden die beiden sie nur wieder unter Druck setzen. Sie zwingen, Dinge zu tun, die sie nicht tun wollte. Am besten blieb sie weg, bis sie von diesem ... diesem ...
»Bis ich diesen Scheiß los bin«, sagte sie und strich sich ihre schweißnassen Haare aus der Stirn. »Diesen gottverdammten Scheiß in meinem Körper.«
Sobald sie wieder sie selbst war, würde sie Jim Rennie entgegentreten. Das war längst überfällig. Andrea würde das trotz ihres armen schmerzenden Rückens tun, der ohne Oxycontin so wehtat (aber ohne die befürchtete weißglühende Agonie, was eine willkommene Überraschung war). Rusty hatte ihr
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