Die Arena
auf die Außenfläche des Domes gesprüht hatte. Ein Kunststoffschlauch war mit einem Ventil an der Rückwand des Tanks verbunden. Zwei Männer hielten den Schlauch, der in eine kugelschreibergroße Spritzdüse mündete. Diese beiden trugen Ganzkörper-Schutzanzüge mit geschlossenen Helmen und hatten Drucklufttanks auf dem Rücken.
Auf der Chester's Mill zugekehrten Seite gab es nur eine Zuschauerin. Lissa Jamieson, die städtische Bibliothekarin, stand neben einem altmodischen Damenfahrrad von Schwinn mit einem Einkaufskorb auf dem Gepäckträger. Der Korb trug hinten einen Aufkleber:
WENN DIE MACHT DER LIEBE GRÖSSER IST ALS DIE LIEBE ZUR MACHT, WIRD DIE WELT FRIEDEN ERLEBEN - JIMI HENDRIX.
»Was tust du hier, Lissa?«, fragte Julia, als sie aus ihrem Wagen stieg. Sie hielt sich eine Hand über die Augen, weil die Scheinwerfer blendeten.
Lissa spielte nervös mit dem Anch-Amulett, das sie an einer Silberkette um den Hals trug. Sie sah von Julia zu Barbie und dann wieder zu Julia hinüber. »Ich fahre mit meinem Fahrrad herum, wenn ich aufgebracht oder besorgt bin. Manchmal bis Mitternacht. Das beruhigt mein Pneuma. Ich habe die Lichter gesehen und bin zu den Lichtern hingefahren.« Das sagte sie wie beschwörend und ließ ihr Anch lange genug los, um irgendein kompliziertes Symbol in die Luft zu zeichnen. »Was macht ihr hier draußen?«
»Wir sind gekommen, um ein Experiment zu beobachten«, sagte Barbie. »Falls es klappt, können Sie die Erste sein, die Chester's Mill verlässt.«
Lissa lächelte. Ihr Lächeln wirkte etwas gezwungen, aber allein der Versuch machte sie Barbie sympathisch. »Dann würde ich das Dienstagabend-Special im Sweetbriar verpassen. Gibt's da nicht immer Hackbraten?«
»Hackbraten ist der Plan«, bestätigte er, ohne hinzuzufügen, dass die Specialite de la maison, sollte die Kuppel am kommenden Dienstag noch da sein, eher Zucchini-Quiche sein würde. »Sie reden nicht mit einem«, sagte Lissa. »Ich hab's versucht.« Ein untersetzter, stämmiger Mann kam hinter dem Tankwagen hervor und trat ins Scheinwerferlicht. Zu einer Khakihose trug er eine Windjacke und eine Baseballmütze mit dem Logo der Maine Black Bears. Als Erstes fiel Barbie auf, dass James O. Cox an Gewicht zugelegt hatte. Die zweite Beobachtung betraf seine schwere Jacke, deren Reißverschluss er bis zu seinem Kinn, das jetzt einem Doppelkinn gefährlich nahe war, hinaufgezogen hatte. Weder Barbie noch Julia noch Lissa trugen eine Jacke. Unter dem Dome brauchten sie keine.
Cox grüßte militärisch. Barbie erwiderte seinen Gruß und stellte fest, dass es sich ziemlich gut anfühlte, zackig zu grüßen.
»Hallo, Barbie«, sagte Cox. »Wie geht's Ken?«
»Ken geht's gut«, sagte Barbie. »Und ich bin weiter der Hundesohn, der den ganzen guten Shit kriegt.«
»Diesmal nicht, Colonel«, sagte Cox. »Diesmal sieht's so aus, als wären Sie im Drive-in beschissen worden.«
14
»Wer ist das?«, flüsterte Lissa. Sie befingerte weiter ihr Anch-Amulett. Wenn sie so weitermacht, wird die Kette bald reißen, fürchtete Julia. »Und was tun die da drüben?«
»Sie versuchen uns rauszuholen«, sagte Julia. »Und nach dem ziemlich spektakulären Fehlschlag von heute Nachmittag halte ich es für klug, dass sie es diesmal unauffällig versuchen.« Sie setzte sich in Bewegung. »Hallo, Colonel Cox - ich bin Ihre liebste Zeitungsredakteurin. Guten Abend.«
Cox' Lächeln war - zu seiner Ehre, fand sie - nur leicht angesäuert. »Ms. Shumway. Sie sind noch hübscher, als ich dachte.«
»Eines muss man Ihnen lassen: Sie verstehen sich darauf, dummes .«
Barbie fing sie drei Meter vor der Stelle ab, an der Cox stand, und hielt sie an den Armen fest.
»Was?«, fragte sie.
»Die Kamera.« Sie hatte fast vergessen, dass sie die Nikon um den Hals trug, bis er darauf zeigte. »Ist sie digital?«
»Klar, Pete Freemans Zweitkamera.« Sie wollte weiterfragen, aber dann begriff sie. »Sie fürchten, der Dome könnte die Elektronik ruinieren.«
»Das wäre der günstigste Fall«, sagte Barbie. »Denken Sie daran, was mit Chief Perkins' Schrittmacher passiert ist.«
»Scheiße«, sagte sie. »Scheiße! Vielleicht habe ich meine alte Kodak im Kofferraum.«
Lissa und Cox betrachteten einander gleichermaßen fasziniert, wie Barbie fand. »Was haben Sie vor?«, fragte sie. »Wird's wieder einen Knall geben?«
Als Cox zögerte, sagte Barbie: »Am besten schenken Sie ihr reinen Wein ein, Colonel. Wenn nicht, erzähle ich es
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