Die Arena
schlief nicht; sie hatte zu starke Schmerzen, und der Langhaarige, der vorhin nach ihr gesehen hatte, hatte ihr nicht noch mehr Dope angeboten. Sie sah Sammy und machte große Augen. »Duu!«, sagte sie. »Hau ab, verschwinne!«
Sammy lächelte. »Du redest wie Homer Simpson«, sagte sie. Dann sah Georgia die Pistole, und ihre Augen wurden noch größer. Sie riss ihren überwiegend zahnlosen Mund auf und schrie.
Sammy lächelte weiter. Ihr Lächeln verstärkte sich sogar. Die Schreie waren Musik in ihren Ohren und Balsam auf ihren Wunden.
»Mach's mit dieser Nutte«, sagte sie. »Richtig, Georgia? Hast du das nicht gesagt, du herzlose Fotze?«
Frank wachte auf und starrte mit weit aufgerissenen Augen benommen um sich. Sein Hintern war bis ganz an die Sesselkante vorgerutscht, und als Georgia wieder kreischte, fuhr er zusammen und landete auf dem Fußboden. Er trug jetzt eine Pistole das taten sie alle -, nach der er griff, während er sagte: »Leg sie weg, Sammy, leg sie einfach weg, wir sind doch alle Freunde, lass uns Freunde sein.«
Sammy sagte: »Du musst lernen, den Mund zu halten, außer wenn du auf den Knien liegst und deinem Freund Junior den Schwanz lutschst.« Dann betätigte sie den Abzug der Springfield. In dem kleinen Raum war der Schussknall ohrenbetäubend laut. Der erste Schuss ging über Frankies Kopf hinweg und ließ die Fensterscheibe zersplittern. Georgia schrie nochmal. Sie versuchte jetzt, aus dem Bett aufzustehen, riss dabei ihren Infusionsschlauch heraus und die Monitorkabel weg. Sammy stieß sie zurück, und sie plumpste unbeholfen auf den Rücken.
Frankie hatte seine Pistole noch immer nicht heraus. In seiner Angst und Verwirrung zerrte er am Halfter statt an der Pistole und schaffte es nur, seinen Gürtel auf der rechten Seite hochzureißen. Sammy machte zwei Schritte auf ihn zu, umfasste den Pistolengriff mit beiden Händen, wie es die Leute in Fernsehkrimis taten, und drückte erneut ab. Die linke Seite von Frankies Kopf flog davon. Ein Fetzen Kopfhaut klatschte an die Wand und blieb dort kleben. Er drückte seine Hand auf die Wunde. Zwischen den Fingern spritzte Blut hervor. Dann verschwanden seine Finger, versanken in dem blutenden Schwamm, wo zuvor der Schädelknochen gewesen war.
»Hör auf«, krächzte er. Seine weit aufgerissenen Augen schwammen in Tränen. »Hör auf, lass das! Tu mir nichts!« Und dann: »Mama! MAMA!«
»Zwecklos, deine Mama hat dich nicht richtig erzogen«, sagte Sammy und traf ihn erneut, diesmal in die Brust. Er fiel zuckend gegen die Wand zurück. Seine Hand verließ den verletzten Kopf, sank kraftlos zu Boden und klatschte in die Blutlache, die sich dort bereits bildete. Sie traf ihn zum dritten Mal - an der Stelle, mit der er ihr wehgetan hatte. Dann wandte sie sich der auf dem Bett Liegenden zu.
Georgia hatte sich zu einem Ball zusammengerollt. Der Monitor über ihr piepte wie verrückt, vermutlich weil sie die Kabel, mit denen er angeschlossen gewesen war, weggerissen hatte. Die Haare hingen ihr in die Augen. Sie schrie und schrie.
»Hast du das nicht gesagt?«, fragte Sammy. »Mach's mit dieser Nutte, richtig?«
»Horry!«
»Was?«
Georgia versuchte es erneut. »Horry! Hut mi leid, Hammy!« Und dann die äußerste Absurdität: »Ich nehm's urück!«
»Das kannst du nicht.« Sammy schoss Georgia ins Gesicht und nochmal in den Nacken. Georgia zuckte, wie Frankie es getan hatte, dann lag sie still da.
Sammy hörte rennende Schritte und laure Rufe auf dem Korridor. Auch verschlafene besorgte Stimmen aus einigen der Zimmer. Ihr tat es leid, dass sie solchen Wirbel verursacht hatte, aber manchmal blieb einem einfach keine Wahl. Manchmal mussten Dinge getan werden. Erst wenn sie getan waren, fand man Frieden.
Sie setzte die Pistole an ihre Schläfe.
»Ich liebe dich, Little Walter. Mama liebt ihren kleinen Jungen.«
Und drückte ab.
8
Rusty nahm die West Street, um den Brandort zu umfahren, und bog an der Kreuzung mit der 117 wieder auf die Lower Main Street ab. Das Bestattungsinstitut Bowie war bis auf die kleinen elektrischen Kerzen in den Fenstern zur Straße hin unbeleuchtet. Wie seine Frau ihn angewiesen hatte, fuhr er nach hinten auf den kleinen Parkplatz und parkte neben dem dort stehenden Leichenwagen, einem langen grauen Cadillac. Irgendwo in der Nähe arbeitete laut brummend ein Notstromaggregat.
Er wollte eben die Tür öffnen, als sein Handy klingelte. Er schaltete es aus, ohne zu kontrollieren, von wem der Anruf kam, und
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