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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nach hinten und zerreißt sie in zwei Teile. Ihr Oberkörper fliegt durch die Windschutzscheibe, zieht Eingeweide wie Luftschlangen hinter sich her und zerplatzt an der Kuppelwand wie ein dicker Käfer. So beginnt eine Massenkarambolage mit zwölf Fahrzeugen, bei der viele sterben. Die meisten sind nur verletzt, aber sie werden nicht lange leiden müssen.
    Henrietta und Petra spüren die ersten wabernden Hitzewellen.
    Das tun auch die Hundertschaften, die am Fuß des Domes kauern. Der Wind zerzaust ihre Haare und lässt Kleidungsstücke flattern, die bald brennen werden.
    »Nimm meine Hand, Schätzchen«, sagt Henrietta, und Petra tut es.
    Sie beobachten, wie der große gelbe Bus unsicher eine weite Kurve fährt. Er kommt dem Straßengraben gefährlich nahe und verfehlt dabei nur knapp Richie Kiliian, der erst ausweicht und dann mit einem gewandten Sprung die hintere Tür des vorbeifahrenden Busses erwischt. Er zieht die Füße hoch und hockt nun auf der Stoßstange.
    »Ich hoffe, dass sie's schaffen«, sagt Petra. »Das hoffe ich auch, Schätzchen.«
    »Aber ich glaub nicht daran.«
    Manche der Weißwedelhirsche, die aus der heranrückenden Feuerwalze gesprungen kommen, stehen jetzt in Flammen.
    Henry hat das Steuer des Busses übernommen. Pamela steht neben ihm, hält sich an einer verchromten Stange fest. Die Fahrgäste sind ungefähr ein Dutzend Leute aus der Stadt, von denen die meisten wegen körperlicher Probleme schon früher eingeladen worden sind. Zu ihnen gehören Mabel Alston, Mary Lou Costas und Mary Lous Baby, das noch immer Henrys Basebalimütze trägt. Auch der ehrfurchtgebietende Leo Lamoine ist an Bord gelangt, obwohl sein Problem eher psychisch als körperlich zu sein scheint; er weint und jammert vor Entsetzen.
    »Mit Vollgas nach Norden!«, ruft Pamela. Das Feuer hat sie fast erreicht, es ist bis auf weniger als fünfhundert Meter herangerückt, und sein Brausen lässt die Welt erzittern. »Fahr wie eine besengte Sau, und halt nirgends an!«
    Henry weiß, dass das hoffnungslos ist, aber weil er auch weiß, dass er lieber so abtreten als hilflos am Fuß der Barriere kauernd sterben möchte, zieht er den Scheinwerferschalter und fährt ruckartig an. Pamela verliert den Halt und landet auf dem Schoß von Chaz Bender, dem Naturkundelehrer. Chaz ist in den Bus gebracht worden, als bei ihm Herzrhythmusstörungen auftraten. Er hält Pammie fest, damit sie nicht wegrutschen kann. Von hinten sind Kreischlaute und Angstschreie zu hören, aber Henry nimmt sie kaum wahr. Er weiß, dass er die Fahrbahn trotz der Scheinwerfer aus den Augen verlieren wird, aber was macht das schon? Als Cop ist er diese Strecke schon tausendmal gefahren.
    Öffne dich der Macht, Luke, denkt er und lacht tatsächlich, als er mit voll durchgetretenem Gaspedal in die flammende Dunkelheit hineinrast. Richie Killian, der sich an die hintere Bustür klammert, bekommt plötzlich keine Luft mehr. Er hat noch Zeit, seine Arme Feuer fangen zu sehen. Im nächsten Augenblick geht die Temperatur außerhalb des Busses schlagartig auf vierhundert Grad hoch, und er wird von seinem Platz auf der Stoßstange weggebrannt wie ein kleiner Fleischfetzen von einem heißen Grillrost.
    Die Innenbeleuchrung entlang der Dachmitte des Busses ist eingeschaltet und wirft einen schwachen Imbissstube-um-Mitternacht-Schein auf die ängstlichen, schweißnassen Gesichter der Fahrgäste, aber die Außenwelt ist pechschwarz geworden. Aschewirbel tanzen in den extrem verkürzten Lichtkegeln der Scheinwerfer. Henry, der nach dem Gedächtnis lenkt, fragt sich, wann die Reifen unter ihm explodieren werden. Er lacht noch immer, obwohl er sich wegen des Motorenlärms, der an das Kreischen einer verbrühten Katze erinnert, nicht selbst hören kann. Er bleibt auf der Straße; das ist immerhin etwas. Wie lange noch, bis sie die Feuerwalze durchstoßen haben? Ist es überhaupt möglich, sie zu durchstoßen? Er beginnt zu glauben, dass es möglich sein könnte. Großer Gott, wie dick kann sie sein?
    »Du schaffst es!«, ruft Pamela. »Du schaffst es!«
    Vielleicht, denkt Henry. Vielleicht tue ich das. Aber Himmelherrgott, diese Hitze! Er greift nach dem Regler für die Klimaanlage, um ihn auf volle Leistung zu drehen, aber in diesem Augenblick implodieren die Fenster, und der Bus füllt sich mit Feuer. Henry denkt: Nein! Nein! Nicht so kurz vor dem Ziel!
    Aber als der angekohlte Bus aus der Rauchwand schießt, sieht er dahinter nichts als eine schwarze Wüste. Die Bäume sind

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