Die Ares Entscheidung
Soldaten hereingebrochen war, das hatte er in all den Jahren noch nie gesehen.
»Mein Gott«, murmelte er schließlich.
»Was denken Sie?«
»Ich kann’s noch nicht einordnen.«
Klein nickte wissend. »Ich hab’s mir wahrscheinlich zwanzigmal angesehen, und ich kann Ihnen sagen, es wird nicht leichter. Mein erster Gedanke war Massenhypnose. Nach
allen Berichten, die wir haben, sieht ein Charles Manson gegen Bahame wie ein Amateur aus. Ich habe auch an rituelle Opferungen gedacht, um die Leute anzustacheln – dann bemalt er sie mit Blut und hetzt sie auf seine Feinde. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
»Warum?«
»Ich habe ein paar von unseren Leuten damit betraut, und sie haben herausgefunden, dass im Iran über Bahame gesprochen wird. Es geht um irgendeine neue Waffe.«
»Sind das handfeste Informationen?«, fragte Smith.
»Nein. Sie stammen zwar angeblich von höchster Ebene, sind aber ziemlich widersprüchlich. Wir sind der Sache nachgegangen und haben noch einen Kommentar von einer nicht so zuverlässigen iranischen Quelle gefunden – da ist die Rede von einem Deal oder von Verhandlungen mit Bahame.«
»Hat die CIA oder die NSA irgendwas darüber?«
»Es gibt keine Hinweise, dass sie etwas von so einer Verbindung aufgeschnappt haben. Und wenn doch, dann gehen sie der Sache nicht weiter nach.«
Smith blickte an Klein vorbei auf den alten Globus, auf dem ihm genau der afrikanische Kontinent zugewandt war. So seltsam es klang, aber das Problem der Geheimdienste war sehr oft, dass es zu viele Informationen gab, nicht zu wenige. Und weil die Anzahl der Mitarbeiter nun einmal begrenzt war, musste man Prioritäten setzen. So konnte es leicht vorkommen, dass irgendeine kurze Erwähnung eines afrikanischen Guerillaführers ganz unten auf der Liste stand. In Afrika passierten schließlich ständig verrückte Sachen.
»Haben sich schon Experten die Aufnahmen angesehen?«, fragte Smith.
»Nur Sie.«
»Ich bin Mikrobiologe, Fred, kein Psychologe. Von Massenhypnose verstehe ich nicht wahnsinnig viel.«
»Aber halten Sie es grundsätzlich für möglich?«
Smith zuckte die Achseln. »Denken Sie an das Prinzip von Ockhams Rasiermesser. Wenn man nichts Genaues weiß, sollte man bei der einfacheren Erklärung bleiben. Ein kurzer Blick auf die Geschichte zeigt einem ja, wozu Menschen fähig sind. Wenn’s nicht so wäre, müssten wir zwei uns einen anderen Job suchen.«
»Okay, aber ich möchte trotzdem, dass Sie sich ein bisschen mit der Frage beschäftigen. Vielleicht stellt sich ja wirklich heraus, dass die psychologische Hypothese die richtige ist, dann wäre die Sache damit erledigt.«
»Kann ich eine Kopie von den Aufnahmen haben?«
»Ich sag Maggie, sie soll Ihnen eine machen, bevor Sie zum Flughafen fahren.«
»Zum Flughafen?«
»Der überlebende SEAL liegt im Krankenhaus in Camp Lejeune. Ich dachte mir, dass Sie wahrscheinlich mit ihm sprechen wollen.«
»Mein befehlshabender Offizier erwartet mich in Fort Detrick, Fred. Die Leute wissen, dass ich nicht mehr in South Dakota bin, und Sie wissen ja, wie die Army ist, wenn man nicht pünktlich bei der Arbeit erscheint.«
Klein beugte sich etwas gelangweilt nach rechts, sodass er durch die offene Tür zum Büro nebenan sehen konnte. »Maggie!«
Maggie Templeton, seine langjährige Assistentin und die Einzige außer ihm, die über den gesamten Einsatzbereich von Covert One Bescheid wusste, tauchte im nächsten Augenblick mit einem großen Umschlag auf.
»Hier, Jon. Ein Urlaub auf unbestimmte Zeit, von General
Stapleton unterschrieben, außerdem Flugtickets und Informationen über den Kontaktmann, der Sie am Terminal in Wilmington abholt. Dann ist da noch eine Hotelreservierung und ein USB-Stick mit den Aufnahmen, die Sie wollten. Oh, fast hätt ich’s vergessen …« Sie eilte nach nebenan und kam im nächsten Augenblick mit einer Army-Uniform zurück, die noch in der Plastikhülle von der Reinigung steckte.
»Maggie, Sie sind eine Naturgewalt.«
Sie lächelte. »Ihr Flugzeug wartet.«
Kapitel elf
WESTKAP, SÜDAFRIKA
14. November, 01:02 Uhr GMT + 2
Sarie van Keurens Blick fiel auf ihren Vater – die Latzhose, die an seinen breiten Schultern hing, der alte Cowboyhut, den er auf einer Reise nach Amerika gekauft hatte, die blassblauen Augen, die alles zu sehen und zu verstehen schienen.
Er stand vor der Scheune, irgendein scharfes Werkzeug in der Hand, das sie nicht genau erkennen konnte. Sie wollte zu ihm laufen, doch
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