Die Ares Entscheidung
Internetstick. »Handymast«, formte er lautlos mit den Lippen.
»Nein, ich bin nur heute Nachmittag hier. Wir waren beim Video.«
»Ja.« Zellerbachs Kopf verschwand, stattdessen sah man eine blutverschmierte Frau, die sich auf einen von Riveras
Männern stürzte. Die Bildschärfe war deutlich erhöht, sodass die Bilder noch schockierender wirkten als vorher. Smith musste sich zwingen, nicht wegzusehen, als die Frau auf den Soldaten einprügelte, der sich verzweifelt wehrte.
»Hast du gesehen, wie schnell sie ihn eingeholt hat?«, sagte Zellerbach. »Es sieht so aus, als hätte sich Praman in Zeitlupe bewegt.«
Kleins Miene verfinsterte sich, und Jon zuckte hilflos die Achseln. Er hatte Zellerbach nicht gesagt, wer die Männer auf dem Video waren. Er hatte ihm nur ganz allgemein erklärt, was er von den Aufnahmen analysiert haben wollte. Wenn man sich an den besten IT-Experten wandte, dann musste man die unangenehme Tatsache in Kauf nehmen, dass er Dinge herausfand, die man lieber für sich behalten hätte.
»Ja, Marty. Es ist schwer zu übersehen. Ich habe mir gedacht, dass er vielleicht verletzt war, oder einfach sehr müde von dem langen Marsch.«
»Au contraire, mon frère. Der Typ war schnell wie der Blitz. Hast du gewusst, dass er in der Highschool-Zeit einer der besten Receiver im ganzen Land war? Er hätte auf jedes College gehen können und wäre wahrscheinlich ein erstklassiger Footballprofi geworden. Cheerleaders. Supermodels. Lamborghinis. Aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund wollte er lieber Soldat werden.«
»Gott allein weiß, warum manche Leute so dumm sind, zur Army zu gehen«, räumte Smith ein.
»Ja, aber das hier versteht nicht mal Gott, glaube ich. Was ich damit sagen will – diese Frau ist einfach zu schnell.«
»Wie meinst du das – zu schnell?«
»Ich habe Simulationen durchgeführt – und die Geschwindigkeit, mit der sie läuft, ist einfach absurd.«
»Die reale Welt lässt sich wohl kaum genau simulieren.«
»Irrtum – aber ich habe gewusst, dass du das sagen wirst, darum habe ich eine 3-D-Karte gemacht und sie einem Bauunternehmer gegeben. Er hat das Ganze als Hindernisstrecke auf einem Stück Land aufgebaut, das mir gehört.«
»Du hast was gemacht?«
»Ich hab das Stück Dschungel nachbauen lassen.«
»Du hast das Video nur drei Tage gehabt.«
»Na ja, wie heißt es im Autorennsport? Geschwindigkeit kostet Geld. Die Frage ist, wie schnell du fahren willst. Ach, übrigens. Wo soll ich denn die Rechnung hinschicken? Direkt an dich?«
»Sicher, Marty. Das geht in Ordnung.«
»Okay. Also, dann hab ich den besten Sprinter der West Virginia University angeheuert, damit er die Strecke läuft. Ich gab ihm so viele Versuche, wie er wollte, und habe seine schnellste Zeit herangezogen.«
»Und?«
Ein Gitter aus grünen Linien legte sich über das Video, dann begann es von vorne, und der Sprinter wurde durch ein Strichmännchen dargestellt. Er war ein klein wenig schneller als Praman, aber deutlich langsamer als die Frau.
»Das kann nicht stimmen, Marty.«
»Würd ich auch sagen. Das kann nicht sein. Aber es ist so. Diese nicht gerade schlanke Frau scheint da einen neuen Weltrekord über fünfzig Meter aufgestellt zu haben – und das auf unebenem Boden.«
Smith kaute einen Moment lang an seinem Daumennagel. Das war nicht das, was er hatte hören wollen. »Was ist mit dem Blut?«
»Es ist nicht aufgemalt, falls du das meinst.« Der Bildschirm
wurde dunkel, dann erschien das Bild eines afrikanischen Mannes mit nacktem Oberkörper, der direkt auf die Kamera zulief.
»Sieh dir die Ausbreitung des Blutes an – es scheint vom Kopf über den Oberkörper zu rinnen und sich am Hosenbund zu stauen. Ich habe die Hitze in meinem Wohnzimmer raufgedreht und einen Luftbefeuchter eingeschaltet, um die Bedingungen zu simulieren, die an dem Tag in Uganda geherrscht haben – denn ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das Ganze dort abgespielt hat –, dann habe ich mich noch mit Blut bemalt und bin herumgelaufen.«
Smith runzelte die Stirn, als er sich vorstellte, wie Marty Zellerbach halb nackt ein Stück rohes Fleisch über seinem Kopf ausdrückte und wie wild durch die Wohnung keuchte. Es war ein Bild, das etwas sehr Beunruhigendes an sich hatte.
»Weißt du, Jon, ich hab festgestellt, dass solche Experimente etwas ziemlich Aufregendes sein können. Ich hab immer gedacht, ihr Mikrobiologen mögt Computermodelle deshalb nicht, weil ihr als Gruppe nicht gerade die
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