Die Ares Entscheidung
finde ich auch. Aber auch nichts völlig Neues. Denken Sie zum Beispiel an die Berserker.«
»An wen?«
»Das waren die gefürchtetsten Wikinger. Es gibt viele Theorien darüber, woher sie kamen, aber es spricht einiges dafür, dass sie sorgfältig ausgewählt wurden, und zwar nach bestimmten Eigenschaften – vielleicht auch Geisteskrankheit
–, und das wurde mit komplexen Ritualen und Alkohol oder Drogen kombiniert. Was ich damit sagen will – sie zeigten im Kampf ähnliche Merkmale wie diese Leute in Uganda: übermenschliche Kräfte, enormes Laufvermögen, Schmerzunempfindlichkeit, Furchtlosigkeit und so weiter.«
»Sie wollen also damit sagen, Bahame stopft die Leute mit Kokain voll, verpasst ihnen eine Gehirnwäsche mit irgendwelchen abstrusen religiösen Inhalten und lässt sie dann auf seine Feinde los?«
»Es ist nicht die einzige mögliche Erklärung, aber im Moment sicher die plausibelste.«
»Und die Sache mit dem Parasiten?«
Smith zuckte die Achseln. »Das kann man auch noch nicht ausschließen. Es ist durchaus möglich, dass es einen Überträger gibt, der keine Symptome zeigt und irgendwo lebt, wo nicht oft Menschen hinkommen. Aber alle hundert Jahre oder so kann es vorkommen, dass jemand gebissen wird oder halb rohes Fleisch isst und sich dadurch infiziert.«
»Dann ist der Erreger vielleicht erst vor Kurzem wieder aufgetaucht – Bahames Leute halten sich ja meistens in entlegenen unbesiedelten Gebieten verborgen. Und jetzt ist er draufgekommen, wie er die Krankheit als Waffe einsetzen kann.«
Smith öffnete eine Schublade und zog eine Akte heraus, die alles über Caleb Bahame enthielt. Er war außergewöhnlich intelligent, und obwohl er in einem abgelegenen kleinen Dorf zur Welt gekommen war, hatte er zwei Jahre an der Makerere-Universität in Kampala studiert. Er hätte sogar ein Stipendium für eine Londoner Universität bekommen, neigte aber zunehmend zu ekstatischen Visionen und zur Gewalt. Schließlich wurde er der Universität verwiesen.
Danach hatte er sich eine Zeit lang als Drogendealer
durchgeschlagen und immer wieder einmal die Seite gewechselt. Nach zwei Jahren verschwand er plötzlich spurlos und tauchte erst fünf Jahre später als der brutale Terrorist und Guerillaführer wieder auf, der er heute war.
Smith blätterte weiter und kam zu Bahames Studienunterlagen. »Er hat zuerst Biologie als Hauptfach studiert, hat dann aber abgebrochen und sich mehr auf Religion konzentriert. Er hatte aber immer die besten Noten …«
»Würde das reichen?«
»Bahame ist ein Psychopath, aber er ist nicht dumm. Wenn irgendein Krankheitserreger in seinem Umfeld auftaucht, dann würde er ihn wahrscheinlich erkennen. Aber es wäre genauso wahrscheinlich, dass er irgendeine halluzinogene Droge im Dschungel gefunden hat – vor allem, wenn man bedenkt, dass er früher im Drogengeschäft war. Das sind natürlich alles nur Spekulationen. Das Verhalten dieser Leute ist ziemlich komplex.«
»Komplex?«, fragte Klein ungläubig. »Sie führen sich auf wie wilde Tiere, das ist alles.«
»Mag sein, aber wie wilde Tiere, die ihre Wut alle in die gleiche Richtung lenken und sich nicht gegenseitig angreifen. Denken Sie an das chaotische Verhalten, das zum Beispiel eine Gruppe von Tollwütigen an den Tag legen würde, oder Leute, die mit LSD zugedröhnt sind. Aber diese Leute waren überhaupt nicht chaotisch, sondern sehr zielgerichtet. Mein Tipp wäre religiöse Massenhysterie, verstärkt mit irgendwelchen Drogen aus der Gegend.«
Klein warf ihm die Akte, die er mitgebracht hatte, auf den Schreibtisch. »Dann wird es Sie freuen, dass die Analytiker der Agency zum selben Ergebnis kommen. Das ist die Analyse, die Larry Drake im Weißen Haus abgeliefert hat.«
Smith legte die Unterlagen über Bahame beiseite und
schlug den CIA-Bericht auf. Er blätterte die detaillierte Analyse durch, die von afrikanischen Ritualen über Pol Pot bis zu Nazideutschland reichte.
»Ich würde dem meisten, was hier steht, sofort zustimmen, Fred. Hat der Präsident nach der möglichen Verbindung zum Iran gefragt?«
»Ja.«
»Und?«
»Larry hat davon gewusst und ihm eine einleuchtende Erklärung für die Dinge geliefert, die wir aufgeschnappt haben. Castilla ist damit zufrieden und hat mir mitgeteilt, dass wir in der Sache nichts zu unternehmen brauchen.«
»Das ist doch gut, oder? Genau das wollten Sie ja.«
»Ja – bevor ich gehört habe, was uns Ihr Freund über die Aufnahmen erzählt hat. Jetzt bin ich mir
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