Die Ares Entscheidung
gegangen.«
»Wir hatten einen längeren Aufenthalt in London, dadurch hat sich alles ein bisschen verzögert.«
Er streckte ihr die Hand entgegen, und sie schüttelte sie energisch. Unter ihrem Labormantel konnte man ihre athletische Figur erahnen.
»Also, dann freut es mich, Sie in unserem schönen Land begrüßen zu dürfen.«
»Danke. Und danke auch, dass Sie sich so kurzfristig Zeit nehmen. Immer wenn ich jemanden etwas über Parasiten frage, fällt irgendwann auch Ihr Name.«
Sie ignorierte das Kompliment. »Es ist nie ratsam, der mächtigsten Militärmacht der Geschichte eine Bitte auszuschlagen. USAMRIID, nicht wahr? Ein Virusjäger aus Maryland. Ich war bis jetzt nur in New York und Chicago, aber ich möchte irgendwann einmal nach Montana.«
»Als Afrikanerin würden Sie es jetzt vielleicht ein bisschen kalt dort finden.«
»Aber es muss ein wildes Land sein. Big Sky Country – so nennt man’s doch, nicht wahr?« Sie unterstrich ihre Worte mit der Geste eines Orchesterdirigenten, als sie den Ausdruck wiederholte. »Big Sky Country. Das sagt so viel.«
Ihm fiel ihre Eigenart auf, eine Spur zu schnell zu sprechen, so als wäre nicht genug Zeit im Leben, um alles zu sagen, was in ihr vorging.
»Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Aber Sie haben wohl recht.«
»Aber Sie sind sicher nicht gekommen, um mich quasseln zu hören. Sie wollen über Parasiten sprechen. Haben Sie was Interessantes für mich?«
Er blickte sich kurz um, um sich zu vergewissern, dass keiner der Studenten in Hörweite war. »Das ist eben das Problem. Ich bin mir nicht sicher. Es ist nicht mein Fachgebiet.«
»Natürlich. Viren … Wie schlimm für Sie.«
»Wie bitte?«
Sie sah ihn mit einem gequälten Ausdruck an. »Na ja, ich meine, sie sind ja nichts als ein bisschen DNA.«
»Sie sind wohl kein besonderer Virenfan?«
»Oh, ich will die Dinger nicht beleidigen, aber technisch gesehen leben sie ja nicht einmal wirklich.«
»Sie sind vielleicht klein, aber sie haben ganz schön was auf dem Kasten«, erwiderte er, von dem plötzlichen unerklärlichen Drang getrieben, den Gegenstand seiner Arbeit zu verteidigen.
»Oh, bitte. Was ist denn das Stärkste, das Sie aufbieten können? Die Pocken? Also, wenn ich da an Malaria denke – ein scheußlicher kleiner Parasit, der mehr Menschen umgebracht hat als alle anderen Krankheiten zusammen. Wenn man’s hochrechnet, könnte er die Hälfte aller Menschen auf dem Gewissen haben, die je gestorben sind.«
Sie nahm ihn am Arm und zog ihn zu einem riesigen Glasbehälter an der hinteren Wand des Labors. »Ich zeige Ihnen etwas.«
Angesichts ihrer Körpergröße verfügte sie über eine erstaunliche Kraft, und er ließ sich von ihr mitziehen.
»Das ist Laurel«, erklärte sie und zeigte auf einen dreißig Zentimeter langen Fisch, der in dem Behälter herumschwamm. »Sie ist ein Roter Schnapper aus Kalifornien. Tippen Sie mal gegen das Glas. Los, nur zu. Wecken Sie ihre Aufmerksamkeit.«
Smith kam der Aufforderung nach, und Laurel schwamm auf ihn zu und öffnete ihr Maul. Er musste sich zwingen, nicht einen Schritt zurück zu machen, als er etwas sah, das wie eine Assel aussah, die ihn aus dem Maul des Fisches anstarrte. »Was zum Teufel ist denn das?«
»Hardy«, antwortete sie mit einem breiten Grinsen. »Cymothoa exigua . Als er noch ganz winzig war, schwamm er durch Laurels Kiemen und setzte sich auf ihrer Zunge fest. Er ernährte sich von dem Blut aus der Arterie darunter, bis die Zunge irgendwann abstarb und Hardy sie ersetzte. Dem Fisch tut das nicht weh. Und so bleiben sie jetzt für den Rest ihres Lebens zusammen.«
»Okay, Sie haben gewonnen«, gab Smith zu. »Das ist wirklich widerlich.«
»Ist das nicht brillant?« Sie schnappte sich einen Wurm aus einer mit Erde gefüllten Kiste und ließ ihn über dem Behälter baumeln.
Während Smith zusah, wie sie den armen Fisch fütterte, musste er an seine Verlobte Sophia denken. Sie hatten in Fort Detrick zusammengearbeitet, und sie war genauso fasziniert von ihrem Fachgebiet gewesen wie Sarie. Das hatte sie letztlich das Leben gekostet.
»Colonel Smith? Alles okay? Es tut mir leid – hat Hardy Sie ein bisschen schockiert? So geht es manchen, wenn sie ihn sehen.«
Sein Lächeln kehrte zurück, und er bemühte sich, es nicht gezwungen aussehen zu lassen. »Nein, ist schon okay. Und wenn Sie irgendwo ein Plätzchen hätten, wo wir privat plaudern können, dann kann ich Ihren Hardy vielleicht sogar noch
Weitere Kostenlose Bücher