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Die Ares Entscheidung

Die Ares Entscheidung

Titel: Die Ares Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludlum Robert
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die dem Islam treu bleiben.«
    Nikahd wusste, dass das Gespräch damit beendet war, und er erhob sich, warf aber Omidi noch einen bitterbösen Blick zu, ehe er ging. Wenn er in diesem erbitterten Kampf um die Macht die Oberhand behalten sollte, würde er dafür sorgen, dass Omidi und seine Familie verschwanden.
    Sie sahen ihm nach, als er hinausging, und Khamenei wartete, bis die Tür geschlossen war, bevor er sprach.
    »Das war eine heikle Angelegenheit, Mehrak. Er ist ein mächtiger Mann, und wir dürfen uns nichts vormachen – ich habe ihn mir heute zum Feind gemacht.«
    »Ja, Exzellenz.«
    »Du hast meinen Befehl nicht befolgt und nicht in die
Menge geschossen – dadurch werden sie immer dreister. Sie denken, wir sind schwach und ängstlich. Und dann das …«
    »Ich werde sofort zurücktreten.«
    Khamenei lächelte schmallippig. »Du weißt genau, dass ich dieses Angebot nicht annehmen kann, weil es keinen anderen gibt, dem ich blind vertraue. Das ist vorbei.«
    Mehrak nahm das Kompliment mit einem Kopfnicken entgegen. »Wenn Sie es wünschen, werde ich Ihnen weiter dienen, Exzellenz.«
    Khamenei erkannte wohl, dass die Feinde der Revolution überall lauerten, doch er begriff nicht, wie weit sich das Krebsgeschwür schon ausgebreitet hatte – westliche Kleidung, Videospiele, Internet. Die Flut schwoll mit jedem Tag weiter an, und die Hüter des Glaubens wurden älter.
    Die Unterstützung für die Regierung bröckelte. Die Popularität des Atomprogramms, die noch vor einem Jahr so groß gewesen war, schrumpfte unter dem ausländischen Druck dahin. Der iranischen Jugend waren iPods und politische Freiheit wichtiger als Stärke und Glauben.
    »Ich kenne dich schon, seit du ein Kind warst, Mehrak. Du hast mehr zu sagen.«
    Er wog seine Worte noch einmal ab, ehe er sprach. »Ich bin geschlagen, Exzellenz.«
    »Was? Ich verstehe nicht.«
    »Ich kann dem Wissen Farrokhs und seiner Leute über die neuen Technologien nichts entgegensetzen.«
    »Ich erwarte ja auch nicht, dass du persönlich alles verstehst, Mehrak – das kann Gott allein. Was ich von dir erwarte, ist, dass du ein Team zusammenstellst, das ihn besiegen kann.«
    »Aber wie, Exzellenz? Die Leute in unserem Land, die auf diesem Gebiet Experten sind, sympathisieren alle mit dem
Widerstand. Ich könnte Berater von außen hereinholen, aber wie könnte ich ihnen vertrauen? Amerika und der Rest der Welt, alle sind gegen uns – wie kann ich da jemandem eine so verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, wenn ich nicht weiß, ob er nicht vielleicht vom CIA bezahlt wird? Nein, wir können ihn nicht in seinem eigenen Spiel schlagen. Es gibt keinen Damm, den ich errichten könnte, um die Überflutung durch die westlichen Ideen und Werte aufzuhalten.«
    »Einen Damm gibt es wohl nicht – aber du kannst mit deinen Leuten dafür sorgen, dass sich der Einfluss in Grenzen hält.«
    »Heute vielleicht noch, ja. Zumindest einigermaßen. Aber morgen? Nein.«
    Es tat weh, die Verwirrung in Khameneis Gesicht zu sehen. Aber es musste sein.
    »Was willst du mir damit sagen, Mehrak? Dass wir aufgeben sollen? Dass Gott machtlos ist gegen die amerikanische Verführung? Du hättest in die Menge schießen sollen. Du hättest Entschlossenheit zeigen sollen im Kampf für den Glauben.«
    »In die Menge zu schießen war unmöglich, Exzellenz.«
    »Unmöglich? Warum?«
    »Weil ich nicht für die Loyalität der Polizei und des Militärs garantieren kann.«
    »Wenn es Verräter gibt, dann finde sie und steck sie ins Gefängnis.«
    »Es sind nicht einfach nur Verräter. Diese Männer lieben ihr Land, aber viele von ihnen gehören einer neuen Generation an – sie erinnern sich nicht mehr an den Schah, nicht einmal an die Revolution. Sie verstehen nicht, wofür die Islamische Republik steht. Was sie sehen, ist zwanzig Prozent Inflation, Isolation vom Rest der Welt und zweistellige Arbeitslosigkeit.
Wenn sich Teile von Polizei und Militär auf die Seite der Protestierenden stellen, dann könnte es sein, dass wir die ersten Schüsse in einem Bürgerkrieg abfeuern.
    »Es ist dieser Farrokh. Wenn wir ihn …«
    »Es liegt nicht an Farrokh«, fiel ihm Omidi ins Wort und erlaubte sich, etwas lauter zu werden. »Er ist wichtig, aber er ist letztlich nur eine Galionsfigur. Selbst wenn wir ihn fassen – und ich habe wenig Hoffnung, dass es uns gelingt –, wird es Leute geben, die in seinem Sinn weitermachen.«
    Die Verwirrung des alten Mannes wurde noch tiefer, und Omidi schlug erneut

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