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Die Ares Entscheidung

Die Ares Entscheidung

Titel: Die Ares Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludlum Robert
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Und was das andere betrifft – dass sie nicht selbst übereinander herfallen –, das könnte durchaus auf einen Parasiten hinweisen, der im Laufe der Evolution den entscheidenden Vorteil erworben hat, die betroffenen Personen andere Infizierte erkennen und verschonen zu lassen.«
    »Trotzdem«, wandte Smith skeptisch ein. »Damit das alles so funktioniert, müsste sich im menschlichen Gehirn so einiges verändern, und das erscheint mir doch etwas weit hergeholt.«
    »Oh, da muss ich Ihnen widersprechen. Nehmen Sie zum Beispiel Toxoplasma gondii . Das ist ein einzelliger Parasit, der normalerweise Katzen befällt, aber auch einige andere Spezies, darunter den Menschen. Die Art, die für unser Beispiel interessant ist, sind Ratten. Normalerweise werden Ratten vom Geruch von Katzenurin abgeschreckt – eine wenig überraschende Anpassung, um zu überleben. Doch Ratten, die mit Toxoplasma infiziert sind, haben keine Angst vor Katzenurin, ja sie werden sogar davon angezogen. Nicht sehr gut für die Ratte, aber ausgezeichnet für den Parasiten, der wieder zu seinem bevorzugten Wirt kommt, wenn die Ratte gefressen wird.«
    »Sie wollen damit sagen …«, begann Smith, doch sie sprach einfach weiter – ob zu ihm oder zu sich selbst, konnte er nicht genau sagen.
    »Und was ist mit der parasitischen Wespe der Gattung Hymenoepimecis , die eine bestimmte costa-ricanische Spinne angreift und ihr ein Ei auf das Hinterteil legt? Wenn die
Larve geschlüpft ist, saugt sie die Körperflüssigkeit der Spinne. Schließlich gibt sie einen chemischen Stoff ab, der die Spinne dazu bringt, ein Kokonnetz zu spinnen, das die Wespe schützt, anstatt der Spinne zu helfen, Nahrung zu fangen. Dann gibt es da noch den Saitenwurm, der sich unter Wasser fortpflanzt, aber Heuschrecken befällt. Der Wurm manipuliert die Heuschrecke durch bestimmte Eiweißmoleküle und bringt sie dazu, sich ins Wasser zu stürzen, damit er sich fortpflanzen kann.«
    Sie begann in dem engen Büro auf und ab zu gehen und blieb gelegentlich stehen, um einen Blick auf eine besonders interessante Notiz zu werfen, die an der Wand oder einem Möbelstück klebte. »Also, womit wir’s hier zu tun haben könnten, ist ein Parasit, der sich über Blut ausbreitet – daher das Bluten aus der Kopfhaut.«
    »Und die Gewalt«, fügte Smith hinzu.
    »Genau. Das Blut muss irgendwie ins Opfer kommen, und der beste Weg dazu ist, jemanden zu verletzen und sein eigenes Blut in die Wunde fließen zu lassen. Das ist ganz ähnlich wie bei Ihren Viren. Sie bringen einen dazu, zu niesen oder zu husten – alles ganz einfache Strategien, um von einem Wirt zum andern zu kommen.«
    »Also, wie schätzen Sie die Sache ein?«
    »Ich denke, Sie könnten es hier tatsächlich mit einem Krankheitserreger zu tun haben. Aufgrund des Materials, das Sie mitgebracht haben, und des komplexen Verhaltens der Betroffenen würde ich auf einen Parasiten tippen. Es ist wirklich unglaublich! So etwas hat man beim Menschen noch nie gesehen. Haben Sie jetzt vor, nach Uganda zu gehen?«
    »Nach allem, was Sie mir gesagt haben, bleibt mir wohl kaum etwas anderes übrig.«

    »Haben wir genug Zeit, um vorher bei mir zu Hause vorbeizuschauen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich muss ein paar Sachen zusammenpacken, bevor wir fahren können.«
    Smith öffnete den Mund, um zu protestieren, doch dann überlegte er es sich anders. Sie hatte schon viele Expeditionen in Afrika unternommen, war außerdem die weltweit führende Parasitologin, und nach dem Foto an der Wand zu schließen, konnte sie auch mit einem Gewehr umgehen. Vielleicht war er gut beraten, sich die Sache noch einmal zu überlegen.
     
    Jim Clayborn lag im Gras des Universitätscampus von Kapstadt und behielt den iranischen Austauschstudenten im Auge, der plötzlich ein auffallendes Interesse für Dr. Sarie van Keuren an den Tag legte.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie der junge Mann sein Handy hervorholte, als van Keuren zusammen mit einem groß gewachsenen, sportlich aussehenden Mann auftauchte, dessen Mietwagenvertrag ihn als Colonel Jon Smith von der U.S. Army auswies. Der Iraner knipste einige Fotos, als van Keuren einem älteren Mann vorgestellt wurde, der verdächtig nach britischer Spezialeinheit roch.
    Clayborn tippte eine kurze Nachricht in sein Telefon und schickte sie verschlüsselt nach Langley. Sie würden nicht gerade begeistert sein. Die Sache würde um einiges komplizierter werden, als sie erwartet hatten.

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