Die Ares Entscheidung
die Augen nieder. Es tat weh, ihn so zu sehen.
»Farrokh ist ein Agent der Amerikaner, der CIA. Wir müssen den Leuten klarmachen, dass …«
»Das glaubt uns niemand mehr, Exzellenz. Präsident Castilla ist sehr geschickt mit seiner Politik der Nichteinmischung. Der Westen ist wohl an allem schuld – aber nur durch seine bloße Existenz und seine Attraktivität für unsere Jugend. Es gibt keine direkte Intervention. Und selbst wenn es sie gäbe, würde das nichts ändern. Farrokh gibt sich als überzeugter Nationalist und zeigt keine große Sympathie für Amerika.«
»Du sagst mir also, ich bin machtlos in meinem eigenen Land, Mehrak.«
»Nein, Exzellenz. Nicht machtlos.«
»Und welche Waffe kannst du mir noch anbieten?«
Omidi hob den Blick zu dem Geistlichen. »Caleb Bahame.«
Sie hatten schon früher über das Thema gesprochen, aber Khamenei hatte sich nicht festlegen wollen.
»Der Ugander.«
Omidi nickte, zog einen Umschlag aus der Tasche und
breitete die Fotos auf dem Fußboden aus. »Die weißen Männer wurden von Bahames Leuten in der Nähe seines Lagers getötet. Die anderen Fotos stammen aus einem amerikanischen Zeitungsbericht über einen Trainingsunfall, bei dem einige Angehörige ihrer Sondereinsatzkräfte ums Leben kamen.«
Khamenei blickte angestrengt durch seine dicke Brille. »Es sind dieselben Männer.«
»Ja, Exzellenz. Die Amerikaner haben sie nach Uganda geschickt, um Bahame zu töten oder zu fangen, und als sie scheiterten, wurde es als Unfall dargestellt.«
»Dann wissen sie etwas. Aber was?«
»Wir sind uns nicht sicher. Ich glaube nicht, dass sie das volle Potenzial von Bahames Entdeckung kennen, aber sie werden es bald herausfinden. Wir müssen jetzt handeln, sonst könnte es sein, dass diese Chance vorbei ist …«
»Die Amerikaner und die Juden zu Fall zu bringen«, führte Khamenei seinen Gedanken zu Ende.
»Nicht bloß zu Fall bringen, Exzellenz. Wir schicken sie in die Hölle. Dann werden alle die schreckliche Macht Gottes erkennen.«
Der heilige Mann versank einen Moment lang in Gedanken. »Ich will, dass du persönlich zu ihm gehst.«
»Natürlich.« Omidi verbarg seine Erleichterung darüber, dass Khamenei seine Haltung geändert hatte, zweifellos ein Beweis für Gottes Größe. So wie alle großen Aufgaben war auch diese mit einem gewissen Risiko verbunden. Der Lohn würde jedoch immens sein. 1979 war gar nichts dagegen. Die wahre Revolution, die nach Gottes Plan das Antlitz der Erde für immer verändern würde, hatte jetzt begonnen.
Kapitel zweiundzwanzig
KAPSTADT, SÜDAFRIKA
20. November, 16:12 Uhr GMT+2
Jon Smith eilte die Steintreppe hinauf und wandte sich dem stattlichen Gebäude zu, das den Mittelpunkt des Campus der Universität von Kapstadt bildete. Der zerklüftete Berg im Hintergrund der 200 Jahre alten Universität schien fast zu perfekt, um real zu sein – ein Mosaik aus Grau und Grün unter einem strahlend blauen Himmel.
Obwohl die Temperatur auf über dreißig Grad geklettert war, fühlte sich der Wind, der aus der Tafelbucht herüberwehte, angenehm kühl an. Smith schlängelte sich zwischen den Studenten mit ihren Rucksäcken durch, um Dr. Sarie van Keuren zu finden.
Nachdem er einige Male falsch abgebogen war, fand er die Tür, die er gesucht hatte, und trat ein, um sich in dem Labor nach der stilvollen jungen Frau umzusehen, die auf der Webseite der Universität abgebildet war.
Er war beinahe zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht da war, bis er sie hinter einem massigen jungen Mann im Rugbytrikot entdeckte.
Die Fotos auf den Webseiten der Universitäten wirkten immer ein wenig gestellt, doch bei ihr war der Unterschied eklatant. In natura war ihr gewelltes blondes Haar drauf und dran, den Kampf mit dem Band zu gewinnen, das es im Zaum halten sollte. Ihr Gesicht war braun gebrannt, bis auf einen gelb verfärbten Fleck an der linken Wange. Die Nase, die auf dem Foto noch so königlich gewirkt hatte, zeigte die
Spuren einer alten Verletzung und war leicht gekrümmt – ansonsten hätte sie wie ein typisches kalifornisches Surfer-Girl ausgesehen.
Sie blickte von dem Klemmbrett auf, das sie in der Hand hielt, und er ging sogleich auf sie zu, damit sie nicht dachte, er hätte sie beobachtet.
»Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte sie in der wohlklingend schleppenden afrikanischen Aussprache.
»Dr. van Keuren? Ich bin Jon Smith.«
»Colonel Smith! Ich hab schon gedacht, Sie sind irgendwo über dem Meer verloren
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