Die Ares Entscheidung
als ich, dass Afrikaner großen Wert auf Höflichkeit legen.«
Sie nickte langsam. »Er war eigentlich davon ausgegangen, dass wir ein bisschen länger bleiben.«
»Bis Sie mit den Infizierten angefangen haben, die aus der Kopfhaut bluten.«
»Und dass er keinen Kontakt mehr zu seinem Dorf hat, ist auch Quatsch, Jon. Die afrikanische Höflichkeit ist nichts gegen die afrikanische Verbundenheit mit der Familie.«
Sie traten auf den Bürgersteig, und Smith griff nach der Tür ihres Taxis. »Es spricht also immer mehr dafür, dass wir da auf etwas gestoßen sind.«
Dr. Oume Lwanga stand am Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Das Telefon in seiner Hand war feucht von seinem Schweiß, und er musste fest zugreifen, damit es ihm nicht aus den Fingern glitt.
»Das haben sie genau so gesagt?«, fragte Präsident Charles Sembutu am anderen Ende der Leitung.
»Ja, Sir. Sie haben die tollwutähnlichen Symptome nicht näher beschrieben, aber sie dürften auch Wahnzustände und Tobsuchtsanfälle gemeint haben. Was sie noch erwähnt haben, waren Blutungen aus der Kopfhaut.«
»Das ist alles?«
»Sie interessieren sich für mögliche tierische Überträger des Parasiten, aber ihr eigentlicher Forschungsgegenstand ist angeblich ein Wurm, der Ameisen befällt. Auf den anderen Parasiten seien sie nur zufällig gestoßen, sagen sie. Sie sind sich nicht einmal sicher, ob er wirklich existiert.«
»Wo sind sie jetzt?«
»Sie steigen gerade in ein braunes Taxi ein, mit einer Kiste auf dem Dach.«
»Sitzt noch jemand drin, außer dem Fahrer?«
»Ich glaube, da ist noch jemand auf dem Rücksitz. Aber das kann ich von hier oben schwer sagen. Soll ich …«
Die Verbindung brach ab, und Lwanga beobachtete mit plötzlichem schlechtem Gewissen, wie das Taxi losfuhr. Ihr Schicksal lag jetzt in Gottes Hand.
Kapitel achtundzwanzig
NORDUGANDA
21. November, 18:33 Uhr GMT + 3
Mehrak Omidi hielt etwas Abstand, als der junge Mann vor ihm plötzlich wilde Handkantenschläge und Tritte in die feuchte Luft und gegen die Büsche losließ. Dabei drehte er sich etwas wackelig um die eigene Achse und gab Laute von sich, die wie von einem erstickenden Vogel klangen. Er stürzte beinahe über einen verrottenden Baumstamm und schrie ihn zornig an, ehe er eine der Bierdosen hervorzog, die er in den Taschen seines Tarnanzugs mit sich trug.
Omidi war vor neun Stunden in Uganda gelandet und sofort zu dem abgelegenen Treffpunkt gefahren, den ihm Caleb Bahame genannt hatte. Er hatte erwartet, von Bahame persönlich dort abgeholt zu werden, doch stattdessen musste er drei Stunden mit verbundenen Augen in einem klapprigen Militärfahrzeug fahren. Und jetzt das.
Sie marschierten schon so lange durch den feuchten Dschungel, dass er sich langsam fragte, ob die Männer, die ihn geleiten sollten, überhaupt wussten, wo sie hingingen. Die meisten waren auch noch betrunken, und es hatte schon drei Schlägereien gegeben; einmal hatte er einschreiten müssen, als sie mit Messern aufeinander losgingen.
»Wie lange noch?«
Der Mann vor ihm drehte sich zu ihm um und sagte etwas in seiner Sprache, ehe er weiterging.
Omidi folgte ihm mühelos, obwohl er die Luftfeuchtigkeit und das Gelände überhaupt nicht gewohnt war. Er
hasste Schwarzafrika, einfach alles hier – die Luft, die Krankheiten, die abstoßenden Menschen, die hier lebten. Nur zu gern hätte er einen seiner Männer hergeschickt, doch das war unmöglich. Eine Aufgabe von so historischer Tragweite konnte er keinem anderen anvertrauen.
Als er sich erlaubte, daran zu denken, was er mit Gottes Hilfe zuwege bringen würde, nahm es ihm fast den Atem. Die jahrhundertelange Vorherrschaft Amerikas und des Westens würde zu Ende gehen. Ihre arroganten Bürger würden einsehen müssen, dass alles, was sie zu haben glaubten, eine Illusion war. Sie würden mit Entsetzen erkennen, dass ihr ganzes Geld und ihre Macht, die sie an sich gerissen hatten, sie nicht schützen konnten. Und wenn alles vorbei war, würden sie sich verkriechen wie geprügelte Hunde.
Die Sonne sank auf den Horizont herab, was seinen Zorn und seine Frustration noch größer machte. Bald würden sie anhalten müssen. Seine Führer waren zwar bestens ausgerüstet mit Alkohol und pornografischen Zeitschriften, aber keiner schien daran gedacht zu haben, eine Taschenlampe mitzunehmen.
Er beschleunigte seine Schritte und legte dem Mann vor sich die Hand auf die Schulter, doch dann hörte er eine ferne Stimme durch den
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