Die Ares Entscheidung
Dschungel hallen. Die Männer um ihn herum bemerkten sie auch und reckten jubelnd ihre rostigen Sturmgewehre in die Luft.
Bahame.
Als sie sich der immer lauter werdenden Stimme näherten, stieg ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase, der darauf hindeutete, dass hier Menschen lebten; es roch nach offenen Latrinen, Abfall und nach Verwesung. Sie kamen an Kisten mit Waffen und Lebensmitteln vorbei, aber auch an Militärfahrzeugen, deren Fahrtauglichkeit zweifelhaft war
und die mit Zweigen und Laub bedeckt waren, damit man sie aus der Luft nicht erkennen konnte.
Sobald sie die Lichtung erreichten, erkannte Omidi einen Mann, der über eine provisorische Bühne schritt und in ein Megafon sprach. Er trug einen abgetragenen Tarnanzug und ein auffälliges Amulett, das aus menschlichen Zähnen und Knochen zu bestehen schien.
Mindestens hundert Leute waren auf der kleinen Lichtung versammelt und starrten wie gebannt auf die grauhaarige Gestalt, die auf sie heruntersah. Die meisten waren Jugendliche oder noch Kinder in zerlumpten Zivilkleidern. Manche hatten ein AK-47-Gewehr in der Hand, andere nur einen mit Federn geschmückten Speer. Mindestens ein Viertel von ihnen waren Mädchen, manche mit nacktem Oberkörper, die kleinen Brüste feucht vom Schweiß. Ein widerliches Schauspiel eines widerlichen Volkes.
Der Mann auf dem aus Holz und Stein gezimmerten Podium erblickte ihn, zeigte auf ihn und sprach ein paar unverständliche Worte, worauf sich sein Publikum teilte, um dem Gast aus dem Iran den Weg freizumachen.
Aus der Nähe betrachtet, hatte Caleb Bahame durchaus etwas Majestätisches an sich, mit seinen kräftigen Gesichtszügen und seiner pechschwarzen Haut, auf der die vielen Jahre, die er in Lagern wie diesem gelebt hatte, kaum Spuren hinterlassen hatten. Seine Bewegungen wirkten seltsam übertrieben, wie um jedem Wort, das er sagte, besonderes Gewicht zu verleihen. Als er Bahame so vor sich stehen sah und seine erdrückende Präsenz spürte, verstand er, wie es der Afrikaner geschafft hat, so schnell eine solche Macht zu erringen.
Bahame hatte vor etwa einem Vierteljahrhundert begonnen, seine abstruse Religion in die kleinen Dörfer des Nordens
zu bringen. Wenig später hatte er eine stattliche Gruppe von Anhängern bewaffnet, die ihm halfen, die Farmer der Region zu bekehren, ob sie sich nun von seiner Lehre überzeugen ließen oder nicht. Er brannte alles nieder, was sich ihm in den Weg stellte, er vergewaltigte und entführte Menschen und konzentrierte sich vor allem darauf, die leicht zu beeinflussenden Kinder zu manipulieren und zu einer Streitmacht zu formen, die keinerlei Moral oder religiöse Gefühle kannte – außer denen, die von ihm ausgingen.
Mit der Zeit wurde seine Religion immer politischer und konzentrierte sich immer mehr auf seine Person. Er stellte sich selbst als eine Mischung aus Mohammed, Jesus und Karl Marx dar, er schürte die Feindseligkeiten zwischen den Stämmen und versprach eine utopische Gesellschaft, in der Milch und Honig flossen, ohne dass man sich dafür anstrengen musste. Seither waren Tausende von Anhängern dazugekommen, und Bahame hielt sich längst für gottähnlich.
Omidi kletterte auf das Podium, und Bahame warf das Megafon beiseite, um ihn zu begrüßen. Als sie sich die Hand schüttelten, ertönte lauter Jubel.
»Mehrak, mein guter Freund«, sagte Bahame in einem Englisch, das besser war als sein eigenes. »Gott hat mir gesagt, dass du wohlbehalten zu mir kommen wirst.«
»Sein Name sei gepriesen.«
Bahame lächelte und drehte sich um, er nahm einen Klauenhammer zur Hand und öffnete damit eine Kiste Whisky. Der Jubel der jungen Leute wurde noch lauter, als er die Flaschen in die Menge warf und eine für sich behielt.
»Meine Magie hat uns viele Siege beschert, und dafür lieben sie mich«, sagte er. Seine Augen waren klar, doch es war unmöglich zu sagen, was sie sahen. Er war ohne Zweifel ein Mann, mit dem man sehr vorsichtig umgehen musste.
»Du bist ein großer Führer.«
»Ja, aber Uganda ist ein großes Land, in dem es viel Böses gibt. Es braucht mehr als nur Magie, um es zu erobern. Nicht einmal meine Magie reicht dafür aus.«
Omidi nickte ernst. »Alle großen Generäle – alle großen Männer – stehen vor dem gleichen Problem. Man kann nicht alles selbst machen. Und sich auf andere zu verlassen, ist … eine unsichere Sache.«
»Was du sagst, ist wahr, Mehrak.«
»Ich würde gern deine Magie sehen. Vielleicht kannst du uns zeigen, wie man
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