Die Ares Entscheidung
wählte, hörte es einige Male klingeln, und als sich die Voicemail einschaltete, drückte sie die Wahlwiederholungstaste. Beim dritten Mal klappte es.
»Jaaa?«, meldete sich eine benommene Stimme. »Hallo?«
»Trip, ich bin’s, Randi.«
»Randi? Was … Weißt du, wie spät es hier in den Staaten ist?«
Es war nicht ihre Art, überall auszuposaunen, wo sie sich gerade aufhielt, und sie sah keinen Grund, ihren Freund in seiner Annahme, dass sie im Ausland sei, zu korrigieren. »Zwei Uhr, oder?«
»Ja, aber zwei Uhr in der Nacht.«
Sie kannte Jeff Tripper jetzt mehr als fünf Jahre – seit sie zusammen einen afghanischen Terroristen gejagt hatten, der über die mexikanische Grenze ins Land gekommen war. Seit damals war es mit seiner Karriere beim FBI steil nach oben gegangen, und er war erst kürzlich zum Leiter des FBI-Büros von Baltimore ernannt worden.
»Zwei Uhr in der Nacht?«, sagte sie unschuldig. »Sorry, Kumpel. Aber ist das wirklich so wichtig?«
»Für mich schon«, erwiderte er, nun wach genug, um misstrauisch zu werden. »Kann ich davon ausgehen, dass das kein Höflichkeitsanruf ist?«
»Jetzt bin ich aber beleidigt.«
»Und ich bin müde.«
»Okay, ich geb’s ja zu, es gibt auch noch einen anderen Grund. Wie sind deine Kontakte zu den Cops in Virginia?«
»Gut. Warum?«
»Du musst ihnen sagen, sie sollen einen Wagen zum Haus eines gewissen Brandon Gazenga schicken.«
»Warum?«
»Das ist egal. Sag ihnen, ein Nachbar hätte sich beschwert, dass er die Stereoanlage zu laut aufgedreht hat.«
»Ich meine, worum geht es eigentlich?«
»Ich will nur sichergehen, dass er okay ist.«
»Musst du’s jetzt gleich wissen oder reicht neun Uhr früh auch noch?«
»Muss ich dich dran erinnern, dass du mir noch einen Gefallen schuldest?«
Tripper stieß einen leisen Fluch hervor. »Ich ruf dich zurück.«
Randi hatte gerade die Grenze nach Maryland überquert, als ihr Satellitentelefon klingelte. Sie steckte sich das Earpiece ins Ohr und meldete sich.
»Und, was gibt’s?«
»Ich bin nicht wirklich glücklich, Randi.«
»Hast du’s schon mal mit Meditation versucht?«
»Brandon Gazengas Leiche wurde heute Vormittag gefunden.«
Randi blickte reflexartig in den Rückspiegel, registrierte
drei Scheinwerferpaare hinter ihr und schätzte die Entfernungen ein. »Wie?«
»Ein Kollege fuhr zu ihm nach Hause, weil er nicht zur Arbeit erschien, und fand ihn im Schlafzimmer am Boden. Sie vermuten eine Lebensmittelvergiftung.«
»Lebensmittelvergiftung? Das ist jetzt nicht dein Ernst.«
»Klinge ich so, als würde ich Witze machen? Die Cops sagen, dass das gar nicht so selten vorkommt, wie man glaubt.«
»War da irgendetwas verdächtig an den Umständen?«
»Du meinst, außer dass mich eine CIA-Agentin um zwei Uhr nachts anruft?«
»Aber es hat dich keine CIA-Agentin um zwei Uhr nachts angerufen, okay?«
»Schon klar. Hör mal, ich habe mit dem zuständigen Officer gesprochen – der übrigens begeistert war, dass ich ihn mitten in der Nacht aus dem Bett geholt habe – und er hat mir gesagt, das Haus sei ein richtiger Saustall und der Kühlschrank voll mit verdorbenem Essen. Er hat gemeint, es ist ein Wunder, dass Gazenga überhaupt so lange überlebt hat.«
Ein neues Scheinwerferpaar tauchte hinter ihr auf und näherte sich rasch. Randi wartete bis zum letzten Moment, dann riss sie das Lenkrad herum und nahm die Ausfahrt. Das Auto hinter ihr fuhr geradeaus weiter.
»Okay. Danke, Trip.«
»Einen Moment noch. Dieser Cop hat mir auch gesagt, dass Gazenga für eine bestimmte Regierungsbehörde arbeitet, die dir auch nicht ganz unbekannt ist. Wovon reden wir hier eigentlich?«
»Wir reden überhaupt nicht, schon vergessen?«
»Das ist ja alles recht und schön, Randi, aber denk mal nach, in was für eine Situation du mich da bringst. Ich habe
gerade einen ziemlich verdächtigen Anruf wegen eines CIA-Agenten gemacht, der erst seit ein paar Stunden tot ist.«
»Ich bin überzeugt, dir fällt irgendwas ein, wie du das erklären kannst.«
Einige Sekunden war Stille in der Leitung. »Hey, Randi?«
»Ja?«
»Dieser Gefallen, den ich dir geschuldet hab – jetzt sind wir quitt.«
Die Verbindung wurde getrennt, und sie wählte sofort eine andere Nummer aus dem Gedächtnis. So wie die Dinge jetzt standen, blieb ihr nichts anderes übrig.
Es klingelte zweimal, bevor sich die Voicemail einschaltete.
»Hier bei Jon Smith. Ich bin im Moment nicht zu erreichen, Sie können mir aber gern
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