Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
zumute!«
Nachdem sie die Akademie erreicht hatten und von den Wachen am Tor strengstens ermahnt worden waren, keinen Lärm mehr zu machen, standen Anvar und Forral schließlich auf unsicheren Füßen vor Aurians Räumen. »Komm rein, Junge«, sagte Forral fröhlich, wenn auch etwas undeutlich. »Komm und laß uns noch eins mit Aurian trinken. Du hast mit ihr ja noch gar nicht angestoßen, und das wird ihr überhaupt nicht gefallen. Sie wird verrückt, wenn du es nicht tust. Und wir wollen sie doch nicht verrückt machen«, fügte er in einem übertriebenen Flüstern hinzu und machte dabei ein solches Gesicht, daß Anvar sich an der Wand abstützen mußte, um nicht vor Lachen zusammenzubrechen. Forral öffnete die Tür, und die beiden fielen praktisch ins Zimmer.
Aurian mußte selbst auch ganz nett gefeiert haben – nach ihrem geröteten Gesicht und dem Blitzen ihrer strahlend grünen Augen zu urteilen. Sie hatte die düstere Robe der Magusch und die praktische Kampfkleidung, die sie für gewöhnlich trug, abgelegt und mit ihrem Feststaat vertauscht – einem rotgoldenen, langen Kleid aus Samt mit tiefem Ausschnitt und langen, wallenden Ärmeln. Ihr üppiges feuerrotes Haar wurde von einem lockeren Netz aus Gold gehalten, und in dem weichen Kerzenlicht glühte sie selbst wie eine lebendige Flamme. Anvar spürte, daß sein Herz einige unruhige Sprünge machte. Er hatte nie bemerkt, daß sie so schön war. Forral beugte sich über sie und bedeckte, völlig unbeeindruckt von Anvars Gegenwart, ihr Gesicht mit Küssen. Sie lachte, schlang die Arme um seinen Hals und erwiderte seine Küsse. »Du siehst aus, als hättet ihr viel Spaß gehabt«, sagte sie mit einem Lächeln.
»Anvar und ich waren mit den Jungs und Mädels unten im Einhorn«, informierte Forral sie, »aber wir haben dich vermißt.«
»Und ich habe euch beide vermißt«, lachte Aurian. »Ich habe schon den ganzen Abend nach meinem Sonnenwendkuß geschmachtet.« Sie zog ein betrübtes Gesicht, und Forral küßte sie wieder. Dann entdeckte sie die Flasche Wein, die er in der Hand hielt. »Ach, Liebster! Ist die für mich?«
»Wir konnten ohne dich nicht feiern«, erklärte Forral würdevoll. »Ich werde sie aufmachen.« Er nahm Anvar Umhang und Flasche ab und schenkte dann drei Gläser Wein ein. Sie standen zusammen vor dem Feuer und erhoben ihre Gläser. »Fröhliche Sonnenwende, Liebster«, sagte Aurian zu Forral. »Fröhliche Sonnenwende, Anvar.«
Und für Anvar war es wirklich eine fröhliche Sonnenwende. Die erste seit zwei Jahren.
Sie setzten sich an den Tisch, und zu Anvars großer Verlegenheit erzählte Forral von Anvars improvisiertem Konzert. »Wirklich, Liebes, es war bewundernswert«, sagte er. »Unser Anvar hier spielt so Gitarre – wie du mit deinem Schwert fichst – ganz Rhythmus und Feuer und Melodie. Ich wünschte, du hättest ihn hören können.«
»Das wünschte ich mir auch«, sagte Aurian. »Es muß ja ganz wunderbar gewesen sein. Wo hast du nur gelernt, so zu spielen, Anvar?«
Weil Anvar so glücklich war und weil der Wein ihm die Zunge gelöst hatte, erzählte er ihnen schließlich, daß Ria ihm das Musizieren beigebracht und sein Großvater ihm Instrumente gebaut hatte, die ihm aber verlorengegangen waren, als er an die Akademie kam. Tränen füllten seine Augen, während er von den beiden Menschen sprach, die er so sehr geliebt hatte und die jetzt beide tot waren. Aurian wischte ihm zart eine Träne vom Gesicht. »Sei nicht traurig, Anvar. Sie sind immer noch bei dir, in deiner Begabung für die Musik, die du so sehr liebst. Sie werden immer da sein – in deinen Händen und in deinem Herzen.« Sie tauschte einen Blick mit Forral aus – einen Blick, in dem solche Liebe und Sorge lag, daß Anvar, der plötzlich alles zu verstehen schien, nicht mehr genau wußte, ob seine Tränen ihm selbst galten oder diesen beiden, die immer so freundlich zu ihm waren und deren Liebe dazu verurteilt war, eines Tages tragisch zu enden.
Ihre Gläser waren leer, und Aurian stand etwas unsicher auf, um einen Wein zu holen, der, wie sie sagte, für einen besonderen Anlaß wie geschaffen war. »Miathan hat ihn mir zur Sonnenwende geschenkt«, sagte sie und entkorkte die staubige Flasche. »Es ist einer seiner speziellen Jahrgänge. Er würde fünfzig Anfälle bekommen, wenn er herausfände, wer ihn jetzt trinkt.« Die beiden Männer kicherten, und dank des Geschenkes des Erzmagusch wurde die Feier wieder fröhlich.
Die drei sangen
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