Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
miteinander, ohne Begleitung und leise, weil es schon so spät war. Flüchtig ging Anvar der Gedanke durch den Kopf, daß er bald würde aufstehen müssen, um das Frühstück zu servieren. Aber er ignorierte ihn. Gab es denn überhaupt ein Morgen? Diese Nacht währte ewig in ihrem zeitlosen Gewebe von Freude. Er war ganz ergriffen von Aurians Altstimme – daß sie singen konnte, hatte er gar nicht gewußt. Als sie die Flasche bis auf den letzten Tropfen geleert hatten, waren sie wieder bei derben Balladen und albernen Kinderliedern angelangt, und alle drei waren hilflos vor Lachen.
    »Oje.« Aurian schnappte nach Luft und wischte sich über die tränenden Augen. »So gut ist es mir schon lange nicht mehr gegangen!« Sie neigte die Flasche, um ihre Gläser noch einmal zu füllen, aber es kamen nur noch ein paar Tropfen heraus. »Fledermauskacke!« Sie murmelte Finbarrs Lieblingsfluch. »Das war der letzte!«
    »Ich sollte sowieso gehen«, sagte Anvar und versuchte aufzustehen. »Ich muß früh aufstehen, um euch faulem Haufen euer Frühstück zu bringen!« Er hatte sich nichts weiter dabei gedacht und ausnahmsweise einmal darauf vertraut, daß niemand an seinen Worten Anstoß nehmen würde, aber auf Aurians Gesicht zeigte sich Bestürzung. »Ach Anvar, es tut mir leid. Ich habe nicht daran gedacht …«
    Forral runzelte die Stirn. »Sieh mal, Junge«, sagte er, »du weißt, daß es nicht Aurians Schuld ist. Sie kann dich aus der Leibeigenschaft nicht befreien, und mir sind ebenfalls die Hände gebunden. Ich würde diese Sklaverei gleich morgen abschaffen, wenn ich nur könnte, aber ich bin im Rat in der Minderheit. Glaub nicht, daß ich es nicht versucht hätte. Aber warum der armen Aurian Vorwürfe machen? Sie hat dich nicht zum Leibeigenen gemacht – sie hat nur versucht, dir zu helfen. Behandelt sie dich wie einen Sklaven? Sie hat sich in den letzten Monaten wegen dir verrückt gemacht. Hast du das gewußt? Sie würde nichts lieber tun, als dich zu befreien, wenn sie nur könnte – und das war gerade nicht die richtige Art, ihr das zu danken.«
    Das war zuviel. »Das weiß ich!« rief Anvar ärgerlich. »Aber wie kämst du dir vor, wenn du an meiner Stelle wärst? Du weißt nicht, wie es ist, nichts zu haben – keine Freiheit, keine Zukunft, keine Hoffnung! Stets voller Respekt zu sein und auf jedes Wort zu achten, damit man nicht dafür bestraft wird, unaufgefordert gesprochen zu haben; immer für jemanden parat zu stehen. Du und Lady Aurian, ihr habt euren Platz in der Welt. Ihr werdet respektiert. Und ihr habt einander, ihr liebt euch. Kann ich darauf jemals hoffen? Ich bin ein Sklave, ich habe nicht die Freiheit zu lieben. Kannst du dir vorstellen, wie einsam das macht? Für den Rest meines Lebens habe ich nichts, worauf ich mich freuen kann – nichts und niemanden für mich selbst!«
    »Ach, Anvar.« Aurians Augen quollen über vor Sympathie. Sie ging zu ihm und nahm seine Hände. »Ich wünschte, es gäbe etwas, das ich tun könnte«, sagte sie sanft. Anvar, der sich bereits für seinen Ausbruch schämte, fühlte sich schuldiger als jemals zuvor.
    »Herrin, es tut mir leid«, sagte er. »Es sollte sich nicht so anhören, als ob ich mich über dich beschwerte. Du warst so freundlich zu mir …« Er rang nach Worten. »Ich hätte um alles in der Welt die Stunden heute nacht nicht missen mögen.«
    »Ich auch nicht«, versicherte Aurian ihm, und er wußte, daß sie seine Entschuldigung angenommen hatte. Sie wühlte in einer Schublade und zog ein kleines Päckchen mit Kräutern hervor, das sie ihm in die Tasche schob. »Misch das morgen früh in den Tee«, sagte sie. »Es ist eins von Meiriels Wundermitteln – erstklassig gegen Kopfschmerzen. Ich bin sicher, daß ich morgen früh nicht in der Lage sein werde, irgendwelche Heilversuche zu unternehmen. Schlaf, solange du willst, Anvar, und wenn du soweit bist, dann bring ein Frühstück für drei.«
    Anvar vermutete, daß Miathan mit Aurian und Forral frühstücken wollte, und plötzlich war ihm der Abend verdorben. Mit einem Seufzer wandte er sich zum Gehen, aber Forral hielt ihn zurück und legte ihm den Arm auf die Schulter. »Wir verstehen ja, Junge«, sagte er sanft. »Wir beide. Ich weiß nicht, ob wir den Erzmagusch beeinflussen können, aber vielleicht können wir dich ja im nächsten Jahr für die Garnison bekommen. Du hast mir doch gesagt, daß Aurian dir ein wenig Schwertfechten beigebracht hätte. Wenn du fähig bist, das zu lernen, und wenn du

Weitere Kostenlose Bücher