Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
Tod ihres geliebten Führers. Ich habe seine Leiche dort abgelegt, wo ich sie hinbringen sollte, und es hat nicht lange gedauert, bis sie gefunden wurde. Die Soldaten haben alle Hände voll zu tun, die Ordnung aufrechtzuerhalten – wegen Panik, Plünderei und dergleichen mehr –, und es scheint ein ausgeprägter Mangel an Führern zu herrschen. Maya, Forrals Stellvertreterin, ist in irgendeiner geheimnisvollen Mission unterwegs – niemand weiß wohin –, und der Kavalleriehauptmann Parric scheint verschwunden zu sein. Desertiert wahrscheinlich, wenn er halbwegs bei Verstand ist. Jedenfalls ist sein Leichnam bisher noch nicht gefunden worden.«
»Ausgezeichnet.« Miathan rieb sich die Hände. »Dann haben wir die Sache ja noch einmal gerettet. Gut gemacht, Eliseth.«
»Wenn wir das tatsächlich haben, dann merke dir gut, wer dir geholfen hat, aus diesem Dreck herauszukommen«, erwiderte Eliseth kurz angebunden. »Was sollen wir mit all den erstarrten Todesgeistern anfangen, Miathan? Du hast keine Ahnung, wie man die verfluchten Dinger zurück in den Kessel bekommt, und wir können sie kaum überall in der Stadt verstreut zurücklassen.«
»Du mußt einen Apportzauber anwenden – das hat bei denen funktioniert, die wir hier hatten.« Miathan machte eine Geste, die das ganze, inzwischen von Todesgeistern völlig freie Zimmer umfaßte. »Ich habe sie zunächst einmal unten in Finbarrs Archiven verstaut – kann man sich einen besseren Platz vorstellen?«
Eliseth runzelte die Stirn. »Offen gesagt, mißfällt mir die Vorstellung, über diesen Dingern zu hausen. Wir alle wissen, wie man den Ruhezauber löst und sie wieder in die Zeit zurückholen kann. Du solltest besser vorsichtig damit sein, Miathan.«
»Ich bin immer vorsichtig.« Miathans Stimme enthielt eine kaum versteckte Drohung. »Ich beabsichtigte, diesen Teil der Katakomben zu versiegeln, und nur du, Bragar und ich werden wissen, wo diese Kreaturen geblieben sind. Und ich bin sicher, daß ich dir vertrauen kann – oder?«
»Natürlich kannst du das.« Eliseth schluckte unbehaglich. »Ach übrigens, wie geht es Meiriel?«
»Immer noch nicht wieder bei Sinnen«, seufzte Miathan. »Finbarrs Tod hat sie schwer erschüttert. Ich habe einen halben Tag darauf verwendet, sie davon zu überzeugen, daß Aurian für seinen Tod verantwortlich ist und nicht ich. Sie ist im Moment in einem solch kritischen Zustand, daß es mir tatsächlich gelungen ist. Was sich für uns als nützlich erweisen könnte, wenn wir Aurian finden.«
»Hast du irgendwelche Spuren von Aurian entdeckt?«
»Nein – aber ich werde sie finden, keine Angst. Sie ist flußabwärts geflohen, das weiß ich. Ich habe Spuren ihrer Magie am Wehr entdeckt. In Norberth konnte ich sie nicht lokalisieren, deswegen habe ich die Suche auf den Ozean ausgedehnt. Ich vermute, daß Vannor mit ihr gegangen ist; oder hast du in der Stadt irgend etwas gefunden, was auf seinen Verbleib hindeutet?«
Eliseth schüttelte den Kopf. »Miathan«, schlug sie vor, »wäre es nicht besser, wenn du dich zunächst einmal auf Nexis konzentrierst? Vannor verschwunden, Forral tot – die Situation ist ziemlich kritisch.«
»Nein!« Miathans Augen leuchteten in wahnsinnigem Glanz. »Ich muß sie finden, Eliseth. Du weißt, daß sie Forrals Tod nicht ungesühnt lassen wird. Außerdem ist da immer noch die Sache mit diesem verfluchten Kind! Es darf nicht überleben.«
»Ich bin sicher, daß du sie finden wirst. In der Zwischenzeit kann ich mich ja für dich um die Dinge hier kümmern. Aber ich brauche Hilfe. Elewin sagt, daß die meisten unserer Diener und Wachen entweder tot oder geflohen sind.«
»Gut, dann kümmere dich darum.« Miathan, der sich bereits wieder seinem Kristall zugewandt hatte, bedeutete ihr geistesabwesend, zu gehen.
»Noch eine Sache.« Eliseth zögerte. »Mußt du Davorshan gerade jetzt fortschicken? Wir sind ja nicht mehr eben zahlreich, und ich könnte jetzt wirklich seine Hilfe brauchen.«
Der Erzmagusch stierte sie aus blutunterlaufenen Augen an. »Ja, ich muß, in der Tat. Er muß zum Tal gehen, Eliseth, denn Eilin ist die einzige hier, von der uns noch Gefahr droht. Ich habe vor, uns die Lady vom See vom Hals zu schaffen, ein für allemal.«
Humpelnd schleppte sich Maya den bewaldeten Hang hinauf, der an den oberen Rand des tief eingeschnittenen, mondbeschienenen Tales grenzte. Sie zerrte am Zügel von D’arvans Pferd, das sie führte. Es war großes Pech gewesen, daß ihr eigenes Pferd
Weitere Kostenlose Bücher