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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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waren. Er erzählte ihr aus dem alten Legendenschatz grauenerregende Geschichten über das untergegangene Volk der Drachen, die auf ihre Art machtvolle Magier waren und deren Augen tödliches Feuer aussenden konnten, und von dem fürchterlichen Geschlecht der Geflügelten Krieger, das angeblich die südlichen Berge bewohnte. Obwohl der Schwertkämpfer kein Gelehrter war, gab er ihr doch das bescheidene geschichtliche Wissen weiter, das er selbst sein eigen nannte, und brachte ihr auch das wenige bei, das man von den Göttern wußte. Da waren einmal die Göttinnen: Iriana, Göttin der Tiere, Thara, Göttin der Felder, und Melisanda, Göttin der Heilenden Hände; und die Götter – Chathak, Gott des Feuers und Schutzpatron der Krieger, Yinze, Gott des Himmels, und Ionor der Weise, Gott des Ozeans, der im Pantheon der Südlichen Königreiche auch als Schnitter der Seelen bezeichnet wurde. Aurian staunte und lernte.
     
    Der Frühling überzog das Land in diesem Jahr wie in einer einzigen herrlichen Explosion von Wärme, die schnell auch die letzten Spuren des schrecklichen Winters verwischte. Die Bäume trieben Blätter und Blüten, und plötzlich blühte und grünte es allerorten. Wieder einmal erfüllte jubilierender Vogelgesang die Wälder um den See herum mit Leben. Aurian und Forral gewöhnten sich an, einen Großteil ihrer Zeit draußen im Sonnenschein zu verbringen, wo sie nach frühem Blattgemüse suchten, um ihre beschränkte Winterkost ein wenig anzureichern. Außerdem halfen sie Eilin beim Auspflanzen ihrer Anzucht und bei den Arbeiten, die sie sich vorgenommen hatte, um das fruchtbare Land über die nähere Umgebung des Sees hinaus auszudehnen.
    Jetzt, da überall in den Wäldern das Leben knospte, wäre Forral gern einmal auf die Jagd gegangen. Sie hatten im Winter nur wenig Fleisch gehabt – vor allem das zähe Pökelfleisch der männlichen Zicklein, die Eilins Ziegen im vergangenen Jahr geworfen hatten. Obwohl die Magusch versucht hatte, dem strengen Geruch und Geschmack dieses Fleisches in gut gewürzten Suppen und Eintöpfen etwas von seiner Eigenart zu nehmen, hatte Forral nun mehr als genug von dem Zeug. Ein Kaninchen würde ihnen allen sicher gut schmecken, dachte er, oder vielleicht ein Vogel – alles, nur keine Ziege! Während seiner Tätigkeit als Söldner hatte der Schwertkämpfer sich eine gewisse Fertigkeit mit Fußangeln und Pfeil und Bogen erworben, und ein wenig zögernd sprach er Eilin darauf an. Da die Erdmagusch im Einklang mit dem Land und seinen Geschöpfen lebte, erwartete er eigentlich ärgerliche Zurückweisung. Außerdem rechnete er damit, daß Aurian sich vielleicht aufregte, wenn ein Tier, das sie zu ihren Freunden zählte, auf dem Abendbrottisch angerichtet würde. Daher hatte ihn Eilins Antwort auf seine zaghafte Frage maßlos überrascht. »Unbedingt, Forral. Wenn du jagen willst, wird Aurian dir zeigen, wie wir das hier im Tal machen.«
    An einem goldenen Abend führte Aurian Forral durch das Birkenwäldchen und den tiefergelegenen Mischwald dahinter, bis sie an eine wilde Wiese kamen, die mit Strauchwerk von Stechginster und Brombeeren übersät war. Zwischen ihren Wurzeln durchzog eine Vielzahl von Röhren und Löchern die Wiese. »Hier wohnen die Kaninchen«, erklärte Aurian ihm mit leiser Stimme. »Sie werden schon bald herauskommen, um zu fressen.«
    Forral nickte und fragte sich, was sie wohl vorhatte. Aurian hatte ihm verboten, seinen Bogen mitzunehmen, und seine Fußangeln als grausam abgelehnt.
    »Sei ganz still«, flüsterte das Kind. Dann trat sie aus den Bäumen heraus und wickelte sich ein dickes Stofftuch um ihr Handgelenk. Nun hob sie den Arm und stieß einen schrillen Pfiff aus. Einen Augenblick lang geschah überhaupt nichts. Dann erschien hoch über ihren Köpfen ein winziger Punkt am Himmelsgewölbe. Der dunkle Fleck stürzte herab – wuchs – nahm Gestalt an. Forral hörte Schwingen, die sausend die Luft durchschnitten, und schließlich einen grellen Schrei. Ein geflügeltes Etwas stieß auf Aurians Handgelenk herab und klammerte sich dort fest, während es seine schlanken Flügel ausbreitete, um das Gleichgewicht zu halten. Liebkosend rieb es dann seinen stolzen Kopf und seinen grausamen, gebogenen Schnabel an Aurians Gesicht.
    Aurian glühte vor Begeisterung. »Das ist Windschwinge«, sagte sie. »Jedenfalls nenne ich ihn so.« Der Falke bedachte Forral mit einem mißtrauischen Seitenblick aus seinen großen, dunklen Augen, zischte ihm durch seinen

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