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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sanft gerundeter Kiesstrand wurde nach hinten immer schmaler und verlor sich schließlich in den tiefen Wassern, bevor er die senkrechte Felswand am hinteren Ende der Höhle erreichte. In dem gewaltigen Bassin lagen vier kleine, schlanke und schnittige Schiffe mit Galionsfiguren, die nach dem Vorbild legendärer Tiere mit Talent und Liebe geschnitzt und bemalt waren. Eine Reihe kleinerer Boote war am Strand vertäut; dieser Strand stieg sanft zu einer breiten Terrasse aus flachem Fels an, und die Wand dahinter war durchlöchert von dunklen Eingängen, die in das Labyrinth von Fluren und Kammern führten, in denen die Schmuggler lebten.
    Die Höhle wurde von Lampen und Fackeln beleuchtet, die auf in Fels gehauenen Konsolen standen oder auf hohen Holzpfosten thronten, die fest im Kreis verankert waren. Ihr flackerndes Licht spiegelte sich in den glitzernden Splittern der Glimmererde und den feinen Erzadern in den Wänden wider und fand sein Echo im Funkeln der Tränen in Zannas Augen.
    Sie wollte nicht von hier weg. In drei kurzen Monaten war dieser Ort ihr Zuhause geworden. Sie haben mich hier wirklich leben lassen, rechtfertige Zanna sich gegen die Schuldgefühle, die ihre Liebe zu diesem Ort belasteten. Obwohl Dulsinas Schwester Remana freundlich und liebevoll gewesen war, hatte sie nicht versucht, Zanna zu verzärteln, als könne sie zerbrechen. In der geheimen Welt der Nachtfahrer mußte sich jeder nützlich machen.
    Zanna hielt am Eingang der massiven Höhle inne, und die Erinnerungen an den Tag, an dem sie hier angekommen war, überfielen sie. Sie war müde und durchgefroren gewesen und hatte nicht wenig Angst gehabt. Trotz Dulsinas Versicherungen hatte der Widerwille, mit dem die Schmugglermannschaft sie akzeptiert hatte, Zweifel in ihr geweckt, ob sie in ihrem Versteck willkommen sein würde. Aber von dem Augenblick an, in dem Vannors Tochter mit dem gereizten Antor auf dem Arm über die federnde Laufplanke in die Welt der Höhle eingetreten war, hatte sich Remana als eine Quelle des Trostes und der Beruhigung erwiesen.
    Die große, grauhaarige Frau, älter und stämmiger als ihre Schwester, aber mit derselben aufrechten Haltung, demselben energischen Auftreten und den klugen, zwinkernden grauen Augen, hatte Antor auf den einen Arm genommen und den anderen um das müde Mädchen gelegt. Zannas Versuch, ihr Erscheinen zu erklären, unterbrach sie mit einer Flut energischer, freundlicher Worte.
    »Das spielt doch alles keine Rolle, Kind – du siehst vollkommen erschöpft aus. Ich nehme nicht an, daß diese nutzlosen Männer auch nur daran gedacht haben, dir etwas zu essen zu geben, oder? Nein? Das habe ich mir doch gedacht. Männer! Die einzige Möglichkeit, sie zu Verstand zu bringen, ist, ihnen ein Ruder auf den Kopf zu schlagen. Was? Dulsina hat dir einen Brief für mich mitgegeben? O Wunder über Wunder! Ich weiß, es ist nicht leicht, an diesem Ort irgendwelche Nachrichten zu bekommen, aber meine Schwester ist die schlechteste Briefschreiberin, die man sich nur denken kann … So, da wären wir, mein Kind – das ist die Küche –, und wir werden zusehen, daß du im Nu etwas zu essen bekommst und dich aufwärmen kannst …«
    Noch während sie das gesagt hatte, hatte Remana die belustigte Zanna durch etwas hindurchgeführt, das ihr damals wie ein Labyrinth aus miteinander verbundenen Höhlen und Tunneln erschienen war. Endlich hatten sie einen niedrigen, überwölbten Eingang am Ende eines Flures erreicht und waren in eine warme, von Wohlgerüchen erfüllte Höhle getreten, die sich als Gemeinschaftsküche erwies. In der Gemeinschaft der Nachtfahrer hatte sogar der Küchendienst seinen Platz. Er war denen überlassen, die für die anstrengenden Arbeiten nicht in Frage kamen: den alten und den ganz jungen. In dieser Hinsicht trug jeder, sogar die Kinder, zum Wohlergehen der eng zusammengeschweißten Gruppe bei. Ein Gefühl der Dazugehörigkeit wurde schon bei den Allerjüngsten geweckt. Es war ein gutes System, fand Zanna – besser als das der Stadt, wo die Armen wie Sklaven gehalten wurden und kleine Kinder und Menschen, die zu alt waren, um noch irgendwelche handwerklichen Arbeiten zu verrichten, in den stinkenden Straßen betteln mußten oder gezwungen waren, sich um des Überlebens willen dem Verbrechen zuzuwenden. Die Küche war erfüllt von fröhlichem Geklapper und hell erleuchtet von vielen Lampen; ihre verrußten Wände erglühten in einem sanften Rot, erleuchtet von dem warmen Licht der

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