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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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inzwischen zu sehr von Sorgen gezeichnet und eingeschüchtert, um sich gegen den tyrannischen Torl noch zur Wehr setzen zu können. Anvar wünschte nur, er könnte sie besser beschützen – aber obwohl er zu einem sehr großen und breitschultrigen Jüngling herangewachsen war, hatte das doch nichts an der Schlaksigkeit seiner mageren Gestalt geändert. Wenn es zu einer Auseinandersetzung käme, konnte Torl ihn immer noch mit einem einzigen Schlag fällen.
    Anvar seufzte. Heute nacht hatte er andere Probleme, über die er nachdenken mußte. Er war mit Sara an ihrem gewöhnlichen Treffpunkt am Flußufer verabredet, aber die mörderische Arbeitslast, die ihm von Torl auferlegt worden war, hatte ihn den ganzen Tag über in Atem gehalten. Er hoffte nur, daß sie nicht wütend sein würde, wenn er jetzt nicht mehr kommen konnte. Außerdem war er traurig wegen des armen Lazys. Forral hatte ihn zuschanden geritten, und Torl in seiner Rohheit hatte ihn an den Pferdeschlächter verkauft. Anvar trauerte um den Verlust des alten Pferdes. Wenn auch störrisch und halsstarrig, hatte das Tier doch Charakter und Intelligenz besessen – die es regelmäßig dazu benutzte, sich vor der Arbeit zu drücken. Anvar würde ihn vermissen. Torl dachte jedoch nur an die großzügige Summe, die Forral ihm in der Akademie hinterlassen hatte. Er hatte Anvars Reitersmann allerdings nicht zu Gesicht bekommen, denn Forral hatte sich nur lange genug aufgehalten, um die Lady Meiriel, die Heilerin, abzuholen, und die beiden waren so schnell wie möglich auf frischen Pferden nach Norden aufgebrochen.
    Anvar fragte sich, was das wohl für ein Mädchen war, dessen Leben das in Gefahr schwebte. Zuerst war er geneigt gewesen, das mysteriöse sterbende Mädchen zu verabscheuen, das all diese Unannehmlichkeiten verursacht hatte, aber als er so darüber nachdachte, stellte er fest, daß er hoffte, die Heilerin würde rechtzeitig ihr Ziel erreichen, um sie zu retten. Dann wäre Lazys Tod wenigstens nicht ganz umsonst gewesen.
     
    Einige Wochen später hätte Anvars eigene Familie die Dienste der Heilerin verzweifelt gebraucht. Den ganzen Winter über hatte Großvater sich über Müdigkeit und Schmerzen in den Knochen beklagt, und nach dem Sonnenwendfest in der trostlosen, grauen Jahreszeit, die sich auch noch über die Jahreswende hinaus erstreckte, war der alte Mann bettlägerig und von Tag zu Tag schwächer geworden – trotz Rias aufopfernder Pflege mit Kräutertränken und der alten Volksheilmittel, die die einzige Medizin waren, über die die Sterblichen in der Stadt verfügten. Als sich Anvar jedoch an Forral erinnerte und seinen Vater bat, nach der Heilerin zu schicken, wies Torl ihn schroff zurecht. »Ich weiß wirklich nicht, woher du deine Ideen hast«, sagte er. »Eine Familie wie unsere soll nach der Heilerin schicken? Sie würde uns ins Gesicht lachen! Außerdem wird von diesem Maguschabschaum keiner meine Schwelle überschreiten! Und jetzt mach dich wieder an die Arbeit, Junge, bevor ich dich meinen Gürtel spüren lasse!«
    Als Anvar an diesem Abend seinen Großvater besuchte, war der alte Mann zu schwach, um mit ihm zu sprechen. Er lag mit gelbem und eingefallenem Gesicht in seinen Kissen. Seine Haut war von einer merkwürdigen Durchsichtigkeit, die Anvar nie zuvor bemerkt hatte, und ohne zu wissen warum, wurde er plötzlich von schrecklicher Angst überfallen. »Mutter, hilf ihm«, bat er.
    Ria schüttelte den Kopf. Sie hatte Tränen in den Augen. »Anvar, du mußt dich damit abfinden«, sagte sie sanft. »Großvater stirbt.«
    »Nein!« stieß Anvar hervor. »Er kann nicht sterben!« Dann traf er plötzlich einen Entschluß. »Ich werde zur Heilerin gehen, wenn Vater es nicht will.«
    »Das kannst du nicht!« Ria wurde totenblaß, und ihre Augen weiteten sich in abgrundtiefem Entsetzen. Trotz der Verzweiflung, die Anvar empfand, erstaunte ihn ihre Reaktion. Dann warf er wieder einen Blick auf das Gesicht seines Großvaters.
    »Warum nicht?« wollte er wissen. »Ich habe keine Angst vor Vater. Außerdem ist er in die Taverne gegangen. Wenn ich mich beeile, merkt er es vielleicht nicht einmal.«
    »Darum geht es nicht!« Ria zitterte. Sie griff nach Anvars Händen. »Anvar, du und ich – wir dürfen niemals irgend etwas mit den Magusch zu tun haben. Ich kann dir nicht sagen warum, aber du mußt mir glauben. Halt dich von ihnen fern, mein Sohn, um meinetwillen – und ganz besonders auch um deinetwillen.«
    Anvar war sprachlos vor Erstaunen.

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