Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
klackten aneinander, und ihre Klingen schwirrten durch die Luft – nur um ins Leere zu schlagen, als Shia sich mit einem gewaltigen Sprung außer Reichweite brachte. In diesem Augenblick der Ablenkung hastete Anvar zu Bohan hinüber und riß ihn vom Abgrund weg.
»Verteilt euch!« schrie er. »Umzingelt es! Bringt es durcheinander!«
Bohan, dem die Hoffnung auf einen Plan neuen Mut gemacht hatte, zog sein Schwert und bewegte sich zu einer Seite, während er die funkelnde Klinge schwang, um das Geschöpf abzulenken. Als es auf ihn zutaumelte, kam Shia mit einem gewaltigen Sprung aus dem Hintergrund und schloß ihre Zähne um eines der Beine. Das Bein wurde in die Höhe gerissen und wirbelte Shia gegen die Wand des Torbogens. Anvar hatte Aurians Schwert ergriffen und rannte herbei, um auf einen der sich drehenden Augenstiele einzudreschen. Funken wirbelten um ihn herum, und der harte Aufprall seiner Klinge riß ihm fast den Arm ab, als Metall kreischend auf Metall schlug. Anvar keuchte, mehr vor Überraschung als vor Schmerz. Das war kein Tier – es war die künstliche Schöpfung eines anderen Wesens!
Seine kurze Unaufmerksamkeit hätte ihn um ein Haar das Leben gekostet. Anvar blickte gerade rechtzeitig auf, um eine der gewölbten Klingen direkt auf seinen Kopf zujagen zu sehen, aber Bohan hastete von der anderen Seite herbei, schloß seine gewaltigen Hände um eines der Beine und riß daran, mit rot angelaufenem und von der Anstrengung verzerrtem Gesicht. Trotz seiner phänomenalen Kraft wich die Kreatur nicht zurück, aber diese Bewegung war genug gewesen, um ihren Schlag auf Anvar abzulenken, der sich mit einem Sprung rettete, so daß die scharfe Klinge an seinem Gesicht vorbeischwirrte, ohne Schaden anzurichten. Shia verschaffte dem Eunuchen genug Zeit, um zu entkommen, indem sie sich unter den gewölbten Bauch des Monstrums gleiten ließ und die Metallbeine mit einem Wirbelwind von Klauen attackierte. Das Wesen surrte und klickte und bewegte sich wild im Kreis, aber seine mörderischen Gliedmaßen konnten nicht unter seinen Körper greifen. Anvar sah entsetzt zu, wie die Katze sich mit voller Absicht auf den Rand des Felsvorsprungs zubewegte. Die Kreatur, die in gedankenloser Raserei handelte, bewegte sich mit Shia zusammen weiter, während sie vergeblich versuchte, ihren Peiniger zu fassen zu bekommen. Schließlich erreichte das Monstrum den Rand des Felsens, es taumelte, und plötzlich war es verschwunden – und Shia mit ihm.
»Shia!« Verzweifelt rannte Anvar zum Rand des Felsvorsprungs und sah zwei Paar Klauen, die sich auf Leben und Tod in den abbröckelnden Stein gruben.
»Hilfe …!«
Er hörte Shias kläglichen Schrei, einen Schrei extremer Angst, und dann war Bohan da und griff verzweifelt und ungeachtet des gähnenden Abgrunds nach den schwarzen Pfoten. Aber nicht einmal die Kraft des Eunuchen konnte das Gewicht des gewaltigen Katzenkörpers halten. Langsam glitt Bohan nach vorn, und seine Füße streiften über den Stein. Anvar warf sich flach auf den Boden vor dem Abgrund und streckte die Hand nach Shia aus. Mit schier unglaublicher Anstrengung grub sie die Klauen ihrer Hinterpfoten in den Stein, wodurch sie ihmdas winzige Stück näher kam, das es ihm ermöglichte, zwei Handvoll Haut hinten in ihrem Nacken zu fassen. Der Kampf schien Stunden zu dauern. Anvar zog, bis er dachte, seine Arme würden ihm aus dem Leib gerissen, und ihm war übel vor Angst, daß er nach vorn und in seinen eigenen Tod rutschen konnte. Aber zusammen mit den beiden Männern, die sie festhielten, war Shia in der Lage, sich nach oben zu ziehen, einen qualvollen Zentimeter nach dem anderen, bis sie schließlich mit einem letzten Ruck und einem tiefen Seufzer sicher oben angekommen war.
Anvar rollte sich von dem Abgrund weg und lag keuchend eine Weile auf dem Rücken. Seine Arme, die nun von ihrer Last befreit waren, schmerzten, und die Muskeln zuckten. »Wie konntest du nur so etwas Dummes tun!« herrschte er Shia an. Er spürte, wie die Katze im Geiste die Achseln zuckte.
»Es hat funktioniert, oder?« Aber trotz all ihrer Großtuerei klang sie ebenfalls ziemlich mitgenommen.
Anvar mußte lächeln. »Das hat es tatsächlich – und es hat uns allen das Leben gerettet.«
»So, wie ihr beiden Menschen meins gerettet habt. Ich möchte mich bei euch beiden bedanken.«
»Es ist Bohan, dem du hauptsächlich danken solltest.« Anvar klopfte dem Eunuchen auf die Schulter, und der riesige Mann grinste.
»Wir mußten uns
Weitere Kostenlose Bücher