Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
ihres Ausgangs. Er betete darum, daß der Zauber sich halten würde. Das war das erste Mal, daß er etwas so Komplexes ohne Aurians Hilfe versucht hatte, und er war sich seiner rohen, unerprobten Kräfte noch immer nicht sicher.
    Das Dach der kleinen Höhle war niedrig und wirkte wie eine umgestülpte Schale. Die Mauer, durch die sie gekommen waren, wölbte sich in einem breiten Halbkreis, an dessen Ende jeweils ein gewaltiger, steinerner Torbogen lag, durch den schwaches Licht zu ihnen hereindrang. An einem der Torbogen stand Bohan und winkte. Anvar beeilte sich, zu ihm zu gelangen.
    Hinter dem Torbogen war ein breiter Steinvorsprung, ein vorstehendes Sims über – dem Nichts. Anvar prallte zurück und schluckte, während er sich von dem schwindelerregenden Felsvorsprung entfernte. Soweit er sehen konnte, war der Abgrund darunter schier endlos. Seine steilen Wände erstreckten sich zu beiden Seiten und stürzten hinab in ein grauenerregendes Nichts, in dessen Mitte ein schwaches Licht glühte, das dieses gewaltige Maul im Körper des Berges beleuchtete. Einige hundert Meter weiter weg, am gegenüberliegenden Rand, gab es noch eine hervorstehende Felszunge wie die, auf der er stand, und dahinter erhob sich ein ähnlicher Torbogen. Sein Mund war plötzlich trocken geworden, und Anvar betete darum, daß der Felsvorsprung, auf dem er stand, solider war, als sein Gegenstück aussah. Abgesehen von der reinen Unmöglichkeit seiner Ausmaße, hätte Aurian es bei ihrer Angst vor Höhen niemals geschafft, hinüberzukommen. Und doch war nirgendwo ein Zeichen von ihr zu sehen. Anvar weigerte sich, sich dem Offensichtlichen zu stellen: daß sie über die Klippe in den Tod gestürzt war. Aber wenn das undenkbar war, blieb nur eine andere Möglichkeit: Etwas mußte sie hinübergebracht haben.
    Er blickte hinauf zu der niedrigen Decke, von der Stalaktiten wie tropfende Fangzähne herabhingen, und hoffte, daß er irgendeine Möglichkeit finden würde, auf die andere Seite zu gelangen – ein Seil, in den Stein gehauene Handgriffe, irgend etwas. Aber es war nichts da.
    Ein schrilles dünnes Kreischen wie Metall, das auf Metall kratzte, ließ Anvar herumfahren. In dem gegenüberliegenden Torbogen kauerte eine Kreatur, die sein Blut zu Eis erstarren ließ. Ihr aufgedunsener, kugelförmiger Körper war breiter, als ein Mann groß war, und das Geschöpf bewegte sich auf einer Anzahl gegliederter, knochig-steifer Beine – zu viele, als daß Anvar sie in diesem entsetzlichen Augenblick der Konfrontation hätte zählen können. Und es benutzte nicht alle Gliedmaßen nur zum Gehen. Andere sprossen wie gräßliche Wucherungen aus seinem matt glänzenden Körper; einige endeten in grausamen Zangen, andere in tödlich scharfen Klingen, die wie zu Messern geschmiedet waren, und wieder andere in Klumpen, die wie Finger aussahen und sich in unaufhörlicher Bewegung öffneten und schlossen und ins Leere griffen. Das Geschöpf hatte keinen Kopf. Um seinen angeschwollenen Körper herum fanden sich in regelmäßigen Abständen Häufungen heller Lichter wie Augen; ein ähnliches Phänomen entdeckte Anvar an den Enden der sich windenden Gliedmaßen. Mit alptraumhafter Langsamkeit durchzuckten diese Gliedmaßen die Luft und wandten ihre blendenden Strahlen unfehlbar in die Richtung, in der Anvar und seine Freunde standen.
    »O ihr Götter, rettet uns!« In blindem, gedankenlosem Entsetzen wich Anvar langsam in den schützenden Torbogen zurück. Shia, die neben ihm stand, stieß ein furchtbares Fauchen aus.
    »Verteilt euch!« schnarrte sie, während das gräßliche Geschöpf, schneller als man denken konnte, auf sie zujagte – mitten durch die dünne Luft über dem Abgrund!
    Die große Katze sprang zur Seite, und Anvar tauchte in den Schatten des Torbogens ein. Die Kreatur hielt auf dem Steinvorsprung inne, ihre unzähligen Gliedmaßen klickten und ratterten, ihre Augen drehten sich und richteten ihre Strahlen bald hierhin und bald dorthin, um sie schließlich auf Bohan zu heften, der, wie gelähmt vor Angst, direkt am Rand des Felsvorsprunges stand. Wieder einmal hörte Anvar das gequälte metallische Kreischen, als die steifen Beine sich bewegten und Schritt für Schritt auf den Eunuchen zugingen.
    »Hol ihn!« Shias Gedanke brannte sich in Anvars Kopf, als sie sich auf das Monstrum stürzte und ihre Kiefer um eines der schlanken Beine schloß. Die Augen der Kreatur drehten sich zu ihr hin, und mehrere Paare Gliedmaßen fuhren herum; ihre Zangen

Weitere Kostenlose Bücher