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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Kräfte es zuließen, ja, weiter, als jede Hoffnung es gestattete. Er wußte nur, daß er Aurian finden mußte oder in diesem Berg sterben wollte, so wie sie es getan hatte.
    Sie hatten damit gerechnet, hinter diesem Torbogen auf eine weitere kahle Wand zu treffen, aber statt dessen öffnete er sich zu einem langen, schmalen Raum mit einer hohen, gewölbten Decke. Auch hier hatte der Stein eine glatte, glasartige Oberfläche, als wäre er irgendwann geschmolzen und dann in seine augenblickliche Form gebracht worden. Ein unheimliches, rötliches Halblicht erhellte den Raum, ein Licht, das aus dem Nichts zu kommen schien, und die Luft summte mit einem unangenehm hohen, schrillen Ton, der eine irritierende Resonanz in den Knochen von Anvars Kiefer und Schädel hervorrief. Aber seine Aufmerksamkeit richtete sich auf etwas anderes: An der rechten Wand des Raumes stand eine Reihe hoher, ovaler Juwelen, deren stumpfer Glanz an matte Mondsteine erinnerte. Sie hatten größte Ähnlichkeit mit den Kokons eines finsteren Rieseninsekts, und Anvar spürte, wie sich bei ihrem Anblick ein Gefühl der Besorgnis in seiner Brust ausbreitete. Während Shia und Bohan ihm folgten, ging er zu dem nächsten Stein hin, um ihn zu untersuchen.
    Er fand eine einzelne, klare Facette an der Vorderseite des milchigen Juwels. Es wirkte wie ein Fenster, durch das man ins Innere des Steins schauen konnte. Anvar blickte hinein und machte mit einem erstickten Aufschrei einen Schritt nach hinten, als das knochige, grinsende Gesicht eines menschlichen Schädels ihn anstarrte. Durch irgendeinen Trick in der inneren Struktur des Juwels schien es, als wolle das Skelett ihn aus seinem Kristallsarg heraus anspringen.
    Shia drängte sich an Anvar vorbei und stellte sich auf die Hinterbeine, um durch die klare Facette hindurchzuschauen. »Das wird also aus denen, die in diesen Ort eindringen«, knurrte sie. »Sie werden von der Metallkreatur in Kristalle eingeschlossen.«
    Anvar unterdrückte, ein Schaudern. »Du glaubst doch nicht …«
    »Ich hoffe nicht. Aber wie dem auch sei, wir müssen suchen.« Shia trottete zu dem nächsten Kristall hinüber und stellte sich aufrecht hin, um hineinzuspähen. Anvar folgte ihr mit Verzweiflung im Herzen.
    Sie untersuchten einen Kokon nach dem anderen. Anvar mußte jedesmal alle Kraft zusammennehmen, um in einen der Steine hineinzublicken, denn er fürchtete das, was er vielleicht finden könnte. Alle Steine enthielten Knochen, meistens menschliche, aber es gab auch die Skelette anderer Geschöpfe zu sehen. Einige waren unversehrt, aber andere waren grausam zerschmettert und von den Gliedmaßen des Metalltieres zerhackt worden. Einige waren unkenntlich, aber in einem der Kristalle befand sich auch das Skelett einer großen Katze, ein Anblick, der Shia ein wildes Fauchen entlockte. Zwei weitere Kristalle enthielten kleine, menschlich erscheinende Gebeine – mit einem fächerartigen Flechtwerk von Knochen, die aus den seltsam eingehängten Schultern entsprangen. Geflügelte! Anvar war sprachlos. Als sie den letzten Kokon erreichten, zögerte er.
    »Laß mich nachsehen«, sagte Shia. Sie spähte durch die Öffnung, während Anvar mit trockenem Mund zusah. Schließlich kam sie wieder herunter, und ihr Schwanz zuckte vor Erregung. »Aurian ist da drin.«

 
32
Die Stadt des Drachenvolks
     
     
    Aurian schwebte in dem milchigen Licht des Juwels, unerreichbar durch den dicken Kristall, der ihr Grab versiegelte; sie war wie zu einer Alabasterstatue erstarrt, und die einzige Farbe, die sie noch an sich hatte, war die tapfere Flamme ihres Haars. Ihre Augen waren wie im Schlaf geschlossen und ihre bleichen Lippen leicht geöffnet. Soviel konnte Anvar gerade noch sehen, bevor Tränen seinen Blick trübten. Er spürte kaum, wie Bohan ihn von dem Kristall wegzog, und sah nicht, daß Shia seinen Platz an dem Sichtfenster einnahm. Seine Knie gaben unter ihm nach, und er sank, von Schmerz überwältigt, zu Boden.
    »Warte!« zuckte Shias Stimme durch seine Gedanken. »Sie atmet noch!«
    Anvar drehte sich zu ihr um. »Sei nicht dumm«, rief er. »Sie ist tot, verdammt. Es ist nur ein Trick des Kristalls. Du hast die anderen gesehen – die Knochen.«
    Shia versetzte ihm einen harten Schlag, und ihre Augen flammten vor Zorn. »Ich habe sie atmen sehen!« brüllte sie. »Hol sie da raus, Menschentier!«
    Langsam raffte Anvar sich zusammen. »Wenn du dich in dieser Hinsicht irrst …«
    »Sieh doch selbst. Und diesmal schau lange und

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