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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Zeitlang keine Gelegenheit, mit der Magusch zu sprechen, aber endlich, nachdem die Dämmerung angebrochen war, legten sich alle schlafen, um sich auf die bevorstehenden Strapazen vorzubereiten. Aurian war ihm den ganzen Abend über aus dem Weg gegangen, und nun zog sie es vor, sich auf die andere Seite der Gruppe zu legen, neben Shia. Anvar stellte fest, daß er ihre Gegenwart an seiner Seite sehr vermißte, und schimpfte sich selbst einen Narren. Aber sowohl er sich vorgenommen hatte, wach zu bleiben, um sie unter vier Augen zur Rede zu stellen und nach den Ungereimtheiten in ihrer Geschichte zu fragen, weigerten sich seine Augen, offenzubleiben, und schon bald war er fest eingeschlafen.
    Ein vages, unklares Gefühl der Unruhe zog Anvar wieder aus dem Schlaf, während das helle Mittagslicht noch immer durch die Öffnung der Höhle schimmerte. Er öffnete die Augen, setzte sich auf und stellte fest, daß Aurian verschwunden war. Die Magusch war jedoch nicht weit weg. Anvar fand sie allein neben dem Becken. Sie wurde von Schluchzern geschüttelt und hatte die Knöchel ihrer Hand fest auf ihren Mund gepreßt, als sie mit der unendlich traurigen Verlassenheit eines verletzten Kindes weinte. Sorge und Mitleid überwältigten ihn, und in diesem Augenblick wußte Anvar, daß er sie lieben würde – was auch immer aus ihr geworden sein mochte, was auch immer sie mit ihrer neuen ehrfurchtgebietenden Macht tun mochte. Er würde sie lieben.
    Aurian, die ganz in ihrem Kummer aufging, reagierte kaum, als Anvar sich neben sie setzte. »Weine nicht«, murmelte er, denn er wußte nicht recht, wie er sie trösten sollte. »Es ist alles gut – ich bin ja hier.«
    »Na, und wenn schon? Du glaubst, ich wäre eine Lügnerin!« Anvar prallte zurück angesichts der Gehässigkeit in Aurians Stimme. Da er ihre aufgewühlten Gefühle spürte, zwang er sich selbst zur Ruhe.
    »Es wäre nicht das erste Mal, daß ich mich in bezug auf dich geirrt hätte. Du hast mir, seitdem wir uns getroffen haben, immer wieder gezeigt, daß ich mich irrte, und ich bin froh darüber.« Da sah sie ihn endlich an – mit einem flehentlichen Blick, der ihm wie ein Dolch ins Herz fuhr. Er versuchte, sie in seine Arme zu nehmen, aber sie schob ihn von sich.
    »Der Drache«, begann sie zitternd und ohne ihn anzusehen. Plötzlich schien sie es sehr eilig zu haben, mit ihm zu reden. »Du wolltest doch wissen, was aus dem Drachen geworden ist. Nun, er ist tot. Ich habe ihn getötet – so, wie ich die Stadt zerstört habe.«
    Anvar zwang sich, ruhig zu bleiben, denn er wußte es besser, als sie zu unterbrechen, jetzt, da sie endlich zu sprechen begonnen hatte.
    Aurian bemühte sich nun nach Kräften, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. »Die Stadt, Anvar, sie war überhaupt nicht da. Was wir gesehen haben – was wir erlebt haben –, war die weit entfernte Vergangenheit. Als das Drachenvolk Dhiammara verließ, zerstörte es die Stadt, versiegelte sie jedoch im Augenblick ihrer Zerstörung in der Zeit, bis der Führer des Schwertes kommen würde. Sobald das geschah, wurde der Zauber aufgehoben, und die Stadt begann zusammenzubrechen.« Ihre Stimme brach, und sie schluchzte. »Ich wollte dem Drachen helfen, ich wollte ihn abermals aus der Zeit nehmen, aber er hat es nicht zugelassen. Er sagte, er habe es vorgezogen, zurückzubleiben, und nun, da ich gekommen sei, sei seine Aufgabe erfüllt.« Eine Träne rollte ihr über die Wange. »Er war nicht besonders liebenswert, Anvar – er war arrogant und hinterhältig und übellaunig, aber … Oh, er war wunderschön und klug – und er sprach mit Musik und Licht! Er hat so lange gewartet, und nach allem, was wir wissen, könnte er der letzte seiner Art gewesen sein, und es war meine Schuld!« Aurian begann wieder zu weinen und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. »Ich habe ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt.«
    »Schscht.« Anvar strich der Magusch übers Haar. Ihr Kummer schmerzte ihn, aber gleichzeitig hätte er am liebsten getanzt vor Erleichterung. Wie konnte diese Frau, die den Tod von Schönheit und Mut und Selbstaufopferung betrauerte, sich dem Bösen zuwenden? »Es war nicht deine Schuld«, tröstete er sie. »Du hast es dir nicht ausgesucht, derjenige zu sein, auf den er wartete. Dieser Weg wurde für dich bestimmt; für uns alle. Der Drache hatte recht, Aurian. Er starb Jahrhunderte vor unserer Zeit. Was du gesehen hast, war ein Geist, wenn du so willst – in einer Stadt der Geister.«
    Mit einem

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