Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
schweißdurchtränkt. Ihr Atem, behindert von Wolken aus Juwelenstaub, kam gequält und wimmernd aus ihren pfeifenden Lungen. Auch die Reiter waren von Schweiß durchnäßt, der ihnen unter ihren unangenehm klebrigen Schleiern brennend in die Augen lief Schweiß, der ihre Wüstengewänder klamm an ihre Leiber preßte, während die lebensspendendeFeuchtigkeit sich in der trockenen Wüstenluft verlor.
Shia mit ihrem dicken Pelz des Bergbewohners hatte besonders schwer zu leiden. Zumindest waren die anderen in der Lage, zu reiten, aber sie war gezwungen, auf ihren eigenen Beinen hinter den Pferden herzulaufen. Da sie für kurze, schnelle Sprints gebaut war, ging der grausame Marsch über den brennenden Sand beinahe über ihre Kräfte. Und sie hatte nicht nur unter furchtbarer Müdigkeit und dem Durst zu leiden; die ständige Reibung auf dem heißen Juwelenstaub hatte ihre Pfoten aufgeschürft, hatte zu schmerzhaften Blasen geführt, und es dauerte nicht lange, bis Shia eine Spur blutiger Fußabdrücke hinter sich herzog.
Nur ihre Liebe zu der Magusch hielt sie aufrecht, und jeden Tag, wenn Aurian sich eigentlich hätte ausruhen sollen, um selbst neue Kraft zu schöpfen, verausgabte sie sich, indem sie die leidende Katze heilte und versuchte, Shia genug von ihrer eigenen, schwindenden Energie zu leihen, um weiterzugehen. Anvar, dessen Besorgnis stetig wuchs, tat sein möglichstes, um zu helfen, aber er war kein Heiler, und seine Bemühungen hatten wenig praktischen Nutzen, abgesehen davon, daß er der Magusch zusätzliche Stärke lieh, so daß sie auch den nächsten Tag noch irgendwie bewältigen konnte.
Während die Zeit verstrich, wuchs Aurians Verzweiflung immer mehr. Die Durchquerung der Wüste war ein Wettrennen gegen die Zeit, und sie wußte, daß sie es verlor. Ihr Körper wurde wegen ihrer fortschreitenden Schwangerschaft immer unbeholfener, und das Reiten fiel ihr von Tag zu Tag schwerer. Sie wußte, daß sie mit dem Stab der Erde ihre eigenen, schwindenden Kräfte überstrapazierte, die nun um so schneller versiegten. Schon bald würden sie ganz verschwunden sein. Wann immer sie daran dachte, wurde sie von einer Woge erstickender Panik überwältigt. Wie konnte sie dann Shia noch helfen? Wie konnte sie sich und ihr Kind beschützen und ihre Freunde vor dem Bösen des Erzmagusch und seiner Komplizin Eliseth bewahren?
Das schlimmste von allem war, daß Shia nach dem Gesetz der Wüste eigentlich zurückgelassen werden mußte. An den schlimmsten Tagen bat die Katze sie sogar darum und blickte mitleiderregend zu den beiden Magusch auf, mit Augen, die schon weit entfernt und glasig waren und die flehentliche Bitte enthielten, sie von ihrem Leiden zu erlösen. Aurian biß dann die Zähnen zusammen und verbot es Anvar mit ihrem stahlharten Blick, den anderen zu erzählen, was Shia gesagt hatte. Aber sie alle dachten bereits daran – Aurian konnte es in Nerenis häufigen Tränen sehen und in der schuldbewußten Art, wie Eliizar und Yazour ihren Blicken auswichen. Selbst Bohan, ihr treuer Turm der Stärke, schien sich langsam unwohl zu fühlen, und zum Schluß, das wußte sie, würde sie es auch noch mit Anvar aufnehmen müssen. Obwohl er sie bisher in dieser Hinsicht nicht bedrängt hatte, wußte sie, daß seine Sorge für sie und das Kind ihn schließlich zu der unausdenkbaren letzten Möglichkeit treiben würde. Alles, was Aurian tun konnte, war, sich gnadenlos zu verausgaben und sich mit der gesamten Stärke ihres unbeugsamen Willens zu zwingen, ihnen allen zu trotzen und Shia irgendwie bis an das Ende ihrer Reise hinüberzuretten.
Sie waren noch immer einige Tage vom Rand der Wüste entfernt, als das Schlimmste geschah und Aurian unter der Hitze und ihrer eigenen Erschöpfung zusammenbrach. Die anderen hatten immer in diesem heißen Klima gelebt und gelernt, die grausamen Temperaturen zu ertragen, und Anvar hatte in seiner furchtbaren Zeit im Sklavenlager ein gewisses Maß an Widerstandsfähigkeit erlangt. Aurian dagegen war in den Südlichen Königreichen stets nur verhätschelt worden; zuerst als eine der Erwählten der Arena und dann in der kühlen Behaglichkeit von Harihns Palast. Und dennoch hätte sie es vielleicht überstanden, wenn sie selbst sich nicht über die Grenzen ihrer Kraft getrieben hätte. Jeden Tag wurde ihr Zustand schlechter, bis sie schließlich dem erlag, was Yazour die Hitzekrankheit nannte.
Obwohl ihre Gewänder klebrig an ihr hafteten, zitterte Aurian am ganzen Körper. Ihr Herz
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