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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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erfinderisch, grausam und demütigend, und Aurian hatte schon bald Angst, die ihr gestellten Aufgaben auch nur anzugehen, da sie befürchtete, wieder einmal zu versagen. Aber auf diese Weise bekam sie nur noch mehr Schwierigkeiten mit ihrer ungeduldigen Lehrerin. Nicht einmal abends gehörte ihr ihre Zeit allein, denn Elisabeth verlangte von ihr, den gesamten Maguschkodex auswendig zu lernen, und fragte sie jeden Tag ab.
    Aurian war unglücklicher und einsamer als je zuvor in ihrem Leben. Die Dinge wären vielleicht einfacher gewesen, wenn sie ihrer Mutter eine Nachricht hätte senden oder mit Finbarr und Meiriel hätte reden dürfen, aber Eliseth hielt sie praktisch wie eine Gefangene; tagsüber mußte sie pausenlos arbeiten, und abends wurde sie in ihrem Zimmer eingeschlossen. Aurian verlor ihren Appetit und konnte nicht mehr schlafen. Jede Nacht lag sie wach und wälzte sich bekümmert von einer Seite auf die andere, und jeden Morgen schien das Gesicht, das ihr aus dem Spiegel entgegensah, noch bleicher, hagerer und hohläugiger geworden zu sein. Sie wurde immer nervöser und schüchterner und brach beim geringsten Anlaß in Tränen aus. Als die Wochen zu Monaten wurden und der Frühling langsam zurückkehrte, wuchs ihre Überzeugung, daß aus ihr niemals eine richtige Magusch werden würde. Unausweichlich gewann ihre Hoffnungslosigkeit allmählich die Oberhand über ihre Furcht vor der Stadt und der großen Welt da draußen, so sehr, daß sie schließlich den verzweifelten Wunsch verspürte zu fliehen.
    Endlich bot sich ihr eine Gelegenheit. Nach einem besonders qualvollen Tag schickte Eliseth sie auf ihr Zimmer und vergaß, die Tür abzuschließen. Aurian wartete atemlos bis spät in die Nacht hinein, wobei sie betete, daß die Magusch nicht zurückkehren würde, um sie doch noch einzuschließen. Dann verstaute sie ihre wenigen Kleidungsstücke in einem Laken und schlich sich aus dem Turm. Jeden Augenblick erwartete sie, eine zornige Stimme zu hören, die sie zurückrief.
    Das Ganze schien beinahe zu einfach zu sein. Die Luft war mild und frühlingshaft, der Vollmond spendete ihr ausreichend Licht, und der Hof war vollkommen verlassen. Aurian huschte leise von einem Schatten zum anderen, um nach einem anderen Ausgang als dem Haupttor zu suchen, das bewacht war und sie lediglich auf die ungeschützte Straße zum Pförtnerhaus auf dem Damm führen würde. Während sie die hohe Mauer entlanglief, die den Gebäudekomplex umgab, begann sie zu verzweifeln. Es mußte doch noch einen anderen Weg ins Freie geben! Aber ihre Suche hatte sie lediglich wieder an ihren Ausgangspunkt zurückgebracht, zum Turm der Magusch. Aurian hätte sich am liebsten hingesetzt und geweint, aber eine solche Chance zur Flucht würde sich ihr vielleicht nie wieder bieten, und sie konnte es sich nicht leisten, sie zu vertun. Sie biß die Zähne zusammen und murmelte einen von Forrals Lieblingsflüchen. »Na schön«, murmelte sie, »dann werde ich eben hinüberklettern!« Auf der Suche nach einem möglichst guten Angriffspunkt auf dem glatten Stein der Mauer kroch sie in die Ecke, wo das Mauerwerk auf die abgerundete Seite des Turms traf. Und dort, versteckt im Schatten, fand sie eine kleine, hölzerne Seitentür, die tief in die Mauer eingelassen war. Aurian biß sich auf die Lippen, kämpfte mit dem großen Eisenring, der als Griff diente, und drückte dagegen. Die kleine Tür gab schließlich nach und öffnete sich. Aurian schlüpfte hindurch, und neue Mutlosigkeit überfiel sie. Vor ihr lag nicht der Weg ins Freie, sondern nur ein abgeschlossener Garten.
    Von ihrem Versteck in den Büschen, die an der Mauer entlang wuchsen, sah Aurian sich den Garten nun genauer an. Er wurde offensichtlich mit großer Sorgfalt in Ordnung gehalten; kurze, gepflegte Rasenstücke, funkelnde Springbrunnen und ordentliche Beete mit zarten Frühlingsblumen schimmerten im bleichen Mondlicht. Eine warme Brise trug den Duft der Blüten zu Aurian herüber, und ein paar frühe Nachtfalter tanzten über ihnen in der Luft. Abgesehen von einem kreisförmigen Laubengang in der Mitte boten nur die Mauern mit ihrer dichten Decke aus Gebüsch und Kletterpflanzen einem Flüchtling Schutz. Und eine Mauern – die von ihr am weitesten entfernte – war nur hüfthoch. Sie konnte mühelos hinüberklettern! Aurians Herz machte einen kleinen Sprung. Aber sogleich wurde sie wieder ernüchtert. Es war die Mauer über dem Rand des steilen Felsabhangs, der wie der Bug eines Schiffs zu

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