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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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    »Großer Chathak, Liebes, du bist ja weiß wie ein Laken!« Forral schien besorgt zu sein. »Armes Mädchen – es ist das erste Mal, daß du zuviel getrunken hast, nicht wahr? Und es ist meine Schuld.« Als er ihre Hand ergriff, schoß eine Flamme prickelnden Feuers durch Aurians Körper. O ihr Götter, dachte sie, was geschieht mit mir? Forral schob ihr eine dampfende Tasse hin, und sie beugte sich tief darüber, um ihre Verwirrung zu verbergen. Es war Taillin, ein Tee, der aus Blättern eines Strauches gewonnen wurde, der im Südosten wuchs, das Hauptstimulans der Stadtbewohner. Aurian nahm einen Schluck davon und zog bei dem sauerscharfen Geschmack des Gebräus eine Grimasse. Wie sehr sie doch die Tees ihrer Mutter vermißte, die aus einer Vielzahl von Beeren, Blumen und Kräutern gewonnen wurden und von denen jeder seinen eigenen Nutzen hatte. Nichtsdestoweniger war sie in diesem Augenblick sogar für das Taillin dankbar.
    Gerade in dieser Sekunde erschien einer der Männer, die in der Gaststube bedienten, um sich mit kleinlauter Ehrerbietung zu entschuldigen. Sie hatten Forrals Identität bereits entdeckt, und was den Umstand betraf, daß sie eine Magusch zu Gast hatten …
    »Es tut mir wirklich leid, mein Herr und meine Dame«, sagte er, »das ist das Beste, was wir zum Frühstück finden konnte, da es jetzt schon so spät ist und die Zeiten so schlecht sind …« Er stellte zwei Teller vor sie hin mit etwas, das Aurian wie klumpige Eier vorkam, und zog sich dann hastig zurück. Ungläubig starrte sie auf das schleimige gelbe Zeug auf ihrem Teller und schluckte die Galle herunter, die in ihrer Kehle aufgestiegen war. Die Zeiten sind so schlecht? Wie meinte er das? Gewiß konnte es trotz der Dürre nicht so schlimm stehen in der Stadt? Das gestrige Abendessen war ganz in Ordnung gewesen. Obwohl sie, wie sie sich trocken eingestehen mußte, so in Forrals Gegenwart versunken gewesen war, daß sie nicht einmal bemerkt hätte, wenn …
    »Herr! Kommandant Forral!« Es war der Gastwirt persönlich, und nach dem Blick seiner Augen zu urteilen, war der Mann in heller Panik. Aurian blinzelte überrascht, als sie sein gerötetes Gesicht und seine zerzauste Erscheinung wahrnahm. Konnte dies derselbe gewandte, selbstbeherrschte Mann sein, der sie gestern abend willkommen geheißen hatte? Er zog an Forrals Arm, wobei er die unterwürfige Höflichkeit, mit der man im Flinken Hirschen seine Gäste zu behandeln pflegte, vollkommen außer acht ließ. »Herr, du mußt sofort kommen!« keuchte er. »Es gibt einen Aufstand – auf dem Marktplatz!«
    »Was?« Forral stieß seinen Stuhl zurück und sprang auf die Füße. »Bleib hier«, sagte er zu Aurian und war im selben Augenblick verschwunden.
    Eine Sekunde lang hielt die kindliche Gewohnheit des Gehorsams Aurians Temperament stand. Dann zogen sich ihre Brauen zusammen, und ihr Kiefer begann sich zu verspannen. Hierbleiben? Wahrhaftig, als wäre sie noch ein kleines Kind! Hier sitzen und Taillin trinken, während er sich in Gefahr begab? »Das wäre ja noch schöner!« murmelte Aurian. Dann erhob sie sich schnell und eilte Forral nach.

 
6
Sturmbringer
     
     
    Die Messe der Garnison in Nexis war während der Stunde der Mittagsmahlzeit für gewöhnlich voller Leben. Der Lärm war meistens schier ohrenbetäubend, wenn das fröhliche Geklapper des Bestecks auf den Tellern, das Getöse der lauten Unterhaltungen und die derben Scherze zwischen den kahlen Wänden aus weißgetünchtem Stein widerhallten. Heute war nichts zu hören bis auf ein paar vereinzelte, gedämpfte Stimmen und das Summen der fetten, schwarzen Fliegen, die sich auf den zurückgelassenen Speiseresten auf den Tischen sammelten. Die Dürre, der unmittelbar vorstehende Wechsel des Kommandos und die düstere Drohung eines Bürgeraufstands hatte die Moral in der Garnison auf den Tiefpunkt sinken lassen.
    Maya warf einen Blick auf die Reihen leerer Tische und Bänke und runzelte die Stirn. Es überraschte sie nicht, daß niemand zum Essen gekommen war. Die Rationen waren wegen der Dürre knapp, und das Essen wurde bei dieser Hitze schnell ranzig. Gemüse und Früchte gab es fast überhaupt nicht mehr, und das meiste davon ging, ehe man sich’s versah, an die Leute, die sich die Wucherpreise leisten konnten; Gasthäuser wie das Zum Flinken Hirschen, wo sich die Reichen bewirten ließen, sicherten sich ihren Anteil, oder – das Gesicht der kleinen, dunkelhaarigen Kriegerin verfinsterte sich noch mehr – das

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