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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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kein Auskommen mehr mit dem Mann, seit das Wasser des zu einem Rinnsal zusammengeschrumpften Flusses nicht mehr ausreichte, das Mühlrad anzutreiben. Und da Anvar nicht mehr mit dem Wagen kam, um Mehl zu holen, mußte sie den ganzen Weg zu Fuß gehen. Nicht, daß Anvar in letzter Zeit noch ein besonders angenehmer Gesellschafter gewesen wäre. Er kannte nur noch seine Arbeit, als ob ihm das irgend etwas einbringen würde! Das Schlimme war, daß er keinen Ehrgeiz hatte.
    Fast am Ziel. Sara seufzte dankbar auf, als sie begann, sich die steile Treppenflucht hinaufzuschleppen, die auf den Marktplatz führte. Erhitzt, mit wunden Füßen und hungrig war sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um den anschwellenden Tumult zorniger Stimmen zu bemerken. Als sie ihren Fuß auf den Marktplatz setzte, geriet sie mitten in den Aufruhr hinein.
     
    Vannor galoppierte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Stadtstraßen, auf dem Weg von seinem Heim über dem Südufer des Flusses ins Marktviertel auf der anderen Seite der Stadt. Er hatte eine Botschaft von den verzweifelten Marktverkäufern erhalten, die angesichts der üblen Stimmung der Massen nach dem Oberhaupt der Händlergilde geschickt hatten. »Diese Idioten!« murmelte Vannor wütend. Warum hatten sie nicht einen Boten zur Garnison geschickt, die viel näher war? Es war reines Glück, daß Parric bei ihm gewesen war, als der aufgeregte und verschwitzte Bote bei ihm eingetroffen war.
    Da er es nicht wagte, durch einen Umweg Zeit zu verlieren, trieb der Kaufmann sein widerstrebendes Pferd über den kürzesten Weg zum Markt – die Steinstufen hinauf. Bis es Parric endlich gelang, die Truppen zu mobilisieren, konnte die Situation schon vollkommen außer Kontrolle geraten sein. Auf dem Marktplatz angekommen stellte Vannor fest, daß es schon soweit war. Mitten auf dem Platz brannte ein gewaltiges Feuer, das sich von niedergerissenen Verkaufsbuden nährte. Der Platz war mit einer wogenden Masse von Menschen angefüllt. Einige trugen Knüppel bei sich, während andere zu Vannors Bestürzung mit Fackeln, Äxten und Messern bewaffnet waren. »Nieder mit den Kaufleuten!« schrien sie. »Nieder mit den Magusch!«
    Vannor fluchte. In seinem innersten Herzen stimmte er der zweiten Forderung durchaus bei, aber als Oberhaupt der Händlergilde konnte er die erste kaum verzeihen. Die Kaufleute hatten sich hinter einer Barrikade umgelegter Wagen verschanzt und wurden dort das Ziel von Wurfgeschossen und wüsten Beschimpfungen. Es war nicht schwer festzustellen, was den Aufruhr ausgelöst hatte. Hinter der Barrikade der Händler stand ein Karren, der mit Waren aller Art voll beladen war: Kisten von Sommerfrüchten, verschrumpeltes, aber zumindest noch unverdorbenes Wurzel- und Blattgemüse, verschiedene Käsesorten und zwei Kisten mit noch lebendem Geflügel. Der Karren trug das Zeichen der Magusch und war unverkennbar für die Akademie bestimmt. Selbst mit dem wütenden Mob an der Kehle hatten die Händler zuviel Angst vor Miathans Zorn, um ihr Abkommen mit dem Erzmagusch zu brechen, und daher versuchten sie immer noch, den Wagen mit seiner kostbaren Fracht zu verteidigen. Vannor, der mit seinem scheuenden Pferd zu kämpfen hatte, blieb am Rand des Platzes stehen. Was kann ich allein dagegen ausrichten, dachte er? Wo sind die Soldaten? Das Schwierige an seiner Lage war, daß er, der sich selbst aus der erbärmlichsten Armut seiner Kindheit nach oben gekämpft hatte, auch in seiner augenblicklichen hohen Position volles Verständnis für die verzweifelten, hungrigen Menschen auf dem Marktplatz hatte. Und doch war er jetzt das Oberhaupt der Händlergilde, und seine Leute waren in Gefahr. Er trug die Verantwortung für sie. Er mußte zu den Kaufleuten durchkommen und sie dazu zwingen, den Karren aufzugeben. Ohne es zu wagen, an die Folgen zu denken, begann er, sein unwilliges Reittier durch die dichtgedrängte Menschenmenge zu treiben.
    Es war eine harte Arbeit. Das Pferd war verständlicherweise widerwillig; der Mob hatte ihm Entsetzen eingeflößt. Da wären wir schon zwei, dachte Vannor grimmig, während er Hände abwehrte, die sich an seinen Sattel klammerten, und den Wurfgeschossen so gut er konnte auswich. Bleiche und vom Hunger entstellte Gesichter wandten sich ihm zu. Irgendwo in der Menge ertönte ein Schrei. Mit dumpfer Übelkeit in der Magengrube wurde Vannor erst zu spät bewußt, welchen Fehler er gemacht hatte. Für diese Menschen bedeutete sein Pferd Nahrung. Ein

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