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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sich zu einem Lächeln und ergriff die dargebotene Hand. »Freund«, pflichtete er ihm bei. Zumindest für den Augenblick, du Xandim-Bastard, dachte er.
     
    Schiannaths Patient war schon bald wieder eingeschlafen, aber es schien ihm viel besser zu gehen, und der Gesetzlose beschloß, es zu wagen, sich nach den langen Stunden des Wachens endlich ebenfalls auszuruhen. Vorsichtig stand er auf – es gab nur eine Stelle in der Höhle, an der er das tun konnte, ohne sich den Kopf an der Decke zu stoßen – und räkelte sich die Steifheit aus seinen Gliedern. Dann fachte er das Feuer an, brühte aus einigen Blättern und Beeren, die er in freundlicheren Monaten gesammelt hatte, einen Tee auf und aß ein spärliches Mahl, das er sich aus seinen gehorteten Vorräten zubereitet hatte.
    Iscalda wieherte von ihrem Platz in der Nähe des Höhleneingangs, und Schiannath ging zu ihr hinüber, um ihr über ihren seidigen Nacken zu streichen. »Nun?« fragte er sie. »Was hältst du von unserem neuen Kameraden?«
    Es war unheimlich, daß die Stute gerade in diesem Augenblick schnaubte, so als antwortete sie ihm auf seine Frage. Der Gesetzlose mußte sich das Lachen verkneifen, um seinen Patienten nicht zu wecken. »Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können«, sagte er zu ihr. »Ein Freund, wahrhaftig – dieser Khazalim-Abschaum!« Aber die Göttin hatte ihm befohlen, diesem Mann zu helfen, und daher würde Schiannath ihm helfen – jedenfalls für den Augenblick.

 
12
Der Betrunkene Hund
     
     
    Der Betrunkene Hund, eine typische Hafentaverne, war die schmutzigste Bierschänke in Nexis. Die Fenster, die bei zahllosen Schlägereien wieder und wieder zu Bruch gegangen waren, waren nun mit einem unbeholfenen Sammelsurium von Brettern vernagelt, und die Schankstube stank nach Qualm, Fett und ungewaschenen Leibern. Der Boden war glitschig, ein widerlicher Morast aus Sägespänen, verschütteten Getränken und in der Regel auch Blut. Wenn der Fluß niedrig war, war die Luft hier angefüllt mit dem ekelhaften Gestank nach toten Fischen und Abwässern. Der Zustand der Taverne, die unten zwischen den Lagerhäusern des nördlichen Flußufers lag, hätte ausgereicht, um einen starken Mann zum Erbleichen zu bringen und einen weisen dazu, sich hastig abzuwenden. Selbst in dieser Gegend, einer der rauhesten in der Stadt, hatte der ›Hund‹ einen schlechten Ruf – und war stolz darauf.
    Nur die Verzweifelten wagten sich in das schattige, stinkende Innere des Betrunkenen Hundes, wo die Stadtwache kaum jemals zu sehen war; nur die Niedrigsten der Niedrigen verkehrten hier, die Banden, deren Revier die dunklen Gassen waren, zu deren Geschäft der schnelle Dolchstoß in den Rücken gehörte und das Glitzern des Goldes in einem gestohlenen Geldbeutel. Nur die heimatlosen, stinkenden, rotäugigen Wracks, deren Liebe zum Bier zur Sucht geworden war. Nur die traurigen, ausgebrannten Huren, von Krankheiten geplagt, pockennarbig und zu alt, um sich mit einer besseren Kundenklasse einen ehrlichen Lebensunterhalt zu verdienen. Nur die, die schon so tief gesunken waren, daß sie nichts mehr zu verlieren hatten – und Jarvas.
    Jarvas saß in seiner Ecke neben dem von Asche halb erstickten Kamin; er saß mit dem Rücken zur Wand und war sich der Tatsache bewußt, daß der Raum zwischen seinem Platz und der Hintertür frei war und ihm die Möglichkeit ließ, jederzeit zu fliehen. Es war der beste Platz in der Schankstube, von der Durchreiche aus leicht zu beobachten, so daß man jederzeit mehr von dem abscheulich sauren Bier bestellen konnte, und gleichzeitig hatte man einen guten Blick über die ganze Schänke. Es war Jarvas’ Stammplatz, und niemand hatte Lust, ihn ihm streitig zu machen.
    Jarvas nahm einen Schluck aus dem fettbeschmierten Becher und zog eine Grimasse, als das widerlich schmeckende, flockige Gebräu ihm die Kehle hinunterlief. Das war genau das richtige, überlegte er, um den Körper unweigerlich krank zu machen; aber dieser Gedanke konnte ihn nicht davon abhalten, es zu trinken – ihn ebensowenig wie jeden anderen hier. Er war für gewöhnlich kein Mann, der seine Zeit damit verschwendete, darüber nachzudenken, warum er hierherkam, obwohl er es eigentlich nicht mußte – er kannte sein eigenes Herz und hielt nicht viel davon, in seiner Seele herumzukramen. In diesen Tagen jedoch, nachdem das Leben in der Stadt, das früher schon schlimm genug gewesen war, noch ein gutes Stück schlimmer geworden war, wurde seine Laune

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