Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe
Gebäude auf dem verkohlten Land betrachtete, die rußgeschwärzten Wände, die geflickten Dächer, durch die der Regen tropfte, und die glaslosen Fenster, die wie die leeren Augen einer Leiche aussahen, da hatte sein Herz sich zusammengezogen. Sein Onkel war nicht reich gewesen, soviel stand fest, diese heruntergekommenen Mauern waren wertlos. Harkas hatte bitter geflucht, aber Vannor hatte zu alledem geschwiegen, war einfach zur Mühle hinübergegangen und hatte hineingesehen, hatte sich seinen Weg durch Schutt und abgebrochene Balken gebahnt und nachdenklich die Stirn gefurcht.
Jarvas lächelte bei der Erinnerung an den großen Kaufmann, der damals die Worte gesprochen hatte, die das Leben zweier junger Männer so sehr veränderten. »Gute, solide Steinmetzarbeit, diese Mauern werden so schnell nicht zusammenfallen. Neue Balken müssen her, ihr habt da den Holzwurm drin, aber was für ein Gebäude! Seht nur, wie dick diese Wände sind und wie massiv die ganze Anlage ist; und mit den Lagerhäusern ist es genauso, da bin ich mir sicher. Jungs, es mag zwar im Augenblick noch nicht nach viel aussehen, aber ich würde sagen, ihr habt es gut getroffen.« Dann hatte er Jarvas angegrinst, dessen Augen rund vor Erstaunen geworden waren.
Harkas, der ältere der Brüder, war dagegen unbeeindruckt. »Wie meinst du das, Herr? Wie könnten diese alten Steinhaufen irgend jemandem von Nutzen sein?«
Das Zwinkern verschwand aus Vannors Augen, und er sah Harkas direkt an. »Denk doch einmal nach, Harkas. Ich mag zwar im Rat der Drei sitzen, aber ich verrate keine Geheimnisse, wenn ich sage, daß die Dinge in der Stadt immer schlimmer werden. Die Dürre, der Hunger und die darauf folgenden Aufstände sollten uns eigentlich allen eine Lehre sein. Mit diesen Häusern hier« – er klopfte auf den mit Ruß verschmierten Stein – »seid ihr vor allem sicher. Jungs, mit ein wenig harter Arbeit könntet ihr diese Gebäude in eine Festung verwandeln. Und das beste, was mit diesem Stück Land geschehen konnte, war das Feuer. Seht nur! Es fängt bereits an, fruchtbar zu werden.« Er zeigte auf die zarten Gräser und Unkrautflecken, deren Wachstum sich durch die letzten sturzbachartigen Regengüsse noch beschleunigt hatte.
»Ihr könnt das Land einzäunen und eine Palisade herumbauen. Die Götter wissen, daß hier genug Steine von den abgebrannten Hütten liegen, und in den Lagerhäusern gibt es reichlich Holz; diese Balken müssen sowieso ersetzt werden, also könnt ihr das Holz ebensogut nutzen. Die Mühle hat einen Wasservorrat, der direkt vom Fluß hierhergepumpt wird, und mit ein wenig Arbeit könntet ihr diese alten Färbetröge zu Schweineställen umfunktionieren. Außerdem könntet ihr Gemüse anbauen und ein paar Hühner halten …«
»Einen Augenblick mal, Herr«, unterbrach ihn Harkas. »Du willst, daß wir Bauern werden? Mitten in dieser verdammten Stadt?«
»Warum nicht?« Vannors Augen leuchteten. »Wißt ihr, wie ich mein Vermögen gemacht habe? Mit Visionen. Ich habe es gewagt, in eine andere Richtung zu denken als meine Kameraden; Dinge zu tun, die mir von meiner Familie und meinen Freunden den Vorwurf eingetragen haben, ich sei verrückt – aber bei allen Göttern, es hat funktioniert. Visionen, das ist es, was ihr braucht, Jungs. Phantasie.«
»Und Geld«, schnaubte Harkas, noch bevor Jarvas ihn zurückhalten konnte.
Vannor hatte nur gegrinst. »Mach dir mal keine Gedanken wegen des Geldes, Harkas; ich werde schon dafür sorgen, daß ihr genug habt, um einen Anfang zu machen.«
Der Kaufmann drehte sich zu Jarvas um und schlug ihm auf die Schulter. »Du hast mich beeindruckt, mein Junge, während du für mich gearbeitet hast, und obwohl es mich schmerzt, einen guten Vorarbeiter zu verlieren, verdienst du es, etwas aus deinem Leben zu machen. Außerdem faszinieren mich die Möglichkeiten dieses Ortes. Betrachte es als unbegrenztes Darlehen …« Sein Gesicht wurde plötzlich nachdenklich. »Mit einer Bedingung. Diese Häuser sind zu groß für euch, selbst mit euren Familien – mach nicht so ein Gesicht, Jarvas, auch du wirst eines Tages jemanden finden. Und die Gebäude wieder in Ordnung zu bringen ist auch mehr, als ihr allein schaffen könntet.«
Vannor sah den beiden Brüdern abwechselnd ins Gesicht. »Habt ihr gesehen, wie die Armen in dieser Stadt leiden? Und ihre einzige Zuflucht, wenn sie zu tief sinken, ist die Leibeigenschaft.« Er runzelte die Stirn. »Es scheint, als sei ich nicht in der Lage, dem ein
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