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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sie von diesem Ort gehört. Jarvas und seine guten Taten! dachte sie. Und was haben sie ihm eingebracht? Als sie das schwere Tor erreichten, pfiff der große Mann eine komplizierte Melodie, und kurz darauf hörte man ein hohles, scharrendes Geräusch, als schwere Holzgitter auf der anderen Seite der Tür aus ihren Sockeln gehoben wurden. Das Tor schwang auf, und das leuchtende Fackellicht, das Tilda entgegenschlug, trieb ihr Tränen in die Augen. Dann löste sich eine in Umhang und Kapuze verborgene Gestalt aus dem Nebel.
    »Du bist aber früh zurück.« Beim Anblick von Jarvas’ Last geriet die Stimme der Frau ins Schwanken. »Bei den Göttern, was ist passiert?« Tilda sah, wie die kleine Gestalt sich straffte und offensichtlich einen Entschluß faßte. »Ich werde sofort Benziorn holen«, sagte sie energisch und drehte sich auch schon um.
    »Gutes Mädchen!« schrie Jarvas hinter ihr her. »Sag ihm, daß wir hier eine Wunde haben, die genäht werden muß.«
    »Mach ich.« Die Frau verschwand im wabernden Nebel.
    Jarvas trug den verwundeten Fremden in das Lagerhaus, das am nächsten lag. Tilda, die ihm folgte, keuchte vor Überraschung, als sie durch die schmale Öffnung in der massiven Tür schlüpfte. Der Nebel machte es einem schwer, von außen die Größe des Gebäudes zu beurteilen, aber im Innern angelangt, stellte man fest, daß es riesig war: Das Erdgeschoß war ein von lauten, fröhlichen Rufen widerhallendes Gewölbe, und Schatten tanzten auf den Wänden, die von dem Licht der Fackeln herrührten. Diese Fackeln waren an den acht tragenden Steinsäulen befestigt, die sich in Zweierreihen durch die ganze Halle erstreckten. Tildas erster Eindruck war von Wärme und Licht geprägt. Lampen und Kerzen brannten auf Steinvorsprüngen und in Nischen, die man in die rohen Wänden des gekalkten Steins gehauen hatte. Außerdem brannten in regelmäßigen Abständen und auf beiden Seiten des riesigen Raumes Lagerfeuer. Der Qualm des Holzes stieg in unruhigen Wogen auf, füllte den Raum mit einem erstickenden Nebel, der in Tildas Augen brannte und ihr den Atem raubte, so daß sie wieder anfing zu husten. Sie hatte einen flüchtigen Eindruck von Leuten, die sich um sie scharten, und hörte ein Summen vieler fragender Stimmen, aber ihre Augen tränten so sehr, daß es ihr unmöglich war, durch den qualmigen Dunst hindurch etwas deutlich zu erkennen.
    »Aus dem Weg! Ich habe hier einen Verletzten!« brüllte Jarvas. »Mögen uns die Götter gnädig sein! Welcher Schwachkopf hat bloß die Fenster geschlossen! He, du da!« Er fing den Blick eines mageren Bengels mit schmutzigem Gesicht auf. »Junge, kannst du klettern?«
    »Natürlich kann ich das!« Der schmuddelige, kleine Junge nickte begeistert.
    »Gut. Da drüben an der Wand findest du eine Leiter. Klettere zu einem der hohen Fenster hinauf und öffne die Läden, und wenn du das getan hast, tu dasselbe mit dem Fenster gegenüber. Ein kräftiger Durchzug wird diesen Rauch in kürzester Zeit vertreiben.«
    »Wird gemacht, Jarvas.« Der Junge stürmte davon und rief seine Freunde herbei, die ihm helfen sollten.
    »Und mach keinen Unfug mit der Leiter!« Jarvas drehte sich mit einem kläglichen Grinsen zu der Hure um. »Ich verschwende nur meinen Atem, wenn ich einem Jungen seines Alters so etwas sage. Ist mit dir alles in Ordnung?«
    »Rauch!« stieß Tilda mühsam wimmernd hervor.
    »Das tut mir leid, aber wir bringen das schnell wieder in Ordnung. Irgend jemand soll Wasser kochen und ein paar saubere Lumpen von irgendwoher auftreiben«, bellte er in das Zimmer hinein, ohne sich an jemand bestimmten zu richten.
    Jarvas ging an das andere Ende des Raums, während Tilda sich blind an dem Saum seines Umhangs festklammerte. Dann legte er den Verwundeten auf eine Pritsche in der Nähe des Feuers. »Benziorn sollte sich besser beeilen«, murmelte er, und Tilda machte sich daran, den verletzten Fremden mit einem Lumpen zuzudecken. »Er verliert eine Menge Blut.«
    Tilda hörte das Quietschen und Scheppern der Leiter, als sie aufgestellt wurde, und daneben das schrille Geplapper kindlicher Stimmen. Ihre Flüche störten sie nicht; sie war mit solchen Rauheiten auf der Straße aufgewachsen. Nach ein paar Minuten besänftigte die hochwillkommene, frische Luft ihre Lungen. Der Rauch hob sich, aber die Fenster waren so hoch, daß sie den schlimmsten Teil der Kälte aus dem Raum fernhielten.
    »Na schön. Was soll ich denn diesmal wieder zusammenflicken?« Die Stimme war tief und

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